Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Spandau hin überführte, war
es mit Neustadts historischer Zeit vorbei. Treffliche
Kräfte waren auch noch weiterhin wirksam, aber kein
Name wie Königsmarck, Prinz von Hessen-Homburg,
Danckelmann war unter ihnen.
Blicken wir zum Schluß noch auf das , was der Stadt aus ihrer historischen Zeit her geblieben ist.
1. Dies Gedicht, aus dem wir auch noch weiter-
hin einige Strophen zitieren werden, ist bei al-
lem Steifen und Prosaischen, das dem Ale-
xandriner und speziell den Alexandrinern ei-
nes Hofpoeten anhaftet, doch merkwürdig gut
und hat Stellen – wenn auch nicht gerade die
im Text zunächst folgende –, um die mancher
moderne Poet den Herrn von Besser beneiden
könnte.
2. An solchen Stellen ist das Bessersche Gedicht
reich, indem es den biographisch-erzählenden
Teil beständig mit Urteilen begleitet die, wenn
auch panegyrisch und höfisch, nichtsdestowe-
niger den Eindruck des Überzeugungsvollen
machen. Einige dieser Sentenzen, wie ich nur
wiederholen kann, sind nicht ohne Feinheit.
So beispielsweise:
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Du bist den Ketten gleich in wohlbestellten Uhren,
Durch die, von innen her, die Feder alles treibt;
Man sieht nicht ihren Gang, doch zeigen ihre Spuren,
Daß jedes Rad durch sie in seiner Ordnung bleibt.
3. Und an anderer Stelle:
Und hierzu sehn wir noch dein emsiges Bemühen,
Den Mut und den Bestand, den keine Not bewegt;
Dein Kranich ist ein Bild des, was du kannst vollziehen, Der stehend einen Stein in deinem Wappen trägt.
Die Amtsfreiheit,
an dem Knie gelegen, das die vom Bahnhofe kom-
mende Straße durch Einmündung in die Hauptstraße
bildet, ist dieselbe Lokalität, wo sich früher das Amt befand. Wie weit dies »früher« zurückreicht, ist fraglich. Gewiß ist nur, daß sich das um 1787 von Neu-
stadt nach dem benachbarten Dorfe Dreetz verlegte
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Amt in obengenanntem Jahr (wie sehr wahrscheinlich
auch mehrere Jahrzehnte früher schon) an dieser
Amtsfreiheits -Stelle befand. Was sich bis diese Stunde noch an Baulichkeiten daselbst vorfindet, reprä-
sentiert einen leidlich modernen Privatbesitz, dem,
mit Ausnahme zweier prächtiger alter Bäume, die die
Auffahrt bewachen, jeder Hauch von Historischem
fehlt.
Die Kirche,
die sich fast in Front der Amtsfreiheit auf dem trian-
gelförmigen Marktplatze der Stadt erhebt, ist eine
Kuppelkirche und stellt in ihrem Grundriß ein kurzes
griechisches Kreuz dar. Sie gibt sich sauber von au-
ßen und innen, womit so ziemlich erschöpft ist, was
sich zu ihrem Lobe sagen läßt. In den vier abge-
stumpften Ecken des Kreuzes erheben sich die vier
Fenster, hoch und lichtvoll und langweilig, wie denn
überhaupt alles von jener symmetrischen Anordnung
ist, die mehr durch Nüchternheit stört, als durch Ü-
bersichtlichkeit erbaut. Im östlichen Kreuzstück der
Altar, im nördlichen die Kanzel und beiden gegen-
über zwei Emporen, in die sich, wenn ich recht be-
richtet bin, die Honoratioren der Stadt und die Be-
amten des Gestüts gewissenhaft teilen. Das letztere tritt uns hier noch einmal in seiner ganzen Distingu-iertheit entgegen und trägt unterhalb seines Chors
ein großes vielfeldriges Wappen, das mir, seitens
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meines Führers, einfach als das »Gestütswappen«
bezeichnet ward. Es ist aber nur das preußische. Ei-
ne daneben oder darunter befindliche Inschrift ist
von relativer Wichtigkeit, insoweit sie uns positive
Anhaltspunkte für die Geschichte der Stadt und die-
ser Kirche gibt. Sie lautet: »Anno 1666 hat das Feuer
durch Gottes Schickung das Schloß, Kirche und Stadt allhier verzehrt, und unter der hochlöblichen Regierung des durchlauchtigen Kurfürsten und Herrn,
Herrn Friedrich Wilhelm, Markgraf zu Brandenburg,
hat der durchlauchtige Fürst und Herr, Herr Fried-
rich, Landgraf zu Hessen-Homburg, Anno 1673 diese
neue Kirche zu bauen angefangen. Anno 1686 ist
abermal der neuste Teil der Stadt in Feuer aufge-
gangen; jedoch ist noch in demselben Jahre die Kir-
che von Johannes Michael Helmich, Pfarrer allhier,
eingeweiht worden. 1694 hat der durchlauchtige und
großmächtigste Kurfürst und Herr, Herr Friedrich III.,
das ganze Ambt erhandelt und Seine Exzellenz, Oberpräsident Freiherr Eberhard von Danckelmann als
Amtshauptmann darin bestellt, welcher Anno 1696
den ganzen Kirchenbau zu Ende bringen läßt.«
Der »Spiegelberg«,
dem wir uns zuletzt zuwenden, ist eine reizend gele-
gene Vorstadt am andern Ufer der Dosse. Hier war
es mutmaßlich, wo der
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