Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Churfürst mit seiner gantzen Cavallerie zu Hülffe kam. Sobalten ich des Churfürsten ankunft versichert war, war mir bang, ich möchte
wider andere ordre bekommen, und fing ein hartes
treffen mit meinen Vortruppen an, da mir denn
Dörffling soforth mit einichen Regimentern secontir-
te. Da ging es recht lustig ein stundte 4 oder 5 zu,
bis entlichen nach langem Gefechte die Feindte wei-
chen musten, und verfolgten wir sie von Linum bis
Fer-Berlin, und ist wohl nicht viel mehr gehört wor-
den, daß eine formirte armee, mit einer starken in-
fanterie und canonen so wohl versehen, von bloßer
Cavallerie und tragonern ist geschlagen worden. Es
hilte anfenglich sehr hart; wie denn meine Vortrup-
pen zum zweidten mahl braff gehetzet wurden, wie
noch das anhaltische und mehr andere regimenter.
Wie wir denn entlichen so vigoureusement drauff
gingen, das uns der Feind le champ de battaglie
malgré hat lassen, und sich in den passe Fer-Berlin
retiriren muste, mit Verlust von mehr als
2000 Todten ohne die plessirten. Ich habe, ohne die
zweitausend im Vortrupp commandirten, mehr als 6
oder 8 escatronen angeführet. Zuweilen must ich
lauffen, zuweilen machte ich laufen, bin aber die-
sesmahl Gottlob ohn plessirt davongekommen. Auf
schwedischer seiten ist gepliben der Obrist Adam
Wachtmeister, Obr.-Liet. Malzan von General Dalwi-
chens (Regiment) und wie sie sagen noch gar viele
hohe oficirer; Dalwig ist durch die achsel geschosen,
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und sehr viele hart plessirt. Auf unser seiten wurde
mir der ehrliche Obrist Mörner an der Seiten knall
und falle todt geschossen, der ehrliche Frobenius
todt mit einem stücke, kein schrit vom Kurfürsten.
Strauß mit 5 Schossen plessirt; Major Schlapperdorf
blib diesen Morgen vor Ferberlin; – – es ging sehr
hart zu, da wir gegen die biquen Compani fechten
musten, ich bin etzliche mahl ganz umringet gewe-
sen, Gott hat mir doch allemahl wider drauss gehol-
fen, und wehren alle unsere stücke und der Feld-
Marschalk selbsten Verlohren gewesen, wenn ich
nicht en personne secundiret hette. Darüber denn
der retliche Mörner blieb. Hetten wir unsere infante-
rie bey uns gehabt, solte kein mann von der gantzen
armée davon gekommen sein, es ist jetzo eine sol-
che schreckliche terreur panique unter der schwedi-
schen Armee, das sie auch nur braff lauffen können.
– – Nachdeme alles nun vorbey gewesen, haben wir
auff der Walstett, da mehr als 1000 Todten umb uns
lagen, gessen und uns braff lustig gemacht; der
Hertzog von Hannover wird nun schwerlich gedenken
über die Elbe zu gehen, und ich halte davor, weilen
die schweden nun so eine harte schlappe bekom-
men, er werdte sich eines besseren bedencken.
Wangelin, der durch Uebergab von Ratenau viel dar-
an schultig ist, dörffte grose Verantwortung haben,
wo er nicht gar den Kopfe lassen mus. Gegeben im
Feldlager bei Fer-Berlin den 19. Juni 1675.«
Dieser Brief (an einer Stelle vielleicht lückenhaft; es scheint ein Nachsatz zu fehlen) ist, wie der vorige,
nicht nur bezeichnend für die Frische und Anspruchs-
losigkeit des Schreibers, er ist auch historisch wich-646
tig, weil er die älteren Berichte über diese Schlacht
wie sie sich im »Theatrum Europaeum«, im Pufen-
dorf etc. finden, bestätigt und die erst um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts auftretende Sage von Insubordination, kurfürstlichem Zorn und Kriegsgericht
aufs evidenteste widerlegt. »Wir haben uns nachher
recht lustig auf der Walstatt gemacht.« Diese Worte
des Briefes passen schlecht zu einem angedrohten
Kriegsgericht. Nicht Angeklagter, wohl aber Kläger
scheint er später gewesen zu sein. Wenigstens fin-
den wir in einem Briefe, den seine Schwägerin am
19. Oktober 1675 an den Grafen von Schwerin
schreibt, folgende Stelle: »Dem redlichen Landgrafen
ist nicht eins gedankt von dem, das er bei Fehrbellin
getan; also geht es in der Welt, die Pferde, die den
Haber verdienen, bekommen am wenigsten.«
Alle diese Verstimmungen können aber nicht ernster
Art gewesen sein. 1676 sehen wir den Prinzen aufs
neue mit seinem kurfürstlichen Herrn im Felde, und
nachdem er sich bei der Eroberung von Pommern an
der Seite desselben abermals ausgezeichnet hat,
erhält er von ihm die erledigten Wachtmeisterschen
und Rheinschildschen Lehne als ein Geschenk.
Der Verwaltung dieser aber (ebenso wie der seines
vielgeliebten »Amtes Neustadt«) konnt er sich von
da ab nicht mehr unterziehen. Zwei Jahre
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