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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Churfürst mit seiner gantzen Cavallerie zu Hülffe kam. Sobalten ich des Churfürsten ankunft versichert war, war mir bang, ich möchte
    wider andere ordre bekommen, und fing ein hartes
    treffen mit meinen Vortruppen an, da mir denn
    Dörffling soforth mit einichen Regimentern secontir-
    te. Da ging es recht lustig ein stundte 4 oder 5 zu,
    bis entlichen nach langem Gefechte die Feindte wei-
    chen musten, und verfolgten wir sie von Linum bis
    Fer-Berlin, und ist wohl nicht viel mehr gehört wor-
    den, daß eine formirte armee, mit einer starken in-
    fanterie und canonen so wohl versehen, von bloßer
    Cavallerie und tragonern ist geschlagen worden. Es
    hilte anfenglich sehr hart; wie denn meine Vortrup-
    pen zum zweidten mahl braff gehetzet wurden, wie
    noch das anhaltische und mehr andere regimenter.
    Wie wir denn entlichen so vigoureusement drauff
    gingen, das uns der Feind le champ de battaglie
    malgré hat lassen, und sich in den passe Fer-Berlin
    retiriren muste, mit Verlust von mehr als
    2000 Todten ohne die plessirten. Ich habe, ohne die
    zweitausend im Vortrupp commandirten, mehr als 6
    oder 8 escatronen angeführet. Zuweilen must ich
    lauffen, zuweilen machte ich laufen, bin aber die-
    sesmahl Gottlob ohn plessirt davongekommen. Auf
    schwedischer seiten ist gepliben der Obrist Adam
    Wachtmeister, Obr.-Liet. Malzan von General Dalwi-
    chens (Regiment) und wie sie sagen noch gar viele
    hohe oficirer; Dalwig ist durch die achsel geschosen,

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    und sehr viele hart plessirt. Auf unser seiten wurde
    mir der ehrliche Obrist Mörner an der Seiten knall
    und falle todt geschossen, der ehrliche Frobenius
    todt mit einem stücke, kein schrit vom Kurfürsten.
    Strauß mit 5 Schossen plessirt; Major Schlapperdorf
    blib diesen Morgen vor Ferberlin; – – es ging sehr
    hart zu, da wir gegen die biquen Compani fechten
    musten, ich bin etzliche mahl ganz umringet gewe-
    sen, Gott hat mir doch allemahl wider drauss gehol-
    fen, und wehren alle unsere stücke und der Feld-
    Marschalk selbsten Verlohren gewesen, wenn ich
    nicht en personne secundiret hette. Darüber denn
    der retliche Mörner blieb. Hetten wir unsere infante-
    rie bey uns gehabt, solte kein mann von der gantzen
    armée davon gekommen sein, es ist jetzo eine sol-
    che schreckliche terreur panique unter der schwedi-
    schen Armee, das sie auch nur braff lauffen können.
    – – Nachdeme alles nun vorbey gewesen, haben wir
    auff der Walstett, da mehr als 1000 Todten umb uns
    lagen, gessen und uns braff lustig gemacht; der
    Hertzog von Hannover wird nun schwerlich gedenken
    über die Elbe zu gehen, und ich halte davor, weilen
    die schweden nun so eine harte schlappe bekom-
    men, er werdte sich eines besseren bedencken.
    Wangelin, der durch Uebergab von Ratenau viel dar-
    an schultig ist, dörffte grose Verantwortung haben,
    wo er nicht gar den Kopfe lassen mus. Gegeben im
    Feldlager bei Fer-Berlin den 19. Juni 1675.«
    Dieser Brief (an einer Stelle vielleicht lückenhaft; es scheint ein Nachsatz zu fehlen) ist, wie der vorige,
    nicht nur bezeichnend für die Frische und Anspruchs-
    losigkeit des Schreibers, er ist auch historisch wich-646
    tig, weil er die älteren Berichte über diese Schlacht
    wie sie sich im »Theatrum Europaeum«, im Pufen-
    dorf etc. finden, bestätigt und die erst um die Mitte
    des vorigen Jahrhunderts auftretende Sage von Insubordination, kurfürstlichem Zorn und Kriegsgericht
    aufs evidenteste widerlegt. »Wir haben uns nachher
    recht lustig auf der Walstatt gemacht.« Diese Worte
    des Briefes passen schlecht zu einem angedrohten
    Kriegsgericht. Nicht Angeklagter, wohl aber Kläger
    scheint er später gewesen zu sein. Wenigstens fin-
    den wir in einem Briefe, den seine Schwägerin am
    19. Oktober 1675 an den Grafen von Schwerin
    schreibt, folgende Stelle: »Dem redlichen Landgrafen
    ist nicht eins gedankt von dem, das er bei Fehrbellin
    getan; also geht es in der Welt, die Pferde, die den
    Haber verdienen, bekommen am wenigsten.«
    Alle diese Verstimmungen können aber nicht ernster
    Art gewesen sein. 1676 sehen wir den Prinzen aufs
    neue mit seinem kurfürstlichen Herrn im Felde, und
    nachdem er sich bei der Eroberung von Pommern an
    der Seite desselben abermals ausgezeichnet hat,
    erhält er von ihm die erledigten Wachtmeisterschen
    und Rheinschildschen Lehne als ein Geschenk.
    Der Verwaltung dieser aber (ebenso wie der seines
    vielgeliebten »Amtes Neustadt«) konnt er sich von
    da ab nicht mehr unterziehen. Zwei Jahre

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