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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Autoren: Theodor Fontane
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    Lestwitz1) war, den wegen der unglücklichen Kapitu-
    lation von Breslau (1757) die Ungnade des Königs
    und die ganze Schwere der Militärgesetze getroffen
    hatte.
    Es glückte Lestwitzen in der Tat, aus den Zerspreng-
    ten drei Bataillone zu bilden, zu denen sich nun die
    vier noch intakt gebliebenen Bataillone des Re-
    giments Schenkendorf gesellten. Diese sieben Batail-
    lone waren es, die, als spät am Abend Zieten die
    Süptitzer Höhen in der Front attackierte, diesen
    Frontangriff durch einen Flankenangriff unterstützten
    und dadurch den Tag entschieden.«
    Der König schrieb – vielleicht nicht ohne eine gewis-
    se Ungerechtigkeit gegen Zieten, den er übrigens
    anderntags unter Tränen umarmte – den Erfolg die-
    ses Gefechtes, nächst dem Major von Lestwitz, dem
    Regimente Schenkendorf zu. Er vergaß auch Lestwit-
    zen nicht. Unmittelbar nach dem Kriege, wie wir be-
    reits gesehen haben, erhielt er Amt Friedland, also
    die Hälfte des ehemaligen Markgraf Karlschen Besit-
    zes, und der König, wie um zu zeigen, daß Prittwitz
    und Lestwitz seinem Herzen gleich nahestanden,
    verfuhr bei der Teilung mit solcher Gewissenhaftig-
    keit, daß er zum Beispiel dem etwas kleineren Amt
    Friedland einige Quilitzer Höfe hinzufügte.
    1765 wurde Lestwitz Oberst, 1766 Chef des Leib-
    Grenadierbataillons, 1767 Generalmajor. Er blieb ein
    Liebling König Friedrichs, der ihn oft in seine Gesell-

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    schaft zog. Auch das Testament des Königs vom
    8. Januar 1769 erwähnt seiner wenigstens mittelbar.
    Es heißt darin § 28: »Einem jeden Stabsoffizier von
    meinem Regiment und von Lestwitz, wie auch von
    der Garde du Corps, vermache ich eine goldene
    Denkmünze, die bei Gelegenheit unserer glücklichen
    Waffen und der Vorteile, die unsere Truppen unter
    meiner Anführung erhalten haben, geprägt worden
    ist.« 1779, wahrscheinlich unmittelbar nach dem
    Bayrischen Erbfolgekrieg, an dem er noch teilnahm,
    zog sich von Lestwitz aus dem Dienste zurück. Er
    starb 1788 am 16. Februar.

    1. Der Vater – von dem es heißt, daß er an mili-
    tärischen Gaben den Sohn überragte – war
    durch die Kapitulation von Breslau (1757) in
    Ungnade gefallen und wurde durch den er-
    zürnten König auf die Festung geschickt. Er
    verblieb indessen, vielleicht mit Rücksicht auf
    sein hohes Alter (er war bereits siebzig), nur
    kurze Zeit in eigentlicher Haft und erhielt von
    da ab bloßen Stadtarrest . Er durfte nunmehr
    in Berlin leben, war aber durch Ehrenwort
    verpflichtet, nie das Stadtviertel zu verlassen,
    das einerseits durch die Koch- und Zimmer-,
    andererseits durch die Friedrichs- und Wil-
    helmsstraße gebildet wird. Hier starb er
    auch (1767). Nur einmal erhielt er Urlaub . Als
    sein Sohn, der spätere Generalmajor, zum
    ersten Male nach Amt Friedland reiste, um
    von dem schönen Gute Besitz zu nehmen,

    1094
    durfte ihm der alte Lestwitz dahin folgen, um
    Zeuge von dem Glück seines Sohnes zu sein.
    Der König, der ein Interesse an diesem Ereig-
    nis nahm, hatte ihm eigens zwei Adjutanten
    mitgegeben, damit der Alte, an diesem Eh-
    rentage seines Sohnes, auch seinerseits in al-
    len Ehren eines Generallieutenants erscheinen
    könne. Anderen Tages kehrte der sechsund-
    siebzigjährige Herr nach Berlin zurück und
    trat wieder seinen »Stadtarrest zwischen
    Koch- und Zimmerstraße« an.

    Frau von Friedland
    1788–1803
    Hans Sigismund von Lestwitz war am
    16. Februar 1788 zu Berlin gestorben, seine Leiche
    aber nach Kunersdorf übergeführt worden. Da ihm,
    wie wir gesehen haben, Amt Friedland als freies Ei-
    gentum von seiten des Königs verliehen worden war,
    so ging nun die ganze Herrschaft Friedland, die be-
    reits eine ganze Anzahl von Gütern zählte, auf seine
    Erbtochter über, die damals schon den Namen » Frau
    von Friedland « führte. Mit diesem Namen hat es folgende Bewandtnis:
    Helene Charlotte von Lestwitz, geboren am
    18. November 1754, vermählte sich 1771, also kaum
    siebzehn Jahre alt, mit Adrian Heinrich von Borcke,
    Königlichem Gesandten in Dresden, später in Stock-

    1095
    holm. Die Ehe war jedoch, durch Schuld des Ge-
    mahls, keine glückliche und wurde, bald nach der
    Geburt einer Tochter Henriette Charlotte, spätere
    Gräfin von Itzenplitz, wieder getrennt.
    Da die Geschiedene sowenig wie möglich an eine Ehe
    erinnert sein wollte, die ihr eine Last und Kränkung
    gewesen war, so nahm sie, unter Zustimmung des
    Königs, den Namen einer Frau von Friedland an und
    führte das Lestwitzsche Wappen

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