Wanderungen durch die Mark Brandenburg
hatte, niederlegte. Diese landwirtschaftli-
che Reise dehnte sich bis ins zweite Jahr hinein aus.
Das junge Paar würde gern auch Frankreich besucht
und die Agrikulturverhältnisse dieses Landes ken-
nengelernt haben, wenn nicht die Französische Revo-
lution, die eben damals auf ihrer Schreckenshöhe
stand, die Ausführung dieses Planes verhindert hät-
te. Bei der Rückkehr erwies sich die Reise von den
segensreichsten Folgen für die Bewirtschaftung der
eigenen Güter. Besonders waren es die englischen
Verhältnisse, denen, als einem Vorbilde, nachge-
strebt wurde. In allem sah sich von Itzenplitz von
seiner Gemahlin unterstützt, die den Geist ihrer Mut-
ter geerbt hatte und namentlich nach dem Tode die-
ser die Verwaltung der Güter mit einer dort heimisch
gewordenen Umsicht und Energie betrieb.
Von 1794 bis 1804 war von Itzenplitz Landrat des
havelländischen Kreises. In dieser Zeit machte er
auch die Bekanntschaft Thaers, der das junge It-
zenplitzsche Paar auf Schloß Kunersdorf, im Hause
der damals noch lebenden Frau von Friedland, ken-
nenlernte. Die Beziehungen gestalteten sich so
freundschaftlich, daß im Jahre 1803, bei Gelegenheit
der französischen Okkupation Hannovers, Thaer sei-
ne Frau und Töchter zu größerer Sicherheit nach Ku-
nersdorf schicken konnte, wo sie von dem Itzenplitz-
schen Ehepaar auf das fürsorglichste aufgenommen
wurden. An anderer Stelle habe ich ausführlicher
erzählt, wie es vorzugsweise die freundschaftliche
Vermittelung Itzenplitz' war, die im Jahre dar-
auf (1804) zur Übersiedelung Thaers von Celle nach
1102
Möglin führte. Itzenplitz befürwortete jene günstigen
Bedingungen, ohne welche Thaer seine alte sichere
Stellung nicht hätte aufgeben können, um eine neue,
immerhin unsichere anzutreten.
1804 legte von Itzenplitz sein Landratsamt nieder,
um sich ausschließlicher der Verwaltung seiner Güter
widmen zu können. 1810 indes zum Geheimen
Staatsrat und Generalintendanten der Domainen und
Forsten ernannt, gab er sich ganz dieser schwierigen
Verwaltungstätigkeit hin, doppelt schwierig und ver-
antwortungsvoll eben damals, wo die Kriegsdrangsa-
le die Veräußerung der königlichen Domainen nötig
machten. Er blieb in dieser verantwortungsvollen,
das höchste Vertrauen bekundenden Stellung
bis 1814, wo er ausschied. Das Jahr darauf ward er
wegen seiner in den Kriegsjahren betätigten aufop-
fernden Vaterlandsliebe in den Grafenstand erhoben,
während zugleich auf seinen und seiner Gemahlin
Wunsch das Wappen des inzwischen ausgestorbenen
Lestwitzschen Geschlechts mit dem Itzenplitzschen
Wappen vereinigt wurde.
Seit 1815 lebte Graf Itzenplitz auf seinen Gütern,
namentlich auf Kunersdorf. Das Beispiel, das seine
und seiner Gemahlin Art der Güterbewirtschaftung
sowohl in der Mark wie in Pommern gab, hat in bei-
den Provinzen höchst segensreich gewirkt und die
Agrikultur weiter Distrikte auf eine höhere Stufe ge-
hoben. Aber der im besten Sinne reformatorische
Eifer des gräflichen Paares beschränkte sich nicht auf
Ackerbestellung und Bodenkultur, auch die schwieri-
gen Verhältnisse der Gutsherrschaft zu den Bauern
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wurden auf den Itzenplitzschen Gütern durch freies
Übereinkommen geregelt und die Hofedienste in mä-
ßige Geld- und Kornabgaben umgewandelt, lange
bevor an eine Gesetzgebung von 1811 gedacht war.
Ebenso sind bei allen Gemeinheitsteilungen und Ser-
vitutsablösungen die Itzenplitzschen Güter immer
Muster und Vorbild gewesen.
Graf Peter Alexander von Itzenplitz starb am
14. September 1834 zu Groß Behnitz im Havellande;
seine Gemahlin zu Berlin am 13. April 1848.
Die Herrschaft Friedland ging an den zweiten Sohn,
den Grafen Heinrich August Friedrich von Itzenplitz
(geboren den 23. Februar 1799), über.
Nachdem ich bis hierher die Personen vorgeführt habe, die seit 1763 in Kunersdorf heimisch waren,
versuch ich nunmehr, die Lokalität und, anknüpfend an diese, die lokalen Ereignisse während eines halben Jahrhunderts zu schildern.
Lestwitz baute das Schloß. Wie er es baute, ist es
noch. Eine Einfahrt von der Dorfgasse her bildet
zugleich die Scheidelinie zwischen den ausgedehnten
Wirtschaftsgebäuden zur linken und den Wohnge-
bäuden zur rechten Seite. Das Schloß ist in jenem
Stil gebaut, der damals in der Mark ausschließlich
Geltung hatte und am richtigsten als »verflachte Re-
naissance« bezeichnet worden ist. Ein Erdgeschoß,
eine Beletage, eine Rampe,
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