Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
unsere »Kunstkammer« hat ähnliches.
    In diesem Lestwitz-Schranke, dessen oberer Teil aus
    ebensolchem Glaskasten besteht, befinden sich fol-
    gende Gegenstände:
    1. Die beiden Degen des Generalmajors von
    Lestwitz, jeder mit drahtumsponnenem Griff und
    einfacher Lederscheide.
    2. Der Schlachtplan von Torgau (»der Lestwitz-
    Tag«), groß und in sauberster Ausführung. Dazu:
    »Ausführlicher Bericht, wie die merkwürdige Schlacht
    bei Süptitz, ohnweit Torgau, am 3. November 1760
    geschehen ist. Leipzig, bei Christian Gottlieb Hil-
    scher«.
    3. Karten und Manöverpläne, die der Generalmajor
    von Lestwitz selbst gebraucht.

    1117
    4. Karten, die auf den Siebenjährigen Krieg Bezug
    haben, bis 1763.
    5. Militärische Pläne und Karten seit 1763.
    Alle unter 3, 4 und 5 angeführten Karten und Pläne
    befinden sich in großen Mappen und sind zum Teil
    für den Lestwitzschen Privatgebrauch gezeichnet und
    getuscht, teils im Buchhandel erschienen. Bei den
    letztern lesen wir abwechselnd: »Zu finden in Johann
    Jakob Korns Buchhandlung in Breslau« oder »Gesto-
    chen von Glaßbach in Berlin«.
    In demselben Schranke finden wir noch ein anderes
    historisches Wertstück, das freilich nicht mehr der
    Lestwitz-Zeit angehört, sondern vom Grafen Peter
    Alexander von Itzenplitz, von Groß Behnitz im Havel-
    lande her, mit nach Kunersdorf gebracht wurde. Es
    ist dies
    6. der Flötenkasten Friedrichs des Großen , den –
    bald nach dem Tode des großen Königs – Friedrich
    Wilhelm II. an seinen Minister Wöllner zum Geschenk
    machte. Der Minister Wöllner war mit einer Groß
    Behnitzer Itzenplitz vermählt, wodurch dies histori-
    sche Wertstück (da das Wöllnersche Paar kinderlos
    starb) in die Itzenplitzsche Familie kam.
    Es ist ein weißer, in der geschmackvollsten Weise mit
    Rosen, Erdbeeren und allerlei Blumenguirlanden be-
    malter Porzellankasten von etwa fünf Zoll Höhe bei
    sieben Zoll Breite und elf Zoll Länge. In diesem Kas-
    ten, der zwei Etagen hat und mit rotem Samt ausge-

    1118
    schlagen ist, liegt die Ebenholzflöte des Königs. Sie
    besteht aus acht Stücken: einem Mundstück, einem
    Klappenstück und sechs Einsatzstücken, jedes Stück
    von einem Elfenbeinrande eingefaßt. Dazu gehört
    noch (zugleich als Autograph von der Hand des Kö-
    nigs) eine sieben Seiten lange Partitur. Die Über-
    schrift derselben lautet: »Aria per il Paulino del opera di Demofonté, allegro di molto: Non odi con siglio.«
    Rechts oben in der Ecke: »di Frederico«.
    Vielleicht die größte Sehenswürdigkeit von Schloß
    Kunersdorf ist die Begräbnisstätte für die Familie Lestwitz-Itzenplitz. Dieselbe liegt an der anderen
    Seite der Dorfstraße, und die verschlungenen Pfade
    eines Obstgartens – an Blumenbeeten und dem ho-
    hen Schilf eines kleinen Teiches vorbei – führen zu
    dieser Stätte hin. Eine hohe Schwarztanne, deren
    Zweige weit in den Friedhof hineinragen, bezeichnet
    den Eingang. Dieser Friedhof, den eine ziemlich nied-
    rige Feldsteinmauer umfaßt, erinnert zumeist an die
    Begräbnisstätten der Familie Marwitz in Friedersdorf
    und der Familie Humboldt in Tegel. Mit beiden hat er
    eine gewisse Eigentümlichkeit der Anlage gemein,
    und wenn er vielleicht einerseits hinter der christlichpoetischen Schlichtheit des einen wie anderseits hin-
    ter der klassisch-ästhetischen Feinheit des andern
    zurückbleibt, so übertrifft er doch beide sowohl durch
    Mannigfaltigkeit wie durch den Reichtum des künst-
    lerisch Gebotenen. Die Anlage, wenn ich nicht irre,
    von Frau von Friedland herrührend, die auch hierin
    die Selbständigkeit ihres Wesens zeigte, ist folgende.
    An der Einfassung entlang, aber diese bedeutend
    überragend, zieht sich, wie ein solider Wandschirm,

    1119
    ein Stück Mauerwerk entlang, dessen Rückseite glatt
    ist, während die Front (der Begräbnisstätte zuge-
    kehrt) eine Anzahl von Nischen zeigt. Einfache Säu-
    len fassen nach links und rechts diese Nischen ein
    und tragen einen wenig vorspringenden Sims. Zu
    Füßen jeder Nische liegt ein Grabstein, während in
    der Nische selbst die Aschenkrüge mit den Reliefbild-
    nissen der Verstorbenen oder sonstige Mementos
    stehen. Um die Grabsteine rankt sich Efeu; Geißblatt
    und Immergrün steigen zu den Säulen empor. Die
    ganze Anlage hat den Vorteil, daß sie sich ohne Mü-
    he durch Anbau einer neuen Nische erweitern läßt.
    Der Bau, wie er jetzt ist, besteht aus neun Nischen,
    und die Mitglieder der Lestwitz-Itzenplitzschen Fami-
    lie, die

Weitere Kostenlose Bücher