Wanderungen durch die Mark Brandenburg
unsere »Kunstkammer« hat ähnliches.
In diesem Lestwitz-Schranke, dessen oberer Teil aus
ebensolchem Glaskasten besteht, befinden sich fol-
gende Gegenstände:
1. Die beiden Degen des Generalmajors von
Lestwitz, jeder mit drahtumsponnenem Griff und
einfacher Lederscheide.
2. Der Schlachtplan von Torgau (»der Lestwitz-
Tag«), groß und in sauberster Ausführung. Dazu:
»Ausführlicher Bericht, wie die merkwürdige Schlacht
bei Süptitz, ohnweit Torgau, am 3. November 1760
geschehen ist. Leipzig, bei Christian Gottlieb Hil-
scher«.
3. Karten und Manöverpläne, die der Generalmajor
von Lestwitz selbst gebraucht.
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4. Karten, die auf den Siebenjährigen Krieg Bezug
haben, bis 1763.
5. Militärische Pläne und Karten seit 1763.
Alle unter 3, 4 und 5 angeführten Karten und Pläne
befinden sich in großen Mappen und sind zum Teil
für den Lestwitzschen Privatgebrauch gezeichnet und
getuscht, teils im Buchhandel erschienen. Bei den
letztern lesen wir abwechselnd: »Zu finden in Johann
Jakob Korns Buchhandlung in Breslau« oder »Gesto-
chen von Glaßbach in Berlin«.
In demselben Schranke finden wir noch ein anderes
historisches Wertstück, das freilich nicht mehr der
Lestwitz-Zeit angehört, sondern vom Grafen Peter
Alexander von Itzenplitz, von Groß Behnitz im Havel-
lande her, mit nach Kunersdorf gebracht wurde. Es
ist dies
6. der Flötenkasten Friedrichs des Großen , den –
bald nach dem Tode des großen Königs – Friedrich
Wilhelm II. an seinen Minister Wöllner zum Geschenk
machte. Der Minister Wöllner war mit einer Groß
Behnitzer Itzenplitz vermählt, wodurch dies histori-
sche Wertstück (da das Wöllnersche Paar kinderlos
starb) in die Itzenplitzsche Familie kam.
Es ist ein weißer, in der geschmackvollsten Weise mit
Rosen, Erdbeeren und allerlei Blumenguirlanden be-
malter Porzellankasten von etwa fünf Zoll Höhe bei
sieben Zoll Breite und elf Zoll Länge. In diesem Kas-
ten, der zwei Etagen hat und mit rotem Samt ausge-
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schlagen ist, liegt die Ebenholzflöte des Königs. Sie
besteht aus acht Stücken: einem Mundstück, einem
Klappenstück und sechs Einsatzstücken, jedes Stück
von einem Elfenbeinrande eingefaßt. Dazu gehört
noch (zugleich als Autograph von der Hand des Kö-
nigs) eine sieben Seiten lange Partitur. Die Über-
schrift derselben lautet: »Aria per il Paulino del opera di Demofonté, allegro di molto: Non odi con siglio.«
Rechts oben in der Ecke: »di Frederico«.
Vielleicht die größte Sehenswürdigkeit von Schloß
Kunersdorf ist die Begräbnisstätte für die Familie Lestwitz-Itzenplitz. Dieselbe liegt an der anderen
Seite der Dorfstraße, und die verschlungenen Pfade
eines Obstgartens – an Blumenbeeten und dem ho-
hen Schilf eines kleinen Teiches vorbei – führen zu
dieser Stätte hin. Eine hohe Schwarztanne, deren
Zweige weit in den Friedhof hineinragen, bezeichnet
den Eingang. Dieser Friedhof, den eine ziemlich nied-
rige Feldsteinmauer umfaßt, erinnert zumeist an die
Begräbnisstätten der Familie Marwitz in Friedersdorf
und der Familie Humboldt in Tegel. Mit beiden hat er
eine gewisse Eigentümlichkeit der Anlage gemein,
und wenn er vielleicht einerseits hinter der christlichpoetischen Schlichtheit des einen wie anderseits hin-
ter der klassisch-ästhetischen Feinheit des andern
zurückbleibt, so übertrifft er doch beide sowohl durch
Mannigfaltigkeit wie durch den Reichtum des künst-
lerisch Gebotenen. Die Anlage, wenn ich nicht irre,
von Frau von Friedland herrührend, die auch hierin
die Selbständigkeit ihres Wesens zeigte, ist folgende.
An der Einfassung entlang, aber diese bedeutend
überragend, zieht sich, wie ein solider Wandschirm,
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ein Stück Mauerwerk entlang, dessen Rückseite glatt
ist, während die Front (der Begräbnisstätte zuge-
kehrt) eine Anzahl von Nischen zeigt. Einfache Säu-
len fassen nach links und rechts diese Nischen ein
und tragen einen wenig vorspringenden Sims. Zu
Füßen jeder Nische liegt ein Grabstein, während in
der Nische selbst die Aschenkrüge mit den Reliefbild-
nissen der Verstorbenen oder sonstige Mementos
stehen. Um die Grabsteine rankt sich Efeu; Geißblatt
und Immergrün steigen zu den Säulen empor. Die
ganze Anlage hat den Vorteil, daß sie sich ohne Mü-
he durch Anbau einer neuen Nische erweitern läßt.
Der Bau, wie er jetzt ist, besteht aus neun Nischen,
und die Mitglieder der Lestwitz-Itzenplitzschen Fami-
lie, die
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