Wanderungen durch die Mark Brandenburg
hier ihre Ruhestätte gefunden haben, sind,
unter wörtlicher Zitierung der Inschriften, die folgen-
den:
1. »Gruft des irdischen Überrestes von Hans Sigis-
mund von Lestwitz, königlich preußischen General-
majors der Infanterie. Geboren zu Kontopp in Schle-
sien am 19. Junius 1718; gestorben zu Berlin am
16. Februar 1788.« Denkmal : eine über zwei Fuß
hohe Urne von grauem schlesischem Marmor; in
Front der Urne der Reliefkopf des Generals; oben auf
der Urne Helm, Schwert, Handschuh. Von Schadow
zwischen 1790 und 1803 ausgeführt.
2. »Dies Denkmal bedeckt den sterblichen Teil von
Katharina Charlotte von Lestwitz, gebornen von
Treskow. Geboren zu Schlagenthin im Magdeburgi-
schen am 3. Januar 1734, gestorben zu Berlin am
1120
14. Januar 1789.« Denkmal : Urne von grauschwar-
zem Marmor mit Reliefbild. Ebenfalls von Schadow.
3. »Dem tätigen Geiste, der diese Fluren belebte,
ordnete und nun schützt, Helenen Charlotten von
Friedland, gebornen von Lestwitz. Geboren zu Bres-
lau am 18. November 1754, gestorben zu Kunersdorf
den 23. Februar 1803.« Denkmal : Ein Säulenab-
schnitt, an dem sich das Reliefbild der Heimgegan-
genen befindet, trägt eine Marmorurne. Diese Urne
zeigt am oberen Rande, auch reliefartig, die Attribute
der Landwirtschaft: Pflug, Egge, Sense, Sichel, Har-
ke. Darunter ein Genius, mit dem Schmetterling in
der Hand; im Hintergrunde zwei weibliche Figuren,
von denen die eine einen Blütenzweig, vielleicht eine
Lotosblume oder doch eine Blume von ähnlicher alle-
gorischer Bedeutung, in der Hand hält, während die
andere sich, durch eine Schere in ihrer Rechten, als
eine der Parzen kennzeichnet. Dies Denkmal, von
Enrigo Keller in Rom herrührend, gilt für ein ausge-
zeichnetes Kunstwerk. Die Basreliefs an der Urne
sind nach antiken Vorbildern ausgeführt.2) Ich be-
kenne indes, daß ich die hohe Schönheit speziell die-
ses antiken Reliefbildes (der Genius mit dem
Schmetterlinge gleicht einem Amor, den eine Biene
gestochen hat) nicht habe empfinden können. Der
unten in der Anmerkung abgedruckte Brief Wilhelm
von Humboldts widerlegt mich – ohne mich zu über-
zeugen.
4. »Peter Alexander Graf von Itzenplitz. Zu Groß
Behnitz geboren den 24. August 1769, gestorben
den 18. September 1834. Sein Herz, reich an umfas-
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sender Liebe, sein Geist voll Durst nach Wissen wirk-
te mit lebendiger Einsicht und beharrlicher Kraft, was
in dauernder Frucht uns trostvoll umgibt.« Denkmal : Ein zugeschrägter griechischer Altar trägt zuoberst
das Reliefportrait des Grafen. Darunter ein anderes
Reliefbild, das alte und das neue Oderbruch , das heißt den Zustand, wie es war , und den Zustand, wie es ist , allegorisch darstellend. Wasser entströmt der Urne der Najade, und Eiche, Storch und Reiher, die
im Sumpf ihre Heimat haben, bezeichnen das alte
Oderbruch. Aber das abgewandt entströmende Was-
ser legt den Vordergrund trocken, und ein pflügen-
des Stiergespann, Apfelbaum und Garbe versinnbild-
lichen das Oderbruch, wie es jetzt ist. – Von Rauch
herrührend.
5. »Henriette Charlotte Gräfin von Itzenplitz, gebor-
ne von Borcke, genannt von Friedland, geboren zu
Potsdam 18. Juli 1772, vermählt zu Kunersdorf
23. September 1792, gestorben zu Berlin
13. April 1848.« Denkmal : Eine zugeschrägte Marmortafel trägt die entsprechenden Reliefs. Gräfin
Itzenplitz sitzt, mit dem Ausdruck heiterer Ruhe, auf
einer Bank. Neben ihr ein Fruchtkorb, auf dem die
Linke ruht; in der Rechten hält sie ein aufgeschlage-
nes Pflanzenbuch, zum Hinweis auf ihre Vorliebe für
Garten- und Pflanzenkunde. – Ebenfalls von Rauch.
6. »Gräfin von Itzenplitz, geborne Gräfin von Berns-
torff.« Denkmal : Der Engel des Todes entführt die Mutter ihren Kindern; aber noch im Scheiden sucht
sie schützend ihren Schleier um alle die zu breiten,
1122
die sie zurückläßt. – Eine vortreffliche Arbeit von
Friedrich Tieck.
7. »Gräfin von Itzenplitz, geborne von Sierstorpff.«
Denkmal : ein einfaches Marmorkreuz.
8. »Gräfin von Itzenplitz, geborne von Kröcher.«
Denkmal : Die Sterbende preßt das Kreuz an ihre
Brust, während ihr der Engel des Todes den Kranz
reicht. – Von Hugo Hagen.
Der Platz der neunten Nische ist noch frei. Graf Hein-
rich von Itzenplitz, der gegenwärtige Besitzer der
Herrschaft, hat ihn für sich reserviert, um hier an der Seite der Seinen zu ruhen. Der Friedhof selbst aber,
von dem wir jetzt Abschied nehmen und
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