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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Unpartei-
    lichkeit geschildert, denen wir in der Gesamtheit sei-
    ner historischen Aufzeichnungen begegnen.

    1. Es ist dies derselbe Skrzynecki, der 1831 als
    polnischer Generalissimus berühmt geworden
    ist.

    1250
    Jenseits der Oder
    Küstrin

    Die Wasser grau und schwer,
    Und Wolken drüber her,
    Und über den Mauern
    Liegt es wie Trauern.

    Jenseits der Oder, wo zwischen Werft und Weiden
    die Warthe rechtwinkelig einmündet, liegt Küstrin,
    ein durch die Jahrhunderte hin in den Geschichten
    unseres Landes oft genannter Name. Oft, aber selten
    freudig. Etwas Finster-Unheimliches ist um ihn her,
    und in meiner Erinnerung seh ich den Ort, der ihn
    trägt, unter einem ewigen Novemberhimmel.
    Über die Bedeutung des Namens fabeln die Chronis-
    ten in gelehrten Streitigkeiten; ich meinerseits be-
    gnüge mich mit dem Tatsächlichen, daß Küstrin um
    die Wende des Jahrtausends ein slawisches Fischer-
    dorf, um 1200 ein oppidum oder Flecken und
    um 1300 eine civitas oder Stadt war. 1317 wird es
    zuerst als solche genannt. Ist dies sein Geburtsjahr
    als Stadt, so war es in eine schwere Zeit hineingebo-
    ren. Wenig später (1319) trat mit Markgraf Walde-
    mar das askanische Haus vom Schauplatz ab, und
    jenes bayerisch-luxemburgische Interregnum folgte,
    das gerade lange genug währte, die bis dahin blü-
    hende Mark in eine Wüste zu verwandeln. Von dem
    allgemeinen Elend ward auch Küstrin betroffen, und

    1251
    die Blätter seiner Chronik erzählen ausgiebig von
    Ereignissen, wie sie damals in allen märkischen
    Städten, groß oder klein, so ziemlich dieselben wa-
    ren: Fehden unter- und gegeneinander, Fehden mit
    den Pommern und Polen, Fehden mit Adel und Bi-
    schöfen und dazwischen Überschwemmungen und
    Feuersbrünste, Mißernten und schwarzer Tod. Jedes
    Blatt ein Klageschrei. Und doch verklingt er an unse-
    rem Ohr, weil der statistisch-trockenen Aufzählung
    aller dieser Notstände die menschlich-erschütternden
    Züge fehlen. Und nur sie haben Wert, nur sie stimmen uns zu Lust oder Schmerz, und der scherzhaft
    zugespitzte Satz: »daß ein rauhes Wort Reinharts an
    Lorle uns mehr rühre als der Untergang einer Dynas-
    tie«, birgt einen Kern ernster und tiefer Wahrheit.
    Schreckensvoll und doch inhaltsleer verging unseren
    Marken das vierzehnte Jahrhundert.
    Das ihm folgende fünfzehnte schien endlich eine
    Wandelung zum Bessern bringen zu sollen: die
    Nürnberger Burggrafen kamen ins Land. Aber die
    Wandlung, die mit ihnen kam, reichte nur bis an die
    Oder, und alles, was »drüben« lag: die Neumark und
    das mit ihr dem Deutschen Ritterorden zugefallene
    Küstriner Land, hatte noch lange hin auf die Segnun-
    gen eines starken und wohlwollenden Regiments zu
    warten.
    Erst als um die Mitte des Jahrhunderts Kurfürst
    Friedrich Eisenzahn alles jenseits der Oder gelegene Land für sich und seine Kurmark rückerwarb, zogen
    auch für diese Landesteile glücklichere Zeiten herauf, 1252
    Zeiten, die nach abermals achtzig Jahren in
    » Küstrins Glanzperiode « gipfelten.
    Das war unter Markgraf Hans.

    Unter Markgraf Hans
    (1535–1571)
    Markgraf Hans war der zweite Sohn Joachims I.
    (Nestor) und der der Lehre Luthers eifrig zugetanen
    Elisabeth von Dänemark. Als Joachim starb, erfolgte
    jene Landesteilung, die dem älteren Bruder, Joa-
    chim II. (Hektor), die Kurmark, dem jüngeren, Jo-
    hann, die Neumark und die lausitzischen Besitzungen
    zusicherte.
    Johann wurde den 3. August 1513 »zwischen drei
    und vier Uhr nachmittags« geboren. So genau diese
    Zeitbestimmung ist, so schwankend ist die Ortsan-
    gabe. Leuthinger sagt Angermünde, Angelus sagt
    Tangermünde, Hänfler sagt Peitz, Rentsch sagt
    Küstrin, und Kaspar Sagittarius stimmt dem letzteren
    bei. Es darf aber als jetzt feststehend angesehen
    werden, daß Markgraf Hans auf Schloß Tangermünde
    geboren wurde.
    Er war seiner Mutter Liebling, die sich denn auch
    eifrig beflissen zeigte, seiner Erziehung, allen gegen-
    teiligen Bestrebungen zum Trotz, eine protestanti-
    sche Richtung zu geben. Leuthinger erzählt, »daß 1253
    sich der Prinz weggeschlichen habe, wenn er mit
    seinem Vater in die Messe gehen sollte«, und fügt
    hinzu, »daß er der Überfülle von Symbolen und Ze-
    remonien in der katholischen Kirche von Jugend auf
    abgeneigt gewesen sei«. In Sprachen und Wissen-
    schaften, besonders in der Mathematik, empfing er
    einen vorzüglichen Unterricht und erwies sich früh
    als ein Erbe der väterlichen Wohlredenheit. Um ihn
    für seinen

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