Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Fuß
haben, sie solche angeben sollen, wenn sie nicht mit
Gutem zu persuadieren wären. Hier unweit von Per-
leberg ins Mecklenburgische hält sich ein Schäfer-
knecht auf, welcher sechs Fuß vier Zoll gewiß haben
soll. Mit Gutem ist nichts mit ihm auszurichten. Aber
wenn er die Schafe hütet, so ist er alleine auf dem
Felde, und könnte man ihn mit ein paar Offiziers und
ein paar tüchtige Unteroffiziers schon kriegen. Er ist
derselbe, da schon mal die Husaren nach seind ge-
schickt gewesen. Ich habe Offiziers allhier, die sehr
wohl dort bekannt seind; also wollte fragen, ob mein
allergnädigster Vater befehlet, daß man ihn aufheben
solle oder nicht, und wofern es mein allergnädigster
Vater vor gut findet, so will ich schon praecautiones
nehmen, daß die Sache gut gehen soll und ohne daß
sonderlich Lärm daraus wird. Denn ich kenne den
Amtmann, unter welchem der Kerl steht, und kann
man dem schon das Maul stopfen.«
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Aller Anstrengungen unerachtet, wie sie sich aus
diesem Schriftstück ergeben, wurde der Kronprinz
nichtsdestoweniger durch andere Regimentschefs
übertroffen, was ihn, ebenfalls von Ruppin aus, zu
folgendem Entschuldigungs- und Klagebrief an den
Obersten und Hofjägermeister von Hacke, Günstling
des Königs, veranlaßte.
»Das ist keine Kunst, daß des Fürsten (Leopold von
Dessau) und die magdeburgischen Regimenter schön
sind, wenn sie Geld vollauf haben und kriegen dar-
nach auch noch dreißig Mann umsonst! Ich armer
Teufel aber habe nichts und werd auch mein Tage
nichts kriegen. Bitte, lieber Hacke, bedenk Er doch
das. Und wo ich kein Geld habe, so führe ich künfti-
ges Jahr Asmus allein als Rekrut vor, und wird mein
Regiment gewiß Kroop sein. Sonsten habe ich ein
deutsches Sprichwort gelernt, das heißt: ›Verspre-
chen und halten ziemt wohl Jungen und Alten.‹... Ich
verlasse mich allein auf Ihn , mein lieber Hacke. Wo Er nicht hilft, so wird es schlecht aussehn. Heute habe wieder angeklopft (an den König um Geld geschrieben), und wo das nicht hilft, so ist es getan.
Wenn ich noch könnte Geld geliehen kriegen, so wä-
re es gut. Aber daran ist nicht zu denken. So helft
mir doch, lieber Hacke! Ich versichere, daß ich allzeit danken werde. Der ich jederzeit meines lieben Herrn
Hauptmanns ganz ergebener Diener und Freund bin,
Friedrich.«
In der Tat, er wußte nicht aus noch ein, und der her-
vorstechendste Zug dieser »Ruppiner Tage« war
vielleicht die Geldmisère .
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Schon als er nach Ruppin kam , war er, der Kron-
prinz, wie aus den Berichten des östreichischen Ge-
sandten Seckendorff an den Prinzen Eugen hervor-
geht, allerorten Geld schuldig. Und der kaiserliche
Hof ließ sich denn auch eine so schöne Gelegenheit
nicht entgehen, sich durch kleine Dienstleistungen
künftiger Gegendienste zu versichern. Anfang 1732
schon instruierte Prinz Eugen den Gesandten Se-
ckendorff wie folgt: »Ew. Exzellenz Obsorge muß
vornehmlich darauf gerichtet sein, dem Kronprinzen
nach und nach in Ansehung Kaiserlicher Majestät
diejenigen Prinzipien beizubringen, die zu unzertrennlicher Befestigung der zwischen den beiden Hö-
fen dermalen unterlaufenden engen Freundschaft
nötig; zu welchem Ende man auch von hier aus so-
wohl mit dem Gelde als mit anderem, so zu des Prinzen Vergnügen gereichen mag, an die Hand gehen
wird. Nur daß Ew. Exzellenz die nötige Obsorge tra-
gen, daß weder der König noch sonst jemand anders
wegen des dem Kronprinzen zu gebenden Geldes
einigen Argwohn schöpfe.«
Danach wurde denn auch verfahren, und Seckendorff
machte den Anfang mit Übersendung von
500 Dukaten, welche er, zwischen Bücher verpackt,
nach Ruppin hinschickte. Der richtige Empfang sollte
durch die zerrissenen Stücke des Briefes bescheinigt
werden. Der Kronprinz antwortete umgehend von
Ruppin aus: »Das Buch, welches Sie mir geschickt
haben, finde ich ganz charmant und schicke Ihnen in
einem Couvert das ›Lied‹ (die zerrissenen Stücke
des Briefes), welches Sie von mir zu haben wün-
schen.«
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Wenn Friedrich anfangs noch glauben konnte, daß er
das Geld, welches ihm später beinah regelmäßig in
heimlicher Weise gezahlt wurde, von Seckendorff
persönlich erhalte, so wurde er durch diesen selbst
bereits unterm 13. April 1733 über die wirkliche
Sachlage aufgeklärt: »Sie können versichert sein,
daß der Kaiser Seinerseits nichts versäumen wird,
Ew. Königlichen Hoheit diejenige Achtung zu bezei-
gen,
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