Wanderungen durch die Mark Brandenburg
auch allgemein politischen Inhalts waren,
werden noch im Großen Generalstabe aufbewahrt
und gelten für ausgezeichnete Leistungen.
Bei Ablauf der Okkupation nach Berlin zurückgeru-
fen, ward er gegen Ende des Jahres 1818 zum Flü-
geladjutanten König Friedrich Wilhelms III. ernannt
und stieg, in unmittelbarer Nähe des Königs verblei-
bend, von Stufe zu Stufe, bis er, nach langwieriger
Krankheit, im Jahre 1843 seinen Abschied nahm und
sich in die ländliche Stille von Steinhöfel zurückzog.
Hier trieb er mit Eifer Landwirtschaft, erweiterte das
Schloß, verschönerte den Park und steigerte den
Wert des Familienerbes. Dabei war er in weiten Krei-
1497
sen ein Tröster der Betrübten, ein Wohltäter der Lei-
denden, ein weiser Ratgeber aller, die ihm vertrau-
end ihr Herz öffneten.
Die Ruhe ländlicher Zurückgezogenheit war ihm lieb
geworden. Nur einmal noch ward er ihr entrissen,
um auf kurze Zeit die Stille von Steinhöfel mit dem
Lärm von London zu vertauschen.
Der Eiserne Herzog war am 14. September 1852 auf
seinem Schlosse Walmer Castle bei Dover gestorben,
und auf den 15. November war sein feierliches Be-
gräbnis festgesetzt. Fast alle europäischen Armeen
schickten Deputationen, um »den Feldmarschall der
sieben Reiche« auf seinem letzten Gange zu beglei-
ten; die preußische Deputation aber bestand aus
Graf Nostitz, General von Scharnhorst und unsrem
Massow, der in Veranlassung dieser Deputierung
zum Generallieutenant ernannt worden war. So folg-
te dieser denn dem Sarge des großen Feldherrn, un-
ter dessen Augen er vierzig Jahre früher zuerst das
Hochgefühl des Sieges kennengelernt hatte, und ne-
ben ihm schritt General Scharnhorst, der, von glei-
chem Haß gegen die Napoleonische Familie erfüllt,
mit ihm nach England gegangen war, um, wo immer
es sei, den Unterdrücker seines Vaterlandes zu be-
kämpfen. Beide waren der Fahne Wellingtons gefolgt nun folgten beide seinem Sarge .
Und welch Leichengefolge das! Ein schönes Gedicht
George Hesekiels hat diesen Zug beschrieben:
1498
– ein Leichengefolge schließt sich an,
So wie's gehabt noch kein Untertan!
Von sieben Monarchen ist's deputiert,
Für die er den Stab des Feldmarschalls geführt,
Die Feldzeichen, die mit Trauerflor wehn,
Vertreten die Trauer von sieben Armeen:
Rußland, Preußen und Österreich,
Sie klagen heut mit dem britischen Reich,
Niederland, Spanien und Portugal
Begraben in London den Feldmarschall.
Aus hundert Fahnen das Leichentuch,
Das England um seinen Lord Herzog schlug,
Der sich ein Grab in Sankt Paul ersiegt,
Wo Nelson in Lorbeer begraben liegt.
Massow, der durch Jahre hin dem »Old Duke« so
persönlich nahegestanden hatte, war in London mit
besonderer Auszeichnung empfangen worden; jetzt,
nach der feierlichen Beisetzung, kehrte er aus dem
Gewoge der Weltstadt in die ländliche Stille zurück.
Aber eine tiefere Stille harrte seiner bereits. Es war
beschlossen, daß er dem Siegesherzoge nach wenig
mehr als Jahresfrist in die Ruhe des Grabes folgen
sollte. Am 11. Januar 1854 erkrankte er, und am 18.
entschlief er als ein ernster und gläubiger Christ.
Auf dem Kirchhofe zu Steinhöfel ruht er, und ein
Granitstein gibt die Daten seines Lebens und Todes.
Er war nie vermählt. Steinhöfel fiel an seinen Bruder,
den Hausminister, und nach dessen Ableben an den
1499
ältesten Sohn desselben, den Rittmeister Valentin
von Massow.
Steinhöfel ist ein schönes und reizend gelegenes
Gut. Es liegt an der Stelle, wo der breite Sandgürtel,
der sich nördlich von Fürstenwalde hinzieht, in ein
frischeres und fruchtbareres Terrain übergeht. Das
Schloß hat in der Schinkelschen Zeit eine Renovierung erfahren. Interessante, halb landschaftlich, halb
architektonisch gehaltene Bilder von Fr. Gilly, die
sich bis diesen Tag in einem der Wohnzimmer vor-
finden, zeigen uns deutlich, wie die ursprüngliche
äußere Anlage war. Die innere Einrichtung stammt aus der Zeit des Generallieutenants Valentin von
Massow und seines Vaters, des Obermarschalls. Nur
unter den Portraits sind einige älteren Datums.
Aus der gesamten Reihe derselben mach ich die fol-
genden namhaft:
1. Cabinetsminister von Blumenthal; unter dem Gro-
ßen Kurfürsten brandenburgischer Gesandter in Pa-
ris.
2. Feldmarschall von Flans, geboren 1664, gestorben
1748, besonderer Liebling und Jagdgenosse Friedrich
Wilhelms I. (Diese beiden Portraits, namentlich das
erstere, von
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