Wanderungen durch die Mark Brandenburg
vorzüglichem Kunstwert.)
3. General von Massow, aus der Zeit Friedrich Wil-
helms I.
1500
4. von Massow, Minister unter Friedrich II.
5. Seine Gemahlin.
6. von Massow, Obermarschall unter Friedrich Wil-
helm II. und III.
7. Seine Gemahlin.
8. von Massow, Hausminister unter Friedrich Wilhelm
IV.
9. Seine Gemahlin.
10. Generallieutenant Valentin von Massow als jun-
ger Mann in Zivil.
Außer diesen Portraits interessieren namentlich eini-
ge von Schinkel und Fr. Gilly herrührende, Schloß
und Park von Steinhöfel in ihrer früheren Gestalt
wiedergebende Gouachebilder. Sieben an der Zahl,
und zwar zwei von Schinkel, fünf von Gilly. Sie sind
ohne Datum, doch läßt sich mit ziemlicher Be-
stimmtheit annehmen, daß die Gillyschen Blätter
zwischen 1795 und 1800, die Schinkelschen
um 1805, gleich nach Schinkels Rückkehr aus Ita-
lien, gemalt wurden.
Die zwei Schinkelschen Bilder sind folgende:
1. »La maison du vigneron et vendange à Steinhoef-
fel«. Es ist eine Spätnachmittags-Beleuchtung. Eine
1501
Gruppe rechts sitzt im Schatten der Bäume, auf das
laubumrankte Winzerhaus aber, sowie auf den freien
Platz davor, fällt ein mildes , heiteres Sonnenlicht.
Winzer und Bäuerinnen tanzen einen Rund- und Rin-
gelreihn. In der weinumrankten Vorhalle des Winzer-
hauses und auf der Treppe, die zu dieser Vorhalle
hinaufführt, stehen plaudernde Paare und ein Paar
Fiedler, die zum Tanze spielen. Ein reizendes Bild. In
seiner derb heiteren Stimmung niederländisch, in
Beleuchtung und Farbenton italienisch und insofern
allerdings einer gewissen realistischen Wahrheit ent-
behrend.
2. »La vigne de Steinhoeffel«.
Dies Bild ist ruhiger als das erste, aber vielleicht
noch hübscher und anziehender. Es ist dasselbe
Haus, nur mit dem Unterschiede, daß man mehr die
Giebel- als die Frontseite sieht. Die Sonne geht eben
unter, und ein rotbrauner Ton liegt über dem Gan-
zen. Zwei Bäuerinnen kehren mit Fruchtkörben heim.
An der sonnenbeschienenen, rotbraunen Garten-
mauer steht eine kurzgeschürzte Winzerin in grünem
Friesrock und rotem Mieder und reicht einem auf der
niedrigen Mauer stehenden Winzer die abgeschnitte-
nen schweren Trauben zu. Edeltannen und Silber-
pappeln im Hintergrund. Das Ganze in Auffassung
und Beleuchtungston durchaus italienisch.
Die fünf Gillyschen 1) Blätter haben mit den Schinkelschen nicht die geringste Ähnlichkeit. Sie führen alle
fünf die gemeinschaftliche Unterschrift: »Vue de
Steinhoeffel« und zeigen
1502
1. das Schloß, wie es sich vor etwa achtzig Jahren
präsentierte, wenn man von der Dorfgasse her in
den Park einbog;
2. das Schloß vom Park aus;
3. das japanische Häuschen im Park, nach dem
Friedrich Wilhelm III. das Paretzer aufführen ließ;
4. und 5. eine Baum- und eine Wasserpartie (Casca-
de) aus dem Park.
Wenn auf den zwei Schinkelschen Blättern Saftgrün
und Rotbraun vorherrschen und ihnen Kraft und Fri-
sche geben, so sind auf den Gillyschen Blättern Weiß
und ein helles Wassergrün die vorherrschenden Far-
ben. Die Schinkelschen machen den Eindruck mo-
derner, sehr farbenkräftiger Aquarelle, während die
Gillyschen wie Federzeichnungen wirken, die mit
dünnen und unkräftigen Wasserfarben hinterher fein
und sinnig getuscht wurden.
Interessanter noch als diese Bilder und vielleicht ü-
berhaupt das Bemerkenswerteste, was sich an
Kunstschätzen beziehungsweise Kuriositäten in
Steinhöfel vorfindet, ist ein andrer einfacher Bilder-
rahmen, der statt eines Bildes ein vergilbtes Quart-
blatt Papier umfaßt. Dies Quartblatt Papier, auf beiden Seiten beschrieben (weshalb der Rahmen hinten und vorn ein Glas hat), ist das Konzept eines in Versen abgefaßten Briefes, den Kronprinz Friedrich von
Königsberg aus im August 1739 an Voltaire richtete.
Im einundzwanzigsten Bande der Œuvres complètes,
1503
dem fünften der »Correspondance«, findet sich die-
ser Versebrief abgedruckt.
1. Friedrich Gilly, Sohn des Oberbaurates David
Gilly, wurde 1771 zu Berlin geboren und zähl-
te zu den talentvollsten Schülern seines Va-
ters, den er an Bedeutung übertraf. Wenig
befriedigt durch den Halb- oder Pseudoklassi-
zismus seiner Epoche, stand er, als einer der
ersten, in der Reihe deren, die damals beflis-
sen waren, auf die hellenische Kunst zurück-
zugehn. Aber leider war es ihm nur vergönnt,
in einer großen Zahl von unausgeführt geblie-
benen Entwürfen seiner künstlerischen
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