Wanderungen durch die Mark Brandenburg
mach auf.« Das
geschah denn auch endlich, und man schaffte
den Sarg nach dem Familiengute der gebore-
nen von Götze hinüber. Da war es ruhig. Der
Grabstein aber blieb in Tempelberg und ward
in den Wandpfeiler eingemauert.2)
2. Eine ähnliche Geschichte – darin ähnlich, daß
Verstorbene keine Ruhe haben, bis sie an
rechter Stelle bestattet sind – wird aus einem
der Teltow-Dörfer zwei Meilen südlich von
Berlin berichtet. Es ist das die Geschichte vom
» französischen Tambour «. Das betreffende
Dorf gehörte damals (1813) der alten Familie
von H. Vater und Sohn (der älteste) standen
im Felde, die Mutter und die jüngeren Ge-
schwister aber lebten seit dem Tage von
Großbeeren in der nahen Hauptstadt. So war
1494
das Herrenhaus verwaist. Als auch die
Schlacht bei Dennewitz geschlagen war,
nahm der älteste Sohn Urlaub und kam her-
über, um auf dem väterlichen Gute, das viel
Einquartierung gehabt hatte, nach dem Rech-
ten zu sehn. Er traf spätabends ein. Bei seiner
Ankunft baten ihn die Leute, nicht im Schloß,
sondern im Wirtschaftshause zu schlafen: »im
Schlosse spuke es seit vierzehn Tagen«. Herr
von H. nahm natürlich keine Notiz davon und
bezog wie immer seine Giebelstube im Her-
renhaus. Um Mitternacht ward er durch
Trommelwirbel geweckt, und als er auf-
sprang, hörte er deutlich, daß durch das gan-
ze öde Schloß hin treppauf, treppab die fran-
zösische Reveille geschlagen wurde. In der
nächsten Nacht wiederholte es sich. Herr
von H. stellte nun Nachforschungen an, und
man entdeckte zuletzt in einem der Keller des
Hauses, die Trommel neben sich, einen fran-
zösischen Tambour, der tot unter Werg und
Hobelspänen lag. Er hatte eine tiefe Kopfwun-
de. Wie er dort hinkam, wußte niemand zu
sagen. Er erhielt nun ein ehrlich Begräbnis,
und das Trommeln wurde nicht länger gehört.
Valentin von Massow
Valentin von Massow ward am 24. März 1793 zu Ber-
lin geboren. Er erhielt eine sorgfältige Erziehung und
1495
teilte diese sowie den Unterricht der Haus- und Pri-
vatlehrer mit dem Grafen Friedrich Wilhelm von
Brandenburg, dem späteren Ministerpräsidenten,
dessen Erziehung König Friedrich Wilhelm der Dritte
1797 dem Obermarschall von Massow anvertraut
hatte. Außer dem Grafen von Brandenburg war der
zweite Bruder unseres Valentin, der spätere Hausmi-
nister von Massow, der einzige Gefährte seiner Kna-
benzeit.
Dreizehn Jahre alt, machte er als Junker im Re-
giment Rudorf-Husaren die unglückliche Campagne
von 1806 mit, wurde bei Lübeck gefangen und auf
Ehrenwort in die Heimat entlassen. Das band ihn bis
zum Tilsiter Frieden. Nach dem Friedensschlusse sei-
nes Versprechens ledig, trat er ins brandenburgische
Husarenregiment und war im März 1812 mit unter
den 300 Offizieren, die den Abschied nahmen, um
nicht unter den Fahnen Frankreichs kämpfen zu
müssen. Die Mehrzahl jener 300 trat bekanntlich in
russischen Dienst. Unser Massow aber begab sich
mit zwei gleichgesinnten Freunden: von Barner und
von Scharnhorst ( Sohn des Generals), nach England und von da nach Spanien . Er focht unter Wellington und wurde vor Burgos durch einen Lanzenstich in die
Lunge lebensgefährlich verwundet. Er genas indes
und kehrte 1813 nach Preußen zurück. Er trat hier
bei den braunen Husaren ein, die damals der Oberst
von Blücher, Sohn des Feldmarschalls, kommandier-
te, und machte in diesem Regimente die Kämpfe
jenes schlachtenreichen Sommers und Herbstes mit.
Am Schluß des Jahres ward er in den Generalstab
versetzt. 1815 befand er sich im Hauptquartier des
1496
Fürsten Blücher, dessen Kommunikationen mit Wel-
lington vor und während der Schlacht bei Belle-
Alliance durch unsern Massow vermittelt wurden.
Welch besserer Vertrauensmann hätte sich finden
lassen als eben er , der schon drei Jahre früher unter den Augen des Herzogs gefochten hatte und dessen
volle Kenntnis des Englischen ihn ohnehin empfahl.
Der Niederwerfung Napoleons folgte bekanntlich eine
Besetzung Frankreichs durch englische und preußi-
sche Truppen. Den Oberbefehl über dieselben führte
Herzog Wellington, in dessen unmittelbare Umge-
bung unser Massow kommandiert wurde. Drei Jahre
lang verblieb er in dieser Stellung, in der er sich die Zuneigung und das besondere Vertrauen »des Siegesherzogs« zu erwerben wußte. Die Berichte, die
Massow während dieser drei Jahre von Paris und
Cambray erstattete und die nicht nur militärischen,
sondern
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