Wanderungen durch die Mark Brandenburg
eigentlichen Gruft umgibt, oder ob er hin-
starb, eh es vollendet war, sind Fragen, die wir un-
entschieden lassen. Krank an Körper und Seele, ver-
ließ er im Frühjahr 1668 die Hauptstadt, um sie mit
Augen nicht wiederzusehen. Er mochte fühlen, daß
sein Ende nahe sei. Am 3. Mai vermachte er der Frei-
frau Luise Hedwig von Blumenthal, der Tochter sei-
nes Freundes Otto von Schwerin, sein Stadthaus in
der Spandauer Straße; sechs Tage später schied er
aus dieser Welt, am 9. Mai 1668, auf seinem Lieb-
lingsschlosse zu Prenden. Der reiche Mann, der
hochgestellte Diener seines Fürsten starb in Dürftig-
1533
keit. Die Leichenpredigt, die Propst Andreas Müller
hielt, konnte wegen Mangels an Geld nicht gedruckt
werden, und noch 1675, also sieben Jahre nach
Sparrs Tode, bat der Propst bei den Erben desselben
um Zahlung gehabter Unkosten und Auslagen. Die
Beisetzung der Leiche erfolgte, wie das alte Kirchen-
buch von Sankt Marien besagt, »am 12. Mai, abends
in der Still', im Beisein vornehmer Leute«.
Turm und Erbbegräbnis, die beiden Denkmale, die
sich der Feldmarschall bei Lebzeiten gesetzt, hatten
ihn zum armen Manne gemacht. Aber, wie so oft,
was ihn erniedrigt hatte, hatte ihn auch erhöht. Turm
und Erbbegräbnis sind es, die seinen Namen in der
Erinnerung der Nachwelt festgehalten haben und bis
diesen Tag von einem Ruhm erzählen, der ohne das
ernste, halb rätselvolle Steinbild des Artus Quellinus
vergessener wäre, als er es ist.
1. Wegen schlechter Finanzlage des Landes
wurden die Gehälter bald darauf (1660) her-
abgesetzt, und Sparr erhielt von da ab nur
noch ungefähr 500 Taler monatlich und
120 Scheffel Korn.
2. Das Stadthaus des Feldmarschalls lag in der Spandauer Straße und bildet jetzt mit seinen
Seiten- und Hintergebäuden den dritten Post-
hof. Unmittelbar zur Linken, wenn man aus
1534
dem zweiten Posthof in den dritten eintritt be-
findet sich ein in Stein gehauenes Brustbild
des alten Sparr und unter demselben folgen-
de, im Auftrag der Baronin von Blumenthal
(gebornen von Schwerin) angefertigte In-
schrift: »Aeternitati sacer heros illustrissim.
L. B. Otto Christoph de Sparr coeli posses-
siones occupaturus gratam circumspexit pos-
teritatem et linquendae huic sedi singulari
mentis destinatione heredem fecit illustriss.
dominam Louisam B. de Blumenthal ex domo
Schwerina. Atque ea testatura benefico cineri
quanti fuerit hoc inter vivos donum simul ut
perennius esset generosae mentis monumen-
tum. Ingenti id sumptu a damnosa die vindi-
cavit et restituit in fimitatem et decus hoc
quod lector prospicis. Servet hunc verticem
salus et limen custodiat Jehovae vigil. oculus.
Heroi autem nostro in Sion esto habitatio et in
pace locus ejus. Anno 1668.« (in der Mitte
des vorigen Jahrhunderts gehörte das Sparr-
sche Stadthaus dem Minister Adam Otto von
Viereck.)
3. Das Sparrsche Erbbegräbnis in der Marienkir-
che besteht in einem an der Nordseite des
Chors gelegenen Anbau, dessen oberer Teil
einen kleinen, jetzt zum Teil zur Bibliothek
eingerichteten Saal enthält. Darunter befindet
sich die eigentliche Gruft, über deren am in-
nern Chor befindlichem Eingange sich das
Grabdenkmal von weißem Marmor erhebt.
Dasselbe zeigt, in architektonischer Einfas-
1535
sung von zwei Säulen nebst Sims, einen et-
was überlebensgroßen, geharnischten Mann,
kniend vor einem Pult, auf welchem ein Buch
nebst Totenkopf und Kruzifix. Hinter dem Be-
tenden, zur Linken des Beschauers, ein helm-
tragender Edelknabe in ganzer Figur. Unter
der Decke des Pultes schaut, mit nach seinem
Herrn gewandtem Kopfe, ein Hund hervor. An
der mit leiser Architekturandeutung versehe-
nen Fläche hinter der Hauptfigur stehen in
deutscher Sprache die Verse Hesekiel 37, 3-6
und Hiob 19, 25. Über dem Sims eine gleich-
sam zum Giebel sich gestaltende Gruppe: in-
mitten das einfache Sparrsche Wappen, von
Mars und Minerva gehalten, zu deren Seiten
je zwei an Geschützen gefesselte sitzende Fi-
guren. Dahinter eine Anzahl Fahnen. Das
Ganze, im Übergang von Renaissance zum
Barockstil, trägt zwar in der gebotenen, her-
kömmlichen Anordnung die Manier oder den
Charakter der Zeit, erweist sich dagegen in
seiner Ausführung höchst verdienstlich. Ist
gleich ein geharnischter Mann der möglichst
ungünstige Gegenstand für Skulptur, so sind
doch Kopf und Hände der knienden Hauptfigur
vortrefflich modelliert, überhaupt aber ist im
Ganzen, wie in
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