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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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mitteninne (wie das lacht!)
    Des roten Ampfers leuchtende Pracht.
    Ziehbrunnen, über die Wiese zerstreut,
    Trog um Trog zu trinken beut,
    Und zwischen den Trögen und den Halmen,
    Unter nährendem Käuen und Zermalmen,
    Die stille Herde.... das Glöcklein klingt,
    Ein Luftzug das Läuten herüberbringt.
    Und an dieses Teppichs blühendem Saum

    1590
    All die lachenden Dörfer, ich zähle sie kaum:
    Linow, Lindow,
    Rhinow, Glindow,
    Beetz und Gatow,
    Dreetz und Flatow,
    Bamme, Damme, Kriele, Krielow,
    Petzow, Retzow, Ferch am Schwielow,
    Zachow, Wachow und Groß Behnitz,
    Marquardt-Uetz an Wublitz-Schlänitz,
    Senzke, Lentzke und Marzahne,
    Lietzow, Tietzow und Reckahne,
    Und zum Schluß in dem leuchtenden Kranz:
    Ketzin, Ketzür und Vehlefanz.
    Und an deinen Ufern und an deinen Seen,
    Was, stille Havel, sahst all du geschehn ?!
    Aus der Tiefe herauf die Unken klingen –
    Hunderttausend Wenden hier untergingen;
    In Lüften ein Lärmen, ein Bellen, ein Jagen,
    »Das ist Waldemar«, sie flüstern und sagen;
    Im Torfmoor, neben dem Kremmer Damme
    (Wo Hohenloh fiel), was will die Flamme?
    Ist's bloß ein Irrlicht?... Nun klärt sich das Wet-
    ter,
    Sonnenschein, Trompetengeschmetter,
    Derfflinger greift an, die Schweden fliehn,
    Grüß Gott dich Tag von Fehrbellin.
    Grüß Gott dich Tag, du Preußenwiege,
    Geburtstag und Ahnherr unsrer Siege,

    1591
    Und Gruß dir, wo die Wiege stand,
    Geliebte Heimat, Havelland!

    Potsdam, im Mai 1872

    Die Wenden
    und die Kolonisation der Mark
    durch die Zisterzienser
    Die Wenden in der Mark
    1. Geographisch-Historisches

    Lichthelle Götter,
    Höret,
    Höret unser Flehen um Sieg!
    Wir kämpfen für Leben und Freiheit,
    Für Weib und Kind.
    Notschirmer Radigast,
    Krieghelfer Swantewit,

    1592

    Leidwahrer Triglaw,
    O verleihst uns Sieg!
    Karl Seidel

    Am Nordufer der Mittelhavel, den ganzen Havelgau
    und südlich davon die »Zauche« beherrschend, lag
    die alte Wendenveste Brennabor. Ihre Eroberung
    durch Albrecht den Bären (1157) entschied über den
    Besitz dieses und der benachbarten Landesteile, die
    von da ab ihrer Christianisierung und, was inson-
    derheit die Havelgegenden angeht, auch ihrer Ger-
    manisierung rasch entgegengingen. Diese Germani-
    sierung, soweit sie durch die Klöster erfolgte, soll
    uns in den nächsten Kapiteln beschäftigen; unsre
    heutige Aufgabe aber wendet sich ausschließlich der
    heidnischen Epoche vor 1157 zu und versucht, in dieser Vorgeschichte der Mark eine Geschichte der
    märkischen Wenden zu geben. Dieser Ausdruck ist
    nicht völlig korrekt. Es soll heißen: Wenden, die,
    noch eh es eine »Mark« gab , in demjenigen Lan-
    desteile wohnten, der später Mark Brandenburg hieß.
    Zuerst ein Wort über die Wenden überhaupt. Sie
    bildeten den am meisten nach Westen vorgeschobe-
    nen Stamm der großen slawischen Völkerfamilie;
    hinter ihnen nach Osten und Südosten saßen die
    Polen, die Südslawen, die Groß- und Kleinrussen.
    Die Wenden rückten, etwa um 500, in die halb ent-
    völkerten Lande zwischen Oder und Elbe ein. Sie
    fanden hier noch die zurückgebliebenen Reste der

    1593
    alten Semnonen, jenes großen germanischen Stam-
    mes, der vor ihnen das Land zwischen Elbe und Oder
    innegehabt und es – entweder einem Drucke von
    Osten her nachgebend oder aber durch Abenteuer-
    drang dazu getrieben – im Laufe des fünften Jahr-
    hunderts verlassen hatte. Nur Greise, Weiber, Kinder
    waren teilweis zurückgeblieben und kamen in Ab-
    hängigkeit von den vordringenden Wenden. Diese
    wurden nunmehr der herrschende Stamm und gaben
    dem Lande sein Gepräge, den Dingen und Ortschaf-
    ten ihre wendischen Namen. Als nach drei-, vier- und
    fünfhundert Jahren die Deutschen zum ersten Male
    wieder mit diesem Lande »zwischen Elbe und Oder«
    in Berührung kamen, fanden sie, wenige Spuren e-
    hemaligen deutschen Lebens abgerechnet, ein völlig
    slawisches, das heißt wendisches Land vor.
    Das Land war wendisch geworden, ebenso die östli-
    cheren Territorien zwischen Oder und Weichsel. Aber
    das westliche Wendenland war doch die Hauptsache.
    Hier, zwischen Oder und Elbe, standen die berühm-
    testen Tempel, hier wohnten die tapfersten und
    mächtigsten Stämme.
    Dieser Stämme, wenn wir von kleineren Gemein-
    schaften vorläufig absehn, waren drei: die Obotriten im heutigen Mecklenburg, die Liutizen in Mark und Vorpommern und die Sorben oder Serben im Meißnischen und der Lausitz.
    Unter diesen drei Hauptstämmen der Westwenden,
    ja vielleicht der Wenden

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