Wanderungen durch die Mark Brandenburg
heraus,
Dies ist der Pfuel ritterlich Haus
Seit vierhundert Jahren –
Gott wolle bewahren
Geschlecht und Haus.
Dies Herrenhaus selbst ist neu, doch ruht es auf den
Fundamenten eines alten Gebäudes, das hier stand.
Der Park, der das Herrenhaus von allen Seiten male-
risch umschließt ist eine Neuschöpfung. Auch der
unmittelbar angrenzende Friedhof konnte mit in den
Park hineingezogen werden, da die Herstellung eines
neuen Begräbnisplatzes ohnehin geboten war. War
doch schon seit 1244 an derselben Stelle begraben
worden. Grab über Grab.
Der gegenwärtige Besitzer von Jahnsfelde hat, voll
historischen Sinnes und zugleich in Pietät gegen die
1579
ruhmreiche Vergangenheit seines Geschlechtes, die
untren Räume des Hauses nach Art eines Familien-
museums eingerichtet. Erinnerungsstücke aller Art,
Wappenschilde, Waffen, besonders aber Bildnisse,
finden sich hier auf engstem Raume zusammen. Sie
alle namhaft zu machen liegt außerhalb der Zwecke
dieses Buchs, und nur der ältesten und interessan-
testen möge kurz Erwähnung geschehen.
1. Anna von Pfuel . Ein interessantes Bild aus der Garziner Kirche. Es stellt eine junge, reichgeschmückte Frau dar, lebensgroß, ganze Figur. Im
Haar scheint sie eine Brautkrone zu tragen. Ort und
Jahreszahl lauten: Garzin, 1594. Dies ist das älteste
Bild der Sammlung. Die Behandlung, besonders der
Gewandung, ist noch steif und faltenlos.
2. Heino von Pfuel im Jahre 1602. Aetatis suae 58.
Eine kriegerische Gestalt in Eisenrüstung und hoher
Halskrause, dazu rot und weiße Schärpe. Die Unter-
schrift des Bildes, vom alten Maler selbst herrührend,
lautet:
Heino von Pfuhl ich ward genannt,
Ein Obrister über Reuter und Knecht,
In Ungarland
Und mannigen Orts sonst wohlbekannt.
Es heißt von ihm, daß er ein brandenburgisches
Hülfscorps gegen die Türken kommandiert und sich
überhaupt im Felde wie bei Hofe ausgezeichnet habe.
1580
Auch er hat ein Schild in der Jahnsfelder Kirche und
auf demselben einige Fouquésche Reimzeilen.
3. Erneste Friedrich von Phull . Wenn ich nicht irre, ebenfalls aus der Garziner Kirche nach Jahnsfelde
gebracht. Stellt einen ältren Mann mit weißem Bart,
von ernstem, fast schwermütigem Gesichtsausdruck,
dar. Auf dem Bilde das Pfuelsche und Bismarcksche
Wappen. Spruch:
Wer Gott allezeit vertrauen kann,
Der bleibt ein unverdorbner Mann.
Dann folgende Unterschrift: »Der edle, feste Erneste
Friedrich von Phull, ein Bruder Heinonis auf Garzin, Trebnitz und der Neuen Langenwische Erbherr, starb
allhier den 8. Oktober Anno 1613 früh, seines Alters
vierundsechzig Jahr. Ward den folgenden
4. Novembris in das Begräbnis gesetzet und wartet
der fröhlichen Auferstehung.«
4. Melchior von Phull . Ein vortreffliches Bild, das einen Mann in besten Jahren, in schwarzer Kanzler-
oder Geheimeratstracht, darstellt mit großem, schö-
nem Spitzenkragen, Handmanschetten und Kanzler-
kette. Links oben das Pfuelsche Wappen, rechts das
Wappen der alten Familie von Menlishoff. Unter dem
Pfuelschen Wappen lesen wir: »Melchior von Phull,
Consilarius Brandenburgensis. In Garzin, Garzo, Ha-
senholz et Trebnitz. Pie obit. 18. November An-
no 1609.« Unter dem Menlishoffer Wappen steht:
»Ist Gott mit uns, wer mag wider uns sein.« Melchior
1581
selbst legt seine rechte Hand auf ein aufgeschlage-
nes Buch mit rotem Rand; auf der weißen Seite
steht: »Wer meine Gebote hat und hält etc. Johan-
nes 14, Vers 21. Anno Domini 1610.« An andrer
Stelle nochmals: »Melchior von Phull. Aetatis su-
ae 35. Anno 1609. Discite mortales fugitivam nosce-
re vitam.« Dieser Melchior von Pfuel ist derselbe, der
sich auch als Nekromant einen Namen machte.
5. Adam von Pfuel . Brustbild. Ein älterer Mann, ernst, prononciert martialisch. Er zählt zu den bekanntesten Mitgliedern der Familie. Adam von Pfuel
wurde 1604 geboren. Er folgte 1620 seiner Schwes-
ter, einer Hofdame Marie Eleonorens, bei Vermäh-
lung dieser mit Gustav Adolf, nach Stockholm. Diese
Schwester heiratete später den berühmten Banér
und wurde die Ahnmutter des gleichnamigen Ge-
schlechts. Ihr Bruder, unser Adam von Pfuel, trat als
Page bei Gustav Adolf in Dienst, begleitete ihn nach
Deutschland und brachte, nach der Lützener
Schlacht, des Königs Leiche von Weißenfels nach
Stettin, von wo sie nach Stockholm eingeschifft wur-
de. Seine nahen, schon angedeuteten verwandt-
schaftlichen Beziehungen zu Banér machten es, daß
er auch in der
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