Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Folge der Partei dieses wüsten, aber
genialischen Feldherrn zugehörte. 1634 führte er
zuerst, als Kommandeur eines Regiments, einen
selbständigen Zug nach Thüringen hin aus und deck-
te die Flanke des Heeres. Auf diesem Zuge war es,
wo sich der damals noch jugendliche Derfflinger sei-
ne ersten Sporen im Pfuelschen Regiment verdiente.
Später stieg Pfuel zum Avantgardenführer des
schwedischen Heeres auf und eroberte sich als sol-
1582
cher den allerdings zweifelhaften Ruhm,
800 böhmische Dörfer niedergebrannt zu haben.
Nach Banérs Tode war es Pfuel, der, in Gemeinschaft
mit einigen andern Kriegsobersten, die Schlacht bei
Wolfenbüttel schlug. Er stand damals hoch genug in
Ansehn, um hoffen zu dürfen, das Oberkommando
werde ihm übertragen werden. Er scheiterte aber, weil er Ausländer war, und Torstenson (ihm freilich
hoch überlegen) erhielt den Oberbefehl. Als ihm auch
Lilienhoek vorgezogen wurde, nahm er den Abschied.
Dies war 1642. Wo er von da ab bis 1652 war, ist
unbekannt. In spätren Jahren kaufte er sich die Gü-
ter Helfta und Polleben im Mansfeldischen und grün-
dete eine neue Linie. Auf seinem Bilde in Jahnsfelde
trägt er die goldne Kette, die ihm Gustav Adolf ge-
schenkt hatte. Er starb als schwedischer Generallieu-
tenant 1659 zu Polleben. Hat auch in der Jahnsfelder
Kirche Schild und Spruch.
6. Kurt Bertram von Pfuel . Brustbild. Dieser Kurt Bertram war kurbrandenburgischer General-Kriegskommissar während des Dreißigjährigen Krie-
ges und wurde von seiten George Wilhelms mehrfach
zu diplomatischen Sendungen verwandt, namentlich
an Wallenstein, als dieser zuerst an den Grenzen der
Mark erschien. Unser Kurt Bertram war damals
»Kammerjunker«. Seine erste Mission an Wallenstein
fällt in das Frühjahr 1626. Es scheint, daß er den
Friedländer in Halberstadt traf und ihn, im Auftrage
des Kurfürsten, zu bitten hatte, nicht in die Mark einzurücken. Wallenstein antwortete: »So wahr ich
ein ehrlicher Mann bin, will ich dem Kurfürsten kein
Widriges erweisen, nur bitte ich ihn um Gottes wil-
1583
len, die Mansfeldsche Armee (die in der Prignitz
hauste) auszuschauen, sonst muß ich nachrücken,
um den Feind zu suchen, wo ich ihn treffe.« Im Au-
gust traf Wallenstein mit sechzehn Regimentern in
Cottbus ein. Der Kurfürst hatte den später so be-
rühmt gewordenen Konrad von Burgsdorf zum Mar-
schall bei ihm bestellt, und es verlautet nicht, daß
unser Kurt Bertram bei dieser Gelegenheit weitere
Verhandlungen mit Wallenstein gehabt habe. Er war
indessen einige Wochen vorher in Cottbus gewesen, um, gemeinschaftlich mit einem von Rochow, die
Empfangsvorbereitungen zu regeln. Kurt Bertram
sah den Friedländer erst später wieder und, wie es
scheint, unter ziemlich mißlichen Umständen. In
Prag, als er dem Gefürchteten eine Vorstellung zu
überreichen hatte, fuhr ihn dieser an: »Ich werde
schiefericht (etwa das, was wir heute »nervös« nennen würden), wenn ich solche Schriften sehe«, und
im Juni 1628 berichtete Pfuel von Frankfurt a. O.
nach Berlin: »er habe den General nicht sprechen
können, denn dieser habe just seinen Schiefer gehabt und nicht nur kurz vorher den Secretair, den
Kammerdiener und Edelknaben abprügeln lassen,
sondern auch das Glockenläuten verboten und
zugleich befohlen, alle Hunde von der Gasse zu
schaffen«. Diese Missionen, wie wir hieraus genug-
sam ersehen können, waren verantwortungsvoller
Natur und forderten ihren Mann.
Kurt Bertram, dessen Bruder (Adam) und Neffe (Ge-
org Adam) direkt in schwedischen Diensten standen,
gehörte selbstverständlich der Anti-
Schwarzenbergschen Partei zu. Schwarzenbergs
1584
Einfluß setzte es schließlich durch, daß Kurt Bertram
seiner Ämter enthoben und seine Güter eingezogen
wurden. Nach dem Tode Kurfürst George Wilhelms
aber wendete sich das Blatt; er erhielt seine Güter
zurück und wurde ausersehn, den Adam Schwarzen-
berg gefangenzunehmen. Später kaufte er sich in
Sachsen an und wurde, durch weitere Verzweigung,
der Stammvater der noch blühenden württemberg-
schen Linie. Das Bild Kurt Bertrams befindet sich in
Jahnsfelde. Er ist ein schöner Mann, blühend, noch
jung, voll klugen und energischen Ausdrucks. Seine
Tracht, in Koller und Klapphut, ist im wesentlichen
die eines schwedischen Kriegsobersten.
Was der Jahnsfelder Portraitgalerie einen Reiz ver-
leiht und ihr unterscheidendes Merkmal bildet, ist,
daß sie das Frostige eines
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