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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Bauertöchtern, für deren gute Führung sie ver-
    antwortlich waren, als Mägde zu schicken hatten.
    Diese Mägde wurden während eines zweijährigen
    Dienstes in allem Nötigen unterwiesen. Dann mußten
    sie ohne Hülfe der Holländerin eine Probe guter But-
    ter bereiten, die der König selbst zu prüfen nicht ver-
    schmähte. Fiel die Prüfung zugunsten der betreffen-
    den Magd aus, so verlieh ihr der König einen Braut-
    schatz im Betrage von 100 Talern. Diese Einrichtung
    hat bis zum Tode des Königs bestanden und zu ihrer
    Zeit reiche Früchte getragen, die noch heutzutage
    nachwirkend sind. Auch Friedrich II. widmete dem
    Amte Königshorst eine besondere persönliche Auf-

    1736
    merksamkeit. Anfänglich ließ er den größten Teil der
    dortigen Ländereien zu Fettweiden benutzen, um die
    Einfuhr von ausländischem Schlachtvieh für den Ber-
    liner Markt entbehrlich zu machen; in späteren Re-
    gierungsjahren aber kehrte er ganz zu dem Benut-
    zungsplan des Gründers von Königshorst zurück und
    stellte das von seinem Vater begründete Lehrinstitut
    als »eine« – wie der König in einem Erlaß vom
    13. Mai 1780 sich ausdrückte – »ordentliche Akade-
    mie des Buttermachens« wieder her. Bis diesen Tag
    gilt die Königshorster Butter (Horstbutter) in Berlin
    als die beste. Eins fehlt ihr vielleicht – das Aroma .
    Das Luchgras, was immer auch die Kultur zu seiner
    Verbesserung getan haben mag, kann nicht wettei-
    fern mit dem süßen, saftigen, kräuterreichen Gras
    der Nordsee-Marschen. Noch weniger ist es geglückt,
    das Sandland der alten Horsten (Sandstellen im
    Sumpf) zu einem fruchtbaren Boden umzugestalten;
    nur mühsam wird das Getreide gewonnen, das zum
    Unterhalt des Viehstandes nötig ist. Von der Bedeu-
    tung jener Entwässerungsarbeiten aber, die durch
    König Friedrich Wilhelm I. eingeleitet wurden, wird
    man sich am ehesten eine Vorstellung machen kön-
    nen, wenn man erfährt, daß die Gesamtlänge der im
    Luche befindlichen Gräben und Kanäle über einund-
    siebzig Meilen beträgt.

    1. Zu den vielen Eigentümlichkeiten der Havel ge-
    hört auch die, daß sie, von Norden kommend,
    auf dem letzten Drittel ihres Laufes wieder nach

    1737
    Norden fließt. Sie beschreibt also einen Halbbo-
    gen und umfängt mit ihrem gekrümmten Arm
    ein fünfzig Quadratmeilen großes Stück Land,
    das »Havelland«.

    Der Brieselang

    Balsamisch wogten die Düfte
    Über das feuchte Revier,
    Die alten Störche bezogen
    Freudig das alte Quartier.
    In all den Luchen und Lanken
    Waren die Wasser erwacht,
    Die Kiefern lauschten und tauschten
    Ihre Grüße sacht.
    G. Hesekiel

    Eine der ältesten Waldpartien des Havellandes ist der
    Brieselang , anderthalb Meilen westlich von Spandau.
    Die Hamburger Eisenbahn schneidet an seinem Süd-
    rande hart vorbei und bildet, wenn man auf die Karte
    blickt, den Fuß, auf dem er steht. Wer ihn besuchen
    will und die Jahre des Turnerenthusiasmus hinter
    sich hat, pflegt deshalb auch die genannte Bahn zu
    benutzen, die ihn wochentags bis an die östlichen
    Vorlande des Waldes (Station Segefeld) oder sonn-

    1738
    tags in Extrazügen direkt bis an seine Eingänge
    führt.
    Der Brieselang ist nicht mehr, was er war. In alten
    Tagen ging er über Quadratmeilen hin und füllte das
    ganze Territorium, das man damals als Alt-Bredow-
    Land bezeichnen konnte. Das Nauensche Luch, die
    Falkenhagenschen Wiesen, der Bredowsche Forst,
    das Pausinsche Bruch, alles war Brieselang, ein
    Elsbruch im großen Stil: im Frühjahr ein Sumpf oder
    See, im Sommer eine Prairie, zu allen Jahreszeiten
    aber von mächtigen Eichen, den »Brieselang-
    Eichen«, überragt, die um einen Schuh höher waren
    als alle anderen im Lande. Das ist nun anders ge-
    worden. In allen Teilen des alten Gebiets, zumal
    auch auf jener Strecke, die noch den alten Namen
    führt, haben sich die Elemente geschieden, aus wei-
    ten Sumpfstrecken, denen man die Elsen und Eichen
    nahm , sind weite Wiesenstrecken geworden, und aus anderen, denen man Elsen und Eichen hinzutat , sind regelrechte Waldreviere geworden. Nur da, wo Wald
    und Wiese miteinander grenzen und der Wald aus
    seinem Heerlager einzelne Posten in die weite Wiese
    hinausstellt, nur an diesen Stellen zeigt der Brieselang noch seinen alten Charakter, zumal im Frühjahr,
    wenn das Sumpfwasser steigt und sich wieder in La-
    chen und Lanken um die Elsenbüsche sammelt.
    Der Brieselang ist eine schwindende Macht, an Ter-
    rain verlierend wie an Charakter, aber auch

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