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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Das
    Deckengemälde, das ich gleich näher beschreiben
    werde, scheint mit seinen vielen Porzellangerätschaf-
    ten für die erstere Annahme zu sprechen; ein schär-
    feres Eingehen aber macht es beinahe zweifellos,
    daß es das Teezimmer war. In der Mitte des Deckenbildes erblicken wir nämlich eine starke, blühend
    aussehende Frauensperson mit roten Rosen im Haar;
    in ihrer ganzen Erscheinung einer holländischen Tee-
    schenkerin sehr ähnlich. Mit der linken Hand drückt
    sie eine blau und weiß gemusterte Teebüchse fest
    ans Herz, während sie mit der Rechten einen ebenso
    gemusterten porzellanenen Teetopf einer gleichfalls
    wohlbeleibten, blonden, hochrot gekleideten Dame
    entgegenstreckt. Diese, ihrerseits durch die Schlan-
    ge, die sich um ihren weißen Arm ringelt, als Hygieia
    charakterisiert, hält der Teeschenkerin einen Spiegel entgegen, als ob sie ihr zurufen wolle: »Erkenne dich
    selbst und schrick zurück, wenn du dich als Lügnerin,
    das heißt deinen Tee als schlecht und unecht erkennst.«
    Die Malerei ist vortrefflich, man erkennt durchaus die
    gute holländische Schule, und viele unserer Maler
    werden von Glück sagen können, wenn ihre Decken-
    gemälde sich nach 150 Jahren und länger in ähnlich
    guter Weise präsentieren. Auch die diesen Bildern
    zugrunde liegenden Ideen, denen es an Humor und
    Selbstpersiflage nicht fehlt, sind leichter zu verspot-
    ten als besser zu machen. Es sind doch immerhin
    Ideen, mit denen total gebrochen zu haben wir häu-
    fig zur Unzeit stolz sind.

    1810
    Das am entgegengesetzten Ende liegende Zimmer ist
    aller Wahrscheinlichkeit nach das ehemalige Wohn-
    und Lieblingszimmer Friedrichs I., dasselbe, in das,
    wie ich Seite 151 beschrieben habe, am
    15. April 1745 die Königin Sophie Dorothea eintrat
    und am Abend durch das prächtige Feuerwerk über-
    rascht wurde, das wie eine Flammenlaube mitten aus
    dem Dunkel des Parks emporwuchs. Dies Zimmer,
    das nach drei Seiten hin Balkone hat, von denen aus
    man nach Gefallen den Park, das offene Feld oder
    den Hofraum überblickt, ist sehr geräumig, dreißig
    Fuß im Quadrat, und mit acht marmorierten Säulen
    derart umstellt, daß sie, an den vier Wänden ent-
    lang, einen deutlich markierten Gang oder Rahmen
    bilden, der nun das kleiner gewordene Viereck des
    Saales umspannt. Der Zweck dieser Einrichtung ist
    schwer abzusehen. Vielleicht diente das Zimmer
    auch als Tanzsaal, und die Tänzer und Tänzerinnen
    hatten den innern Raum für sich, während die plau-
    dernden oder sich ausruhenden Paare wohlgeborgen
    unter dem Säulengange standen. Das Wichtigste ist
    auch hier das Deckengemälde. Ich schicke zunächst
    die bloße Beschreibung vorauf. In der Mitte des Bil-
    des befindet sich eine weiße, hochbusige Schönheit
    mit pechschwarzem Haar, welches von Perlenschnü-
    ren durchzogen ist; in der Linken hält sie eine Art
    Zauberlaterne, in der Rechten einen kleinen Ölkrug.
    Allerhand pausbäckige Genien halten Tafelgerät und
    Kannen empor, andere entschweben mit leeren
    Schüsseln, noch andre kommen mit Teegeschirr her-
    bei und gießen den Tee in kleine Schälchen. Diese
    Szenen füllen zwei Drittel des Bildes. Links in der
    Ecke hält Apoll mit seinen Sonnenrossen, vor ihm

    1811
    her schwebt bereits Aurora, das Haupt des Sonnen-
    gottes selbst aber strahlt nicht, sondern ist noch von
    einer dunklen Scheibe umhüllt.
    Neben diesem Staatszimmer, demselben, das den
    Stern des Hosenbandordens in seinen vier Ecken
    zeigt, befindet sich ein sehr kleines Gemach, nicht
    viel größer als ein altmodisches Himmelbett. Dies ist
    das Sterbezimmer des Prinzen August Wilhelm. Die
    Wände sind schmucklos, ebenso die Decke, nur an
    der Hohlkante zwischen beiden zieht sich eine
    schmale Borte von schwarzem Holz entlang. Sie ist wie ein Trauerrand, der dieses Zimmer einfaßt, und
    mahnt deutlich an die letzten, in Dunkel gehüllten
    Stunden eines liebenswürdigen und unglücklichen
    Prinzen.
    Aus diesem engen Raume, der so trübe Bilder weckt,
    treten wir, da die übrigen Zimmer unserer Betrach-
    tung nichts mehr bieten, wieder in den Korridor und
    über den noch immer imposanten Vorflur endlich ins
    Freie hinaus.
    Der Ball der untergehenden Sonne hängt am Hori-
    zont, leise Schleier liegen über dem Park, und die
    Abendkühle weht von Fluß und Wiesen her zu uns
    herüber. Wir sitzen wieder auf der Treppe des Gast-
    hofs und blicken durch die Umrahmung der Bäume in
    das Bild abendlichen Friedens hinein. Musikanten
    ziehen

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