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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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selbst wie ihre beiden Ehemänner:
    Hauptmann von Hollwede, gestorben 1765,
    und Obristwachtmeister von Humboldt, ge-
    storben 1779, beigesetzt wurden. Frau von
    Humboldt starb 1796.«

    1824
    Wir verlassen nun die untern Räume und steigen
    vom Atrium aus treppauf, um den obern Zimmern
    unsern Besuch zu machen. Die Treppe selbst indes,
    vor allem die Art und Weise, wie Schinkel, der auch
    hier den Umbau leitete, alle entgegenstehenden
    Schwierigkeiten glücklich überwunden hat, fesselt
    uns noch auf Augenblicke. Die Enge des Raums
    schrieb ihm Verhältnisse vor, die etwas Kleines und
    Puppenstubenhaftes nicht vermeiden konnten, und
    doch glückte es ihm, durch Wölbungen hier, durch
    Mauereinschnitte dort, dem Ganzen den Eindruck
    einer lichthellen Heiterkeit zu leihen und endlich
    durch Farbe und Ornamentik diesen Eindruck bis
    zum Schönen und Gefälligen zu steigern. Die einzel-
    nen Decken und Rundbögen, deren Dimensionen
    mehr an das Modell eines Hauses als an ein wirkliches Haus erinnern, sind mit Sternchen auf dunkel-
    blauem Grunde geschmückt, und zwei in die Wand-
    fläche des Treppenabsatzes gemalte Kandelaber (es
    war kein Raum da, um wirkliche aufzustellen) gelten
    für Meisterstücke guten Geschmacks und korrekter
    Zeichnung.
    Die oberen Räume, ein Empfangszimmer, ein Saal,
    ein Wohnzimmer und zwei Turmgemächer, bilden ein
    völliges Museum und sind zu reich ausgestattet mit
    Kunstschätzen und Sehenswürdigkeiten aller Art, als
    daß mehr wie eine bloße Aufzählung des Vorhande-
    nen an dieser Stelle gestattet sein könnte. Und
    selbst diese Aufzählung werde ich auf die Hauptse-
    henswürdigkeiten, das heißt also auf Originalwerke,
    zu beschränken haben. Es sind das, soweit die Plas-
    tik in Betracht kommt, neben Werken der Antike,

    1825
    Arbeiten von Thorwaldsen, Rauch und Friedrich
    Tieck. Aus der Reihe der Maler aber begegnen wir:
    Gottlieb Schick, Karl Philipp Fohr, Karl Steuben und
    Wilhelm Wach.

    Antiken . Die Statue der Nymphe Anchyrrhoe mit einem Wassergefäß, gefunden vor Ponte Molle bei der
    Osteria la Finocchia. Ihren Namen (Anchyrrhoe) hat
    diese Statue nach einer Bezeichnung, welche Ennio
    Quirino Visconti auf einem andern, lebensgroßen,
    jetzt im Louvre befindlichen Exemplar derselben Sta-
    tue, von übrigens viel geringerer Arbeit, gefunden
    hat. Diese Statue hingegen zeichnet sich ebensosehr durch das graziöse Motiv wie durch die vortreffliche
    Arbeit aus.
    Die Statuette einer tanzenden Bacchantin mit dem
    Thyrsus (der Kopf modern). – Das Fragment einer
    antiken Sarkophagskulptur, welche den Raub der
    Proserpina darstellt. – Der thronende Jupiter, ein
    Relief aus dem Palast Rondanini. – Vulkan, ein Relief,
    ebendaher. – Ein Rund, auf dessen einer Seite sich
    der Kopf des Jupiter Ammon, auf der andern eine
    opfernde Bacchantin befindet. – Die antike Statue
    des Bacchus aus pentelischem Marmor. Der Kopf,
    nach Angaben von Rauch, ergänzt. – Die drei Parzen,
    ein antikes Basrelief in Marmor. Dieses Relief ist be-
    sonders durch die Art der Auffassung merkwürdig.
    Die sitzende Klotho spinnt, und die in der Mitte ste-
    hende Atropos schneidet den Lebensfaden ab; die

    1826
    Lachesis aber steht an einem Globus und bezeichnet
    an demselben das menschliche Geschick.
    Hieran schließen sich, bevor wir zu den Arbeiten
    neuer Meister übergehen, jene wertvollen, wenigs-
    tens zum Teil der Antike angehörigen Geschenke, die
    von seiten Pius' VII., als Zeichen des Danks für wich-
    tige, auf dem Wiener Kongreß und später in Paris
    ihm geleistete Dienste, an Wilhelm von Humboldt
    überreicht wurden. Diese Geschenke sind folgende:
    Eine Säule von orientalischem Granit, die eine mo-
    derne Kopie, in grünem Porphyr, von dem berühm-
    ten Kopfe der Medusa aus dem Hause Rondanini
    trägt, deren Original sich in der Glyptothek zu Mün-
    chen befindet. – Zwei andere Säulen aus rosso anti-
    co von großer Schönheit, die zwei zierliche Vasen
    aus jener Marmorart tragen, die den Namen giallo
    antico führt. – Alle drei Säulen tragen, aufgehängt
    an einem Kettchen, das in Erz gegossene und ver-
    goldete Wappen Pius' VII. Es besteht aus drei Fel-
    dern, in deren größerem sich das päpstliche Doppel-
    kreuz und die Inschrift »Pax« befindet, während die
    zwei kleineren Felder drei Sternchen und drei Köpfe
    zeigen. Über jedem einzelnen Wappen kreuzen sich
    die Schlüssel Petri. Diese wertvollen Geschenke wur-
    den an Wilhelm von Humboldt mit folgendem Schrei-
    ben

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