Wanderungen durch die Mark Brandenburg
überreicht:
»An den Herrn Baron von Humboldt der Papst Pi-
us VII.
Der so nachdrückliche Beistand, welchen Sie dem
Ritter Canova1) zu dem glücklichen Ausgang seines
1827
Auftrags haben angedeihen lassen, hat Uns nicht
überrascht, denn da Wir Sie zur Genüge kennen,
versahen Wir Uns mit Gewißheit, daß Sie sich der
Sache Roms und Unserer Person mit Nachdruck an-
nehmen wurden. Nichtsdestoweniger fühlen Wir Uns,
nachdem Wir vernommen, wieviel Sie zu der Rück-
kehr der antiken Denkmale, Handschriften und ande-
rer kostbarer Gegenstände beigetragen haben, ver-
pflichtet, Ihnen in eigener Person Unsern Dank zu
erkennen zu geben. Rom hatte sicherlich Ursache,
Sie nicht zu vergessen, der Sie sich, während Ihres
Aufenthaltes daselbst, so viel Liebe und Achtung er-
worben, es wird aber fortan noch einen andern ge-
wichtigen Grund haben, Ihrer als des wohlverdienten
Freundes des Sitzes der schönen Künste zu geden-
ken.
Wir werden Ihnen ein dankbares Andenken für das-
jenige bewahren, was Sie in dieser bedeutenden An-
gelegenheit gewirkt haben, wie Wir Ihnen ein Glei-
ches für alles dasjenige bewahren, welches Sie zu
Unserm Frommen in Wien getan, wie der Kardinal
Consalvi Uns berichtet hat.
Wir werden mit der größten Freude jede Gelegenheit
ergreifen, um Ihnen Unser besonderes Wohlwollen
und Unsere Achtung zu bezeugen, und werden den
Höchsten bitten, daß es ihm gefallen möge, über Sie
seine Gaben und seine himmlische Erleuchtung in
Fülle auszugießen und Ihnen die vollkommenste
Glückseligkeit zu bescheren.
1828
Gegeben zu Castel Gandolfo, den 26. Oktober 1815,
im sechzehnten Jahre Unseres Pontifikats.
Pius P. P. VII.«
Ich fahre nun fort in der Aufzählung der in Tegel
vorhandenen Originalwerke der Skulptur sowohl wie
der Malerei.
Zunächst von Thorwaldsen . Die Statue der »Hoff-
nung« im Stil der altgriechischen Kunst, mit der Lo-
tosblume in der Rechten. Eine Kopie dieser Statue,
von Friedrich Tieck herrührend, krönt die Säule auf
dem mehrgenannten Begräbnisplatz der Familie. –
Die Marmorbüste der Frau von Humboldt. – Die
Marmorbüste Wilhelms von Humboldt. – Zwei Krei-
dezeichnungen: Maria mit dem Kinde und dem klei-
nen Johannes, und Maria und das Christuskind, wel-
che sich liebkosen. Die erste Zeichnung trägt die
Unterschrift: »Albertus Thorwaldsen in. et del.«; die
zweite: »Roma, 23 Febbrajo 1818,
A. Thorwaldsen f.«
Von Rauch . Venus, welche dem Mars ihre vom Dio-
medes verwundete Hand zeigt. Marmorrelief, in ei-
nem Rund ausgeführt. Eine der frühesten und rei-
zendsten Arbeiten des Meisters. – Die sitzende Sta-
tue eines jungen Mädchens, durch den Schmetterling
in ihrer Rechten als Psyche bezeichnet (zu gleicher
Zeit Portraitstatue der damals, 1810, zehnjährigen
Adelheid von Humboldt). – Die Marmorbüste Alexan-
1829
ders von Humboldt. – Die Büsten der als Kinder ver-
storbenen Gustav und Luise von Humboldt.
Von Friedrich Tieck . Die Statuen des Odysseus, des Achill, der Omphale und Iphigenie. – Reliefbild Alexanders von Humboldt. – Reliefbild des Grafen Gus-
tav von Schlabrendorf.
Von Gottlieb Schick . Adelheid und Gabriele von
Humboldt als Kinder, Ölportraits auf einem Bilde,
eines der vorzüglichsten Werke dieses leider so früh
verstorbenen Künstlers. Durch das offene, weinum-
rankte Fenster sieht man auf Berg und See einer still
heitern italienischen Landschaft hinaus. Die schlich-
ten, einfachen Kleidchen verhüllen nur eben die ju-
gendlichen Körper der beiden Mädchen, von denen
die jüngere träumerisch mit Blumen spielt. – Das
Bildnis Karolinas von Humboldt, der älteren Schwes-
ter der beiden eben genannten. In Größe, Farbe und
Auffassung dem vorigen Bilde sehr ähnlich, aber
nicht ganz von demselben Reiz.
Von Karl Philipp Fohr (1818 in Rom ertrunken). Hagen im Gespräch mit den Donaunixen (Federzeich-
nung).
Von Karl Steuben . Das Bildnis Alexanders von Humboldt, damals (1812) zweiundvierzig Jahre alt, in
lebensgroßer Figur. Vorn Basaltsäulen, im Hinter-
grunde der Chimborasso. Höchst brillant gemacht,
aber nicht ohne Anflug von Manier.
1830
Vielleicht verlohnt es sich, und zwar speziell im Hin-
blick auf die zuletzt genannten Portraits, die ganze
reiche Sammlung noch ein zweites Mal kurz an uns
vorüberziehen zu lassen, lediglich um uns mit der
Tatsache vertraut zu machen, daß neben einem Kul-
tus der Schönheit, der unbestritten hier stattfand,
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