Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
hiesigen Schleuse, vor Anker gelegt.
    Auch hatte der Herr Bürgermeister die Vorsicht ge-
    braucht, die Fischer vom Kiez zu beordern, daß sie
    mit ihren Kähnen bei der Hand sein und, wenn einer
    der Schiffer und Streiter über Bord fiele, denselben
    sogleich retten möchten.
    Die Anführer auf den Schiffen waren folgendermaßen
    verteilt:
    Bürgermeister Bartholomäus Bier
    Burghard Margert, Ratmannen
    Otto Ruttnitz,

    1840
    Bastian Rucken,
    Jakob Marzahn
    Jonas Backe,
    Viertelmeister
    Paul Schober,
    do.
    Klaus Strohband,
    do.
    Hermann Doering, do.
    Jürgen Wardenberg, do.
    Die übrigen Anführer waren die Bürger: Martin Kro-
    kow, Klaus Marreligs, Peter Damitz, Andreas Ra-
    schan, Matthis Rürmundt, Sebastian Reinicke, Veit
    Wenzlow, Klaus Schumann, Jürgen Rohrschneider,
    Kurt Kiepert, Traugott Kühnert, Gottfried Schönicke,
    Jonas Müller, Ignatz Rasenack, an der Zahl vierund-
    zwanzig.
    Um neun Uhr endlich sah man die vereinte Berliner
    und Cöllner Flotte, die sich am Tegelschen See ar-
    miert und formiert hatte, die Havel heruntergesteu-
    ert kommen; sie steuerten, den Eiswerder rechts
    lassend, nach der Kleinen Malche und legten sich
    dort vor Anker, um sich zum Streit noch besser an-
    zuschicken und dann das Signal zu erwarten. Voran
    lag das Admiralschiff mit dem Berliner Wappen, ei-
    nem Bären im weißen Felde, am Vorderteil. Alle
    Schiffe waren mit prächtigen Flaggen und die Segel-
    bäume und Stangen mit bunten Bändern ge-
    schmückt, die Steuerleute und Ruderer trugen runde
    Hüte, mit roten Bändern umwunden, und grüne Fe-
    derbüsche.

    1841
    Die meisten Schiffe waren mit Zelten von buntbe-
    malter Leinwand überspannt, doch so, daß die Strei-
    ter, welche mit denselben Waffen wie die Spandower
    versehen waren, sich auf den Schiffen verteilt befan-
    den. Alles gewährte einen prächtigen, imposanten
    Anblick. Freude und Jubel waren unter Begünstigung
    des schönsten Wetters allgemein.
    Endlich wurde von dem Bastion der Festung, auf
    welchem sich der Kurfürst mit seinem Hofstaate ein-
    gefunden hatte und von welchem aus er das Ganze
    übersehen konnte, das Zeichen zum Angriff durch
    einen Kanonenschuß und durch den Schall der Trom-
    peten gegeben. Im Nu war jetzt die ganze Wasser-
    fläche, welche den Großen und Kleinen Malche-See
    zwischen der Festung und dem Eiswerder bildet, mit
    Schiffen bedeckt. Unter dem Donner der Kanonen
    und dem Schalle der Trompeten, welche unaufhörlich
    vom Walle der Festung ertönten, bemühten sich bei-
    de Parteien, einander so viele Schläge und Stöße zu
    erteilen, um womöglich eine die andere zum Weichen
    zu bringen. Und wie es denn gewöhnlich zu gehen
    pflegt, so ging es auch hier, die Gemüter erhitzten
    sich zu sehr, so daß das Spandower Admiralschiff
    zwei von den Berliner Schiffen dergestalt überfuhr,
    daß deren Steuermänner ins Wasser gestoßen wur-
    den und auch einige Streiter durch den Stoß über
    Bord fielen. Durch das Herbeieilen der Fischer wur-
    den diese glücklich wieder herausgefischt.
    Nachdem das Gefecht zwei Stunden gedauert hatte
    und es, trotz der Brustharnische und der Helme,
    manchen blauen Fleck und Beulen gegeben hatte,

    1842
    auch auf keiner Seite nur ein Haarbreit der Sieg ge-
    wichen war, wurde das Zeichen zum Abbruch des
    Gefechts gegeben, und die Schiffe zogen sich unter
    gegenseitigem Drohungen und Neckereien (Leuthin-
    ger: »Spottereien«) der Mannschaften in ihre vorigen
    Stellungen zurück. Zugleich kam der Befehl, daß der
    Sieg auf dem Nachmittage zu Lande entschieden
    werden sollte. Die Berliner verließen ihre Schiffe und
    lagerten sich dort auf dem Felde, » der Plan « genannt; die Spandower gingen, um sich ihre Beulen
    zu besehen, einstweilen nach Hause, und die Anfüh-
    rer, um sich zu beraten, wie sie den Nachmittags-
    kampf mit Ehren bestünden. Denn sie verhehlten
    sich nicht, daß sie, bei ihrer geringeren Zahl, es nur
    der großen Geschicklichkeit ihrer Steuerleute und
    Ruderer zu verdanken gehabt hätten, daß sie nicht
    besiegt worden wären. Auch war gewiß, daß sich die
    Zahl der Streiter ihrer Feinde aus der Zahl der
    Schaulustigen aus Berlin noch erheblich vermehren
    würde. Sie entschlossen sich also, einen Sukkurs aus
    dem städtischen Kämmereidorfe Staaken nebst den
    zur Stadt gehörigen Weinbergen, und was sie sonst
    noch aufzutreiben wußten, herbeiholen zu lassen.
    Die Anzahl der Berliner war, wie Leuthinger versi-
    chert, über 1 500 Mann. Die Spandower dagegen
    waren höchstens 800

Weitere Kostenlose Bücher