Wanderungen durch die Mark Brandenburg
hiesigen Schleuse, vor Anker gelegt.
Auch hatte der Herr Bürgermeister die Vorsicht ge-
braucht, die Fischer vom Kiez zu beordern, daß sie
mit ihren Kähnen bei der Hand sein und, wenn einer
der Schiffer und Streiter über Bord fiele, denselben
sogleich retten möchten.
Die Anführer auf den Schiffen waren folgendermaßen
verteilt:
Bürgermeister Bartholomäus Bier
Burghard Margert, Ratmannen
Otto Ruttnitz,
1840
Bastian Rucken,
Jakob Marzahn
Jonas Backe,
Viertelmeister
Paul Schober,
do.
Klaus Strohband,
do.
Hermann Doering, do.
Jürgen Wardenberg, do.
Die übrigen Anführer waren die Bürger: Martin Kro-
kow, Klaus Marreligs, Peter Damitz, Andreas Ra-
schan, Matthis Rürmundt, Sebastian Reinicke, Veit
Wenzlow, Klaus Schumann, Jürgen Rohrschneider,
Kurt Kiepert, Traugott Kühnert, Gottfried Schönicke,
Jonas Müller, Ignatz Rasenack, an der Zahl vierund-
zwanzig.
Um neun Uhr endlich sah man die vereinte Berliner
und Cöllner Flotte, die sich am Tegelschen See ar-
miert und formiert hatte, die Havel heruntergesteu-
ert kommen; sie steuerten, den Eiswerder rechts
lassend, nach der Kleinen Malche und legten sich
dort vor Anker, um sich zum Streit noch besser an-
zuschicken und dann das Signal zu erwarten. Voran
lag das Admiralschiff mit dem Berliner Wappen, ei-
nem Bären im weißen Felde, am Vorderteil. Alle
Schiffe waren mit prächtigen Flaggen und die Segel-
bäume und Stangen mit bunten Bändern ge-
schmückt, die Steuerleute und Ruderer trugen runde
Hüte, mit roten Bändern umwunden, und grüne Fe-
derbüsche.
1841
Die meisten Schiffe waren mit Zelten von buntbe-
malter Leinwand überspannt, doch so, daß die Strei-
ter, welche mit denselben Waffen wie die Spandower
versehen waren, sich auf den Schiffen verteilt befan-
den. Alles gewährte einen prächtigen, imposanten
Anblick. Freude und Jubel waren unter Begünstigung
des schönsten Wetters allgemein.
Endlich wurde von dem Bastion der Festung, auf
welchem sich der Kurfürst mit seinem Hofstaate ein-
gefunden hatte und von welchem aus er das Ganze
übersehen konnte, das Zeichen zum Angriff durch
einen Kanonenschuß und durch den Schall der Trom-
peten gegeben. Im Nu war jetzt die ganze Wasser-
fläche, welche den Großen und Kleinen Malche-See
zwischen der Festung und dem Eiswerder bildet, mit
Schiffen bedeckt. Unter dem Donner der Kanonen
und dem Schalle der Trompeten, welche unaufhörlich
vom Walle der Festung ertönten, bemühten sich bei-
de Parteien, einander so viele Schläge und Stöße zu
erteilen, um womöglich eine die andere zum Weichen
zu bringen. Und wie es denn gewöhnlich zu gehen
pflegt, so ging es auch hier, die Gemüter erhitzten
sich zu sehr, so daß das Spandower Admiralschiff
zwei von den Berliner Schiffen dergestalt überfuhr,
daß deren Steuermänner ins Wasser gestoßen wur-
den und auch einige Streiter durch den Stoß über
Bord fielen. Durch das Herbeieilen der Fischer wur-
den diese glücklich wieder herausgefischt.
Nachdem das Gefecht zwei Stunden gedauert hatte
und es, trotz der Brustharnische und der Helme,
manchen blauen Fleck und Beulen gegeben hatte,
1842
auch auf keiner Seite nur ein Haarbreit der Sieg ge-
wichen war, wurde das Zeichen zum Abbruch des
Gefechts gegeben, und die Schiffe zogen sich unter
gegenseitigem Drohungen und Neckereien (Leuthin-
ger: »Spottereien«) der Mannschaften in ihre vorigen
Stellungen zurück. Zugleich kam der Befehl, daß der
Sieg auf dem Nachmittage zu Lande entschieden
werden sollte. Die Berliner verließen ihre Schiffe und
lagerten sich dort auf dem Felde, » der Plan « genannt; die Spandower gingen, um sich ihre Beulen
zu besehen, einstweilen nach Hause, und die Anfüh-
rer, um sich zu beraten, wie sie den Nachmittags-
kampf mit Ehren bestünden. Denn sie verhehlten
sich nicht, daß sie, bei ihrer geringeren Zahl, es nur
der großen Geschicklichkeit ihrer Steuerleute und
Ruderer zu verdanken gehabt hätten, daß sie nicht
besiegt worden wären. Auch war gewiß, daß sich die
Zahl der Streiter ihrer Feinde aus der Zahl der
Schaulustigen aus Berlin noch erheblich vermehren
würde. Sie entschlossen sich also, einen Sukkurs aus
dem städtischen Kämmereidorfe Staaken nebst den
zur Stadt gehörigen Weinbergen, und was sie sonst
noch aufzutreiben wußten, herbeiholen zu lassen.
Die Anzahl der Berliner war, wie Leuthinger versi-
chert, über 1 500 Mann. Die Spandower dagegen
waren höchstens 800
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