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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Mann.
    Der Gottfried Schönicke wurde demnach in aller Stil-
    le beordert, ein Pferd zu nehmen und damit nach
    Staaken zu reiten, um dort die Bauern und Knechte,
    so viel wie anwesend wären und einen guten Knüp-
    pel führen könnten, zusammenzunehmen, solche

    1843
    quer übers Feld und nach der Gegend der Valentins-
    Insel zu führen, um von dort auf Kähnen nach dem
    Saatwinkel geführt zu werden. Dann sollte Schönicke
    während des Gefechts, unter Begünstigung der vie-
    len Gebüsche, durch die Haselhorst den Berlinern in den Rücken fallen.
    Der Schönicke führte seine Sache, da er die Kähne
    dort richtig vorfand, so gut aus, daß er sich schon
    nachmittags um drei Uhr an Ort und Stelle befand,
    ohne daß die Berliner etwas davon ahnten. Nachmit-
    tags um zwei Uhr fing die Anordnung zur Feldbataille
    an. Es wurden zwei Schlachtordnungen formiert; die
    erste hatte auf ihrem rechten Flügel die Bürger von
    Berlin, auf dem linken Flügel standen die Cöllnischen,
    zum Hinterhalt waren die übrigen Berliner aufge-
    stellt. In der Mitte hielt der Kurfürst mit einem klei-
    nen Teile seiner Trabanten; auf der einen Seite hat-
    ten sie die Festung und den Graben, auf dem linken
    Flügel die Spree, hinter sich aber den Wald.
    Die Berlin-Cöllner nun, welche so gut postiert waren,
    glaubten schon den Sieg in Händen zu haben und
    triumphierten laut, forderten dabei immer die Span-
    dower auf, herauszukommen. Die Spandower hinge-
    gen erkannten ihre Schwäche und das Unvorteilhafte
    ihrer Lage, doch munterten sie sich einander auf und
    erwarteten nur die Zeit, von der sie glaubten, daß ihr
    angeordneter Hinterhalt angekommen sein könnte.
    Sie zogen nun getrost in kleinere Haufen geteilt, dem
    Feinde entgegen, und der Streit begann. Man hielt
    sich wacker hüben und drüben. Der Sieg schien nicht
    zu wissen, wohin er sich neigen solle. Dennoch wür-

    1844
    den die Spandower schließlich überwunden worden
    sein, wenn nicht Gottfried Schönicke mit seinen
    leichten Truppen angekommen wäre. Dieser kam
    plötzlich von der Haselhorst den Berlinern in den Rücken, der Hinterhalt derselben war bald in die
    Flucht geschlagen, und nun ging's über die Hauptar-
    mee los. Diese sah ihre Gefahr, hielt sich mit Erbitte-
    rung noch eine Weile, aber die »Staakenschen« un-
    ter Gottfried Schönicke gaben auch hier den Aus-
    schlag und trieben endlich die vereinte Berlin-
    Cöllnische Armee in die Flucht.
    Der Streit war so heftig geworden, daß selbst das
    Pferd des Kurfürsten von einem Spieße getroffen
    wurde. Die Nacht brach herein, und der Kurfürst ließ
    nun durch Herolde das Ende des Streites ausrufen.
    Dies war ein Glück; die Erbitterung war groß, und
    ohne diesen Abbruch des Gefechts würde Blut ge-
    flossen sein.
    Die Berliner zogen sich darauf durch den Wald, die
    Jungfernheide, nach Berlin zurück, und die Spando-
    wer hatten die Freude, daß ihnen der Kurfürst sagte:
    » Kinder, ihr habt euch brav geschlagen! «

    1845
    Das Belvedère im Schloßgarten zu
    Charlottenburg

    Verschlossene Fenster,
    Nichts ein noch aus,
    Nur Spinnen und Gespenster
    Sind hier zu Haus.

    Es regnet. Auf den Plüschbänken des Charlottenbur-
    ger Omnibus sitzt ein halbes Dutzend fröstelnde Ges-
    talten, gleichgiltig oder verstimmt, jeder einen ab-
    tröpfelnden Alpaka in Händen. Keiner spricht. Ein
    Dunst, wie wenn Wäsche trocknet, nebelt um uns
    her, und ein Kautschukmantel neben mir ist nicht
    angetan, die klimatischen Verhältnisse zu bessern.
    Es regnet, und am Ende mit Recht. Schreiben wir
    doch den 19. November! Wer mag da Sonnenschein
    fordern, wenn es ihn lüstet, den Charlottenburger
    Schloßgarten zu besuchen. Was von den Menschen
    gilt, gilt auch von den Tagen; man muß sie nehmen,
    wie sie sind.
    Da ist das »Knie«. Seine Rundung ist heute völlig
    reizlos. Das »Türkische Zelt« sieht noch untürkischer
    aus als gewöhnlich, und bei Morellis hocken drei
    Sperlinge auf dem schräg gestellten Gartentisch,
    ziehen die Köpfe ein und schütteln die Federn. Nur
    die grüne Kuppel des Schlosses hat gewonnen; sie
    sieht blau aus, frischer als sonst.

    1846
    An den leeren Gewehrpfosten vorüber, tret ich an
    das halboffene Parkgitter; der Türhüter schüttelt den
    Kopf. An solchem Tage Besuch! Er scheint die Frage ergründen zu wollen, ob ich Untat gegen mich oder
    gegen andere sinne. Ein Unglücklicher oder...
    »Ich möchte nach dem Belvedère. Erst durch die
    Orangerie, dann gradaus; nicht wahr?« So Lokal-
    kenntnis

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