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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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eine Viertelmeile von Czaslau, gegenüber-
    standen.
    Dieser Tag von Czaslau oder Chotusitz ist der Kriegs-
    und Ehrentag unsres Seegebart. Gegen acht Uhr
    morgens begann die Schlacht, die östreichische In-
    fanterie eröffnete den Angriff und warf sich auf den
    rechten preußischen Hügel, litt aber, durch Kanonen
    und Kleingewehrfeuer, so stark, daß einzelne Re-
    gimenter den Rücken kehrten und, trotzdem sie von
    ihren eigenen Offizieren in kaum glaubhafter Anzahl
    niedergestochen wurden, nicht wieder zum Stehen
    zu bringen waren. Jetzt sollten Kavalleriechargen die
    Scharte auswetzen. Mit großem Ungestüm schritt
    man zur Attacke; aber vergeblich. Mal auf Mal wur-
    den die Chargen abgeschlagen und die rückgehenden
    Regimenter schließlich mit solcher Vehemenz ver-
    folgt, daß die dahinter aufgestellte Infanterie mit in
    die Flucht verwickelt und zum Teil niedergemacht,
    zum Teil über das Feld hin zerstreut wurde.
    So standen die Dinge am rechten Flügel, zum Teil
    auch im Zentrum. Alles ließ sich glücklich an und
    schien einen raschen Sieg zu versprechen; aber völ-
    lig entgegengesetzt sah es am linken Flügel aus, wo
    unser Seegebart auf einer kleinen Fuchsstute im Rü-
    cken seines Regimentes hielt. Hier standen sechs
    Bataillone in Kolonne, und zwar in Front zwei Batail-
    lone Prinz Leopold, dahinter einzelne Bataillone der
    Regimenter La Motte, Schwerin, von Holstein und
    Prinz Ferdinand. Das Unglück wollte, daß der Angriff
    der Östreicher eher erfolgte, als die Aufstellung der
    Preußen, insonderheit ihrer Kavallerie, beendigt und

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    geordnet war, und so wiederholte sich hier zuun-
    gunsten der Preußen das, was sich am entgegenge-
    setzten Flügel zu ihren Gunsten ereignet hatte. Die
    preußischen Dragoner wurden geworfen, die Infante-
    riekolonnen, zumal die in Front stehenden Bataillone
    Prinz Leopold, mit in den Wirrwarr hineingerissen
    und endlich alles in wildem Durcheinander durch das
    brennende Dorf Chotusitz hindurchgejagt. Reserven
    rückten vor und nahmen den Kampf wieder auf, aber
    im selben Augenblicke stoben, wie durch ein böses
    Ohngefähr, vom entgegengesetzten Flügel her, die
    flüchtigen Reitermassen heran, die dort dem Vor-
    dringen der Preußen hatten weichen müssen und
    nun eben rechtzeitig genug erschienen, um dem oh-
    nehin siegreichen Stoß der Ihrigen eine gesteigerte
    Wucht zu geben. In diesem Augenblick äußerster
    Gefahr war es, wo der kriegerische Geist in unserem
    Seegebart plötzlich lebendig wurde und, zunächst
    den Kampf wiederherstellend, endlich alles zu Heil
    und Sieg hinausführte. Seegebart selbst hat dies sein
    Eingreifen in den Gang der Schlacht mit so viel An-
    schaulichkeit und Bescheidenheit geschildert, daß es
    wie geboten erscheint, ihn an dieser Stelle mit sei-
    nen eigenen Worten einzuführen:
    »Als unser Regiment nun retirierte und zum Teil mit
    feindlicher Kavallerie und Grenadiers vermischt war,
    jug ich sporenstreichs hin und wider durch dasselbe
    und redete den Burschen und Offiziers beweglich und
    notabene recht ernstlich zu, daß sie sich widersetzen
    und fassen sollten. Einige schrien mich gleich an mit
    einem lauten: Ja! und waren bereit und willig, wur-
    den aber von der andringenden Macht verhindert,

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    kamen aber doch wieder zu stehen. Als ich dieses
    tat, flogen mir die Kugeln so dick um den Kopf, als
    wenn man in einem Schwarm sausender Mücken
    stehet, doch hat gottlob, mich keine, auch nicht ein-
    mal den Roquelour, verletzt. Ein Bursch hat mein
    Pferd in diesem Lärm mit dem Bajonette erstechen
    wollen; aber ein anderer hat es ihm weggeschlagen.
    Bis hierher hatte ich nur zu den Leuten unsres Re-
    giments gesprochen; ich sammelte jetzt aber einige
    Eskadrons Kavallerie, die in Confusionen waren, vom
    linken Flügel, brachte sie in Ordnung, und sie atta-
    ckierten in meiner Gegenwart die feindliche Kavalle-
    rie und repoussierten sie. Ich war so dreist, daß ich
    mich an General und Obristen machte, sie bei der
    Hand faßte und im Namen Gottes und des Königs
    bat, ihre Leute wieder zu sammeln. Wenn dies ge-
    schehen, so jug ich hin und wider durch und trieb die
    Leute wieder dahin, wo sie sich wieder zu setzen
    anfingen. Ich brauchte allerlei Beredsamkeit, und
    man folgte mir in allen Dingen. Ich wundere mich,
    daß die schweren Pferde meinen kleinen Fuchs nicht
    zertreten haben, aber es schien, als wenn alles vor
    mir auswiche und mir Platz machte. Ich tat und re-
    dete als ein Feldmarschall und bemerkte

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