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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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der, oft umschla-
    gend, bald wie ein Gefährte plaudernd, neben uns
    hergeht, bald wie ein junger Bursche uns entgegen-
    springt, so wäre die Einsamkeit vollkommen. Die
    Sonne brennt heiß, und nach verhältnismäßig kur-
    zem Marsche schon machen wir halt in einem der
    vielen Gräben, die sich neben der Straße hinziehen.
    Wie uns die kurze Rast erquickt! Der Weidenstamm
    gönnt eine bequeme Rückenlehne, und die herab-
    hängenden Zweige schützen gegen den Anprall der
    Sonne. Auch für Unterhaltung ist gesorgt; das
    Stilleben der Natur tut sich auf, die Goldkäfer hu-
    schen durch das abgefallene Blattwerk, und die
    Feldmäuse, vorsichtig und neugierig wie auf der Re-
    kognoszierung, stecken die Köpfchen aus den Lö-
    chern hervor, die sich zahllos zu beiden Seiten des
    Grabens befinden. In dem Sumpfwasser zu unserer
    Linken beginnen inzwischen die Unken ihre Mittags-
    melodien. Wie das ferne Läuten weidender Herden
    klingt es, und zum erstenmal verstehen wir die Sage

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    von den untergegangenen Städten und Dörfern, de-
    ren Glocken um die Mittagsstunde leise nach oben
    klingen. Wir lauschen auf, aber es bangt uns mehr
    und mehr vor dem unheimlich einschmeichelnden
    Getöne, und rasch aufspringend, marschieren wir
    rüstig weiter in die brennende Mittagsstille hinein,
    dankbar gegen den jetzt wieder entgegenkommen-
    den Wind, der uns das Gesicht kühlt und die verfol-
    genden Unkenstimmen mit in unsern Rücken nimmt.
    So erreichen wir bald den mit Nadel- und Laubholz
    bestandenen Sandrücken, der, als wir die Nauener
    Mühlen passierten, wie eine Coulisse vor uns stand,
    waten geduldig durch den heißen mahlenden Sand
    des Fahrwegs hindurch und treten endlich aufatmend
    in die südliche Hälfte des Havellandes ein. Aufat-
    mend – denn kaum die Tannen im Rücken, ist es
    uns, als wehe uns eine feuchte Kühle an, wie von der
    Nachbarschaft eines breiten Stroms, und doch ist es
    noch eine volle Meile bis an die Buchtung der schö-
    nen Havel.
    Noch eine volle Meile bis an die Havel, aber nur eine
    halbe Stunde noch bis nach Etzin, dem unsere heuti-
    ge Wanderung gilt. Seine schindelgedeckte Kirch-
    turmspitze liegt schon wie greifbar vor uns, und dem
    Ziele unserer Reise uns näher wissend, spannen sich
    jetzt die Kräfte wie von selber an, Frische kehrt zu-
    rück, und noch ehe der Vorrat unsrer Wanderlieder
    dreimal durchgesungen, marschieren wir fröhlich und
    guter Dinge in das alte malerische Dorf hinein.
    Alles verrät Wohlhabenheit, aber zugleich jenen be-
    scheidnen Sinn, der sich in Treue und Anhänglichkeit

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    an das Überlieferte äußert. Das Dorf ist noch ein
    Dorf; nirgends das Bestreben, ins Städtische hinein-
    zuwachsen und aus der schmalen Bank unterm Fens-
    ter eine Verande zu machen. Der Hahn auf dem Hofe
    und die Schwalbe am Dache sind noch die eigentli-
    chen Hausmusikanten, und die Bauerntöchter, die
    eben ihr Geplauder unterbrechen und mit ruhiger,
    nirgends von Gefallsucht zeugender Neugier dem
    Schritt des Fremden folgen, haben noch nichts von
    jener dünnen Pensionstünche, die so leicht wieder
    abfällt von der ursprünglichen Stroh- und Lehm-
    wand.
    Die Kirche des Dorfs, am entgegengesetzten Ende
    gelegen, entzieht sich unsrem Auge, seit wir in die
    Dorfgasse eingetreten, aber die Bilder und Szenen
    um uns her lassen uns auf Augenblicke vergessen,
    daß es eben die Etziner Kirche und nichts anderes
    war, was uns hierher führte. Die Bilder wechseln von
    Schritt zu Schritt. Hier stellt sich ein alter Fachwerkbau, von einem schmalen Gartenstreifen malerisch
    eingefaßt, wie ein Familienhaus mitten in die Dorf-
    gasse hinein und teilt den Fahrweg in zwei Hälften,
    wie eine Insel im Strom; dort an den Zäunen entlang
    liegt allerhand Bau- und Bretterholz, und die Kinder
    beim Anschlagspiel lugen mit halbem Kopf über die
    Stämme hinweg. Die Arbeit ruht, die lichten Kronen
    der Lindenbäume werfen ihren Nachmittagsschatten
    voll und breit auf die Dorfgasse, und wir schreiten
    frisch und aller Müdigkeit bar darüber hin, als lägen
    Binsenmatten vor uns ausgebreitet. So haben wir
    das Dorf passiert, und auf leis ansteigendem Hügel
    erblicken wir endlich die Kirche wieder, in die der

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    eben herzukommende Küster uns nun freundlich und
    willfährig einführt.
    Das Innere der Kirche ist wie das Dorf selbst:
    schlicht und einfach, wohlhabend, sauber, eine wah-
    re Bauerndorfkirche, aber doch anders, wie sonst
    solche Kirchen zu sein pflegen. Denn die Gotteshäu-
    ser

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