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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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augenblick-
    lich die Impression von meinem Zureden und Vor-
    stellungen an der Leute Gebärden und Gehorsam.
    Mein Gemüt war Gott ergeben und in einer guten
    Fassung, und ich habe in eigener Erfahrung damals
    gelernet, daß das Christentum resolut und mutig
    macht auch in den verworrensten Begebenheiten.
    Auch den Feind zu verfolgen war mir schließlich ges-
    tattet. Ich sammelte noch einmal einen großen Hau-
    fen fliehender Kavallerie, zum Teil von unsern linken

    2107
    und rechten Flügel, wohl eine Viertelmeile vom
    champ de bataille, welches mir wohl große Mühe
    machte, aber doch endlich gelungen, und führte sie
    zurück bis an den gedachten Champ, wo sie auch
    sogleich, weil sich die Bataille indes geendet, dem
    Feinde nachging und ihn verfolgte. Die Kavallerie, so
    ich gesammelt und die sogleich auf meine Vorstel-
    lung wieder zu agieren anfing, ist über zwanzig
    Eskadrons gewesen. Gott sei mir gelobet, der mir
    Davids Mut und Sinn gegeben.«
    Soweit die Darstellung Seegebarts selbst. Der Vor-
    gang machte Aufsehen bei Freund und Feind und
    wurde, ausgeschmückt und oft bis zur Unkenntlich-
    keit entstellt, in Zeitungen und fliegenden Blättern
    erzählt. Jordan schrieb, schon zehn Tage nach der
    Schlacht, von Berlin aus an den König: »Hier möchte
    alle Welt wissen, wer der Unbekannte gewesen sei,
    der sich mit soviel Bravour an die Spitze einiger
    Eskadrons setzte und durch rasches Eingreifen zum
    Siege mitwirkte. Es heißt, Ew. Majestät hätten nach
    seinem Namen gefragt, der Angeredete habe sich
    aber geweigert, sein Inkognito aufzugeben.« Der
    große König, der damals noch mehr jung als groß
    war und Anstand nehmen mochte, einem einfachen
    Feldprediger einen wesentlichen Anteil am Siege zu-
    zusprechen, fand es angemessen, in seinem Ant-
    wortschreiben die ganze Angelegenheit als eine Fabel
    zu bezeichnen, und wir würden uns vielleicht in der
    Lage befinden, den ganzen poetisch und psycholo-
    gisch interessanten Vorgang in Wirklichkeit als eine
    Fabel ansehen zu müssen, wenn wir nicht das See-
    gebartsche Tagebuch und jenen Brief (an Professor

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    Michaelis in Halle) besäßen, aus dem wir schon die
    obige Schlachtszene zitiert haben. Das Tagebuch
    weist in seinem Tone und seiner Schreibweise für
    jeden, der sich auf den Klang von Wahrheit und Un-
    wahrheit versteht, unwiderleglich nach, daß Pastor
    Seegebart eine ebenso demütige wie hochherzige
    Natur war, ein Mann, in dessen Herzen keine Lüge
    bestehen konnte. So glauben wir denn ihm und kei-
    nem andern, wenn er am 24. Mai in aller Beschei-
    denheit, aber auch in nicht mißzuverstehender Klar-
    heit schreibt:
    »Die Sache ist beim König, der Generalität, ja der
    ganzen Armee bekannt geworden, und man redete in
    den ersten Tagen selten von dem Siege, den uns
    Gott gegeben, ohne daß man meiner gedacht hätte.
    Wenn ich ein Narr wäre, so hätte ich die beste Gele-
    genheit, mich aufzublasen, gehabt. Der König hat
    mir durch unsern Prinzen (Erbprinz Leopold von An-
    halt-Dessau) ein sehr gnädiges Kompliment machen
    und mich versichern lassen, ›ich sollte die beste
    Pfarrstelle in allen seinen Landen haben‹, wozu der
    Prinz hinzusetzt: ›Wenn das nicht geschähe, so woll-
    te er mir die beste in seinem eigenen Fürstentum
    geben, denn ich hätte in der Bataille nicht nur wie
    ein Prediger, sondern auch wie ein braver Mann ge-
    tan.‹«
    Prinz Leopold, der gewiß Wort gehalten hätte, wurde
    nicht beim Wort genommen; Seegebart erhielt eine
    Pfarre, freilich keine beste, kaum eine gute (die Etzi-
    ner Pfarrstelle ist jetzt eine sehr gute, war es aber
    damals nicht), indessen doch immerhin eine Pfarre,

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    und im August 1742, also kaum drei Monate nach
    der Schlacht, ward er in die Etziner Kirche einge-
    führt. Mit ungewöhnlicher Tätigkeit – so erzählte mir
    der achtzigjährige Pastor Duchstein, der, als er sein
    Etziner Pfarramt zu Anfang dieses Jahrhunderts an-
    trat, noch Leute vorfand, die seinen kriegerischen
    Amtsvorgänger gekannt hatten – hat dieser hier als
    Seelsorger und Landwirt gewirkt. An Wochentagen
    hielt er im Pfarrhause Erbauungsstunden, sowohl für
    Kinder wie für Erwachsene, und nahm sich überhaupt
    seiner beiden Gemeinden: Etzin und das nahe gele-
    gene Knoblauch, mit Eifer und Liebe an. Nebenbei
    aber führte er die weitläuftige Pfarrwirtschaft selbst, verbesserte mancherlei in derselben und nutzte sie
    durch seine Betriebsamkeit, wie die von ihm geführ-
    ten Register beweisen, ungemein

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