Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
hoch. Den Pfarr-
    garten hatte er ganz verwildert übernommen; er
    pflanzte die besten Obstsorten an und hatte die
    Freude, schon im zweiten Jahre einige Früchte davon
    zu ernten. Sooft er ein so günstiges Ergebnis seines
    Fleißes in seinen noch vorhandenen Rechnungen zu
    vermerken hatte, versäumte er nicht, in einfachen
    Worten einen kurzen Dank an Gott auszusprechen.
    Über seine Kriegs- und Siegestat bei Chotusitz
    sprach er nur selten und nur gezwungen, teils weil er
    eine natürliche Scheu hatte, sich vorzudrängen, teils
    weil er zu der Ansicht gekommen sein mochte, »er
    habe bei Chotusitz für einen Geistlichen wirklich et-
    was zuviel getan«. Aber ebendeshalb, weil der Tag
    von Chotusitz auf der Etziner Pfarre nur so selten
    genannt werden durfte, ebendeshalb ist auch jener
    Familientradition, die sich bis in unsere Tage hinein
    erhalten hat, ein ganz besondrer Wert beizulegen,

    2110
    jener Tradition nämlich, die übrigens auch in Andeu-
    tungen des Jordanschen Briefes ihre Bestätigung
    findet daß der König seinem Feldprediger in der Tat
    eine Hauptmannsstelle habe anbieten lassen. Daß
    dies Anerbieten abgelehnt wurde, versteht sich von
    selbst. Seegebart wäre nicht er selbst gewesen,
    wenn er den Roquelour mit dem bunten Rock des
    Königs vertauscht hätte. Die angestrengte Tätigkeit
    des Predigens vor zwei Gemeinden scheint seiner
    wohl an sich nicht sehr festen Gesundheit geschadet
    und seinen frühzeitigen Tod herbeigeführt zu haben.
    Auch sein Bild zeigt jene klare, durchsichtige Haut-
    farbe und jene mild leuchtenden Augen, denen man
    bei Brustkranken so oft begegnet.
    Er hinterließ eine Witwe, Christiane Elisabeth, gebo-
    rene Sukro, und vier Kinder. Außer seinem Bilde, das
    ihn unverkennbar als eine poetische, dem Idealen
    zugewandte Natur darstellt, befindet sich an einer
    Außenwand der Etziner Kirche noch der Grabstein
    des früh Geschiedenen, der unter einem wenig ge-
    schmackvollen Ornament folgende Inschrift trägt:
    »Hier ruhen in Hoffnung die dem Tode getrost anver-
    trauten Gebeine des weiland hochwürdigen und
    hochgelehrten Herrn Joachim Friedrich Seegebart.
    Das Prinz Leopoldsche Regiment und die etzinsche
    und knoblauchsche Gemeinde rühmen noch seine
    wahre Gottesfurcht und seltene Redlichkeit. Daher
    war er freudig vor Gott, liebreich vor Menschen,
    sorgfältig im Amt, demütig bei seiner Gelehrsamkeit.
    Von seinem geistigen Amt zeugen viel lebendige
    Briefe, von seinem Christentum die durch das Leben

    2111
    betätigte Lehre. Er betrat diesen mühseligen Schau-
    platz 1712, den 14. April. Er bezog die stolzen Woh-
    nungen der Ewigkeit 1752, den 26. Mai. Leser!
    schaue sein Leben an und denke an seinen Tod. Be-
    trachte seinen Glauben und ahme ihm nach. Sein
    freudiger Hingang mache dir die Ewigkeit süß.«

    Falkenrehde

    Die Sage gebiert und schafft und treibt.
    Was will unser Licht? Ein Dunkel bleibt.

    Falkenrehde, halben Weges zwischen Potsdam und
    Nauen, ist eines der reicheren Güter des Havellandes
    und bildet mit dem nachbarlichen Uetz und Paretz
    einen Güterkomplex, dessen Erträge in die königliche
    Schatulle fließen. In früheren Jahrhunderten saßen
    hier die Bardeleben und Dirickes, später die Gröben,
    bis es, zur Zeit des Großen Kurfürsten, an den be-
    rühmten Artillerieobersten Ernst von Weiler und des-
    sen weibliche Deszendenz überging. Eine der Weiler-
    schen Töchter war an den Minister von Kraut, einen
    besonderen Günstling Friedrich Wilhelms I., ver-
    mählt. Diese Weilersche Zeit war die wichtigste. Sie
    gab dem Dorfe seine Geschichte, auch wohl die Er-
    scheinung, die es bis diesen Augenblick noch zeigt.

    2112
    Falkenrehde ist eines jener lachenden Dörfer, deren
    die Mark, ganz im Gegensatz zu ihrem Ruf, so viele
    zählt. Prächtige alte Linden ziehen sich zu beiden
    Seiten der Dorfstraße hin, saubere Häuser, von Kür-
    bis- oder Pfeifenkraut umsponnen, blicken zwischen
    den Stämmen durch, und in nur kurzen Pausen rol-
    len Postwagen und Omnibusse auf und ab, die den
    Verkehr zwischen Potsdam und den kleinen, aber
    wohlhabenden Städten des Havellandes unterhalten.
    In den dreißiger Jahren war auch vornehmeres Ge-
    fährt auf dieser Straße heimisch: königliche Kut-
    schen. Friedrich Wilhelm III. kam an schönen Som-
    merabenden von dem nahen Paretz herüber, stieg in
    der Pfarre ab, nahm in einem eigentümlich dekorier-
    ten Zimmer, dessen Wände einen deutschen Götter-
    hain und einen freiwilligen Jäger darstellten,

Weitere Kostenlose Bücher