Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Bestätigung
erfahren hatte. Dies führte zu Weiterungen, aus de-
nen der Kurfürst anscheinend als Sieger, in Wahrheit
aber als Besiegter hervorging, indem er dem Erwähl-
ten und durch die Kurie Bestätigten zum Ausgleich
für einen freiwilligen Verzicht auf Havelberg nicht
bloß das alsbald zur Erledigung stehende Bistum Le-
bus zusagte, sondern ihm nebenher auch noch seine
geflissentlichste Verwendung für das mecklenburgi-
sche Bistum Ratzeburg in Aussicht stellte. Der Ver-
zicht geschah, ebenso hielt der Kurfürst Wort, und
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wenige Jahre später war Georg von Blumenthal ein
Doppelbischof geworden: ein Bischof von Lebus und
Ratzeburg.
Heinrich Queiß verbindet sich mit
Nickel Minckwitz und Otto von
Schlieben und rächt sich an dem
Bischofe, der ihm sein Recht ver-
weigert
Aus solchen Erfolgen und solchem Besitzstande
konnte schon ein »stolzer Bischof« geboren werden,
und Georg von Blumenthal in seinem nur zu begreif-
lichen Unmut über die Kränkung, die der Appell an
den niederlausitzischen Landvogt ihm bereitet hatte,
beschloß jetzt, den kleinen Vasallen, der ihm diesen
Tort angetan, seine starke Hand fühlen zu lassen. Bis
dahin war alles mehr oder weniger unverschuldete
Säumnis gewesen, wenigstens soweit der Bischof in
Person mitspielte, nunmehr aber schob auch dieser
die Rechtsgebung absichtlich hinaus, behauptete,
daß den Angaben des Queiß nicht ohne weitres
Glauben zu schenken sei, und verlangte von ihm
(dem Queiß), daß er sich dem Gerichtszuge nach
Friedersdorf, allwo der Schäfer einen Unterschlupf
gefunden, anschließen solle, damit gleich an Ort und
Stelle Kläger und Beklagter einander gegenüberge-
stellt und ihre Sache gehört werden könne. Dieser
Aufforderung aber, weil er dem Bischof nicht traute,
widerstrebte der von Queiß und verlangte nur immer
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eindringlicher und hartnäckiger eine Verhaftung des
Schäfers.
Eine Folge davon war, daß der Zug selbst unterblieb.
Erbittert über dies Verfahren, entschloß sich Queiß,
»wegen ihm verweigerten Rechtes« Rache zu neh-
men, und wandte sich an Otto von Schlieben auf
Baruth und den Ritter Nickel von Minckwitz auf Son-
nenwalde, mit welchen beiden er übereinkam, den
wegen seines Stolzes überall im Lande wenig gelieb-
ten Bischof in seiner Stadt Fürstenwalde heimzusu-
chen und nach Sonnenwalde hin gefangenzusetzen.
Alle drei: Minckwitz, Schlieben und Queiß (welcher
letztre von jetzt ab zurücktritt), hatten in Kürze
60 Reiter beisammen, mit denen sie den 7. Juli 1528
aufbrachen. Unterwegs aber vergrößerte sich ihr Zug
bis auf 400 Berittene, darunter auch ein Kracht von
Lindenberg und die beiden Löschebrands von Saarow
und Pieskow.
In der Nacht vom 8. auf den 9. Juli hielten sie vor
Fürstenwalde. Die Tore waren selbstverständlich ge-
schlossen, und Minckwitz ersann eine List, um ohne
Lärm und Gefahr in die Stadt hineinzukommen. Er
hatte nämlich erkundschaftet, daß einige polnische
Frachtfuhrleute, die zu früher Morgenstunde weiter
östlich auf Frankfurt und die Oder zu wollten, in einer Vorstadts-Ausspannung Quartier genommen hätten,
und schickte deshalb den Hermann Schnipperling,
einen von Schliebenschen Diener, in ebendiese
Vorstadts-Ausspannung ab, um sich daselbst den
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Fuhrleuten als einer der Ihrigen anzuschließen. Es
gelang auch über Erwarten, und der Schliebensche,
der durch Geld und gute Worte die Polacken leicht zu
gewinnen gewußt hatte, war mit unter den ersten,
die bei Tagesanbruch in das eben geöffnete Tor ein-
ritten. Unmittelbar hinter dem Tore floß ein breiter
und sumpfiger Spreegraben, und als der Schlieben-
sche des hier seines Dienstes wartenden Torwächters
ansichtig wurde, ritt er an diesen heran und bat ihn,
ihm den Sattelgurt etwas fester zu schnallen. Der
Torwächter war auch bereit, eh er aber den Riemen
fassen und scharf anziehen konnte, stieß ihn der
böse Schnipperling ins Wasser und schoß im selben
Augenblick ein Pistol ab. Das war das verabredete
Zeichen für die bis dahin in einem Kusselbusch
verstecktgehaltenen Reiter, die nun in raschem Tra-
be das Tor passierten und über die lange Holzbrücke
in die Stadt eindrangen. Anfangs versuchten hier die
grade bei der Frühsuppe sitzenden Bürger einen Wi-
derstand und schlugen sich tapfer mit dem Reiter-
volk herum, als ihnen Minckwitz aber zurief: »es gel-
te dem Bischof und nicht ihnen«, ließen sie vom Kampf ab und gaben den Weg nach der
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