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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Bestätigung
    erfahren hatte. Dies führte zu Weiterungen, aus de-
    nen der Kurfürst anscheinend als Sieger, in Wahrheit
    aber als Besiegter hervorging, indem er dem Erwähl-
    ten und durch die Kurie Bestätigten zum Ausgleich
    für einen freiwilligen Verzicht auf Havelberg nicht
    bloß das alsbald zur Erledigung stehende Bistum Le-
    bus zusagte, sondern ihm nebenher auch noch seine
    geflissentlichste Verwendung für das mecklenburgi-
    sche Bistum Ratzeburg in Aussicht stellte. Der Ver-
    zicht geschah, ebenso hielt der Kurfürst Wort, und

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    wenige Jahre später war Georg von Blumenthal ein
    Doppelbischof geworden: ein Bischof von Lebus und
    Ratzeburg.

    Heinrich Queiß verbindet sich mit
    Nickel Minckwitz und Otto von
    Schlieben und rächt sich an dem
    Bischofe, der ihm sein Recht ver-
    weigert
    Aus solchen Erfolgen und solchem Besitzstande
    konnte schon ein »stolzer Bischof« geboren werden,
    und Georg von Blumenthal in seinem nur zu begreif-
    lichen Unmut über die Kränkung, die der Appell an
    den niederlausitzischen Landvogt ihm bereitet hatte,
    beschloß jetzt, den kleinen Vasallen, der ihm diesen
    Tort angetan, seine starke Hand fühlen zu lassen. Bis
    dahin war alles mehr oder weniger unverschuldete
    Säumnis gewesen, wenigstens soweit der Bischof in
    Person mitspielte, nunmehr aber schob auch dieser
    die Rechtsgebung absichtlich hinaus, behauptete,
    daß den Angaben des Queiß nicht ohne weitres
    Glauben zu schenken sei, und verlangte von ihm
    (dem Queiß), daß er sich dem Gerichtszuge nach
    Friedersdorf, allwo der Schäfer einen Unterschlupf
    gefunden, anschließen solle, damit gleich an Ort und
    Stelle Kläger und Beklagter einander gegenüberge-
    stellt und ihre Sache gehört werden könne. Dieser
    Aufforderung aber, weil er dem Bischof nicht traute,
    widerstrebte der von Queiß und verlangte nur immer

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    eindringlicher und hartnäckiger eine Verhaftung des
    Schäfers.
    Eine Folge davon war, daß der Zug selbst unterblieb.
    Erbittert über dies Verfahren, entschloß sich Queiß,
    »wegen ihm verweigerten Rechtes« Rache zu neh-
    men, und wandte sich an Otto von Schlieben auf
    Baruth und den Ritter Nickel von Minckwitz auf Son-
    nenwalde, mit welchen beiden er übereinkam, den
    wegen seines Stolzes überall im Lande wenig gelieb-
    ten Bischof in seiner Stadt Fürstenwalde heimzusu-
    chen und nach Sonnenwalde hin gefangenzusetzen.
    Alle drei: Minckwitz, Schlieben und Queiß (welcher
    letztre von jetzt ab zurücktritt), hatten in Kürze
    60 Reiter beisammen, mit denen sie den 7. Juli 1528
    aufbrachen. Unterwegs aber vergrößerte sich ihr Zug
    bis auf 400 Berittene, darunter auch ein Kracht von
    Lindenberg und die beiden Löschebrands von Saarow
    und Pieskow.
    In der Nacht vom 8. auf den 9. Juli hielten sie vor
    Fürstenwalde. Die Tore waren selbstverständlich ge-
    schlossen, und Minckwitz ersann eine List, um ohne
    Lärm und Gefahr in die Stadt hineinzukommen. Er
    hatte nämlich erkundschaftet, daß einige polnische
    Frachtfuhrleute, die zu früher Morgenstunde weiter
    östlich auf Frankfurt und die Oder zu wollten, in einer Vorstadts-Ausspannung Quartier genommen hätten,
    und schickte deshalb den Hermann Schnipperling,
    einen von Schliebenschen Diener, in ebendiese
    Vorstadts-Ausspannung ab, um sich daselbst den

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    Fuhrleuten als einer der Ihrigen anzuschließen. Es
    gelang auch über Erwarten, und der Schliebensche,
    der durch Geld und gute Worte die Polacken leicht zu
    gewinnen gewußt hatte, war mit unter den ersten,
    die bei Tagesanbruch in das eben geöffnete Tor ein-
    ritten. Unmittelbar hinter dem Tore floß ein breiter
    und sumpfiger Spreegraben, und als der Schlieben-
    sche des hier seines Dienstes wartenden Torwächters
    ansichtig wurde, ritt er an diesen heran und bat ihn,
    ihm den Sattelgurt etwas fester zu schnallen. Der
    Torwächter war auch bereit, eh er aber den Riemen
    fassen und scharf anziehen konnte, stieß ihn der
    böse Schnipperling ins Wasser und schoß im selben
    Augenblick ein Pistol ab. Das war das verabredete
    Zeichen für die bis dahin in einem Kusselbusch
    verstecktgehaltenen Reiter, die nun in raschem Tra-
    be das Tor passierten und über die lange Holzbrücke
    in die Stadt eindrangen. Anfangs versuchten hier die
    grade bei der Frühsuppe sitzenden Bürger einen Wi-
    derstand und schlugen sich tapfer mit dem Reiter-
    volk herum, als ihnen Minckwitz aber zurief: »es gel-
    te dem Bischof und nicht ihnen«, ließen sie vom Kampf ab und gaben den Weg nach der

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