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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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allgemeinen Verhaßt-
    sein des Bischofs« mochte Luther im großen und
    ganzen recht haben; andrerseits aber war es nicht
    minder gewiß, daß er, der Bischof, beim Kurfürsten
    Joachim in hohen Gnaden stand. Ungesäumt ließ
    dieser letztre denn auch einen Befehl ergehen, in
    welchem er das ganze märkische Land aufforderte,
    seine Kraft einzusetzen, um vor Sonnenwalde zu
    ziehn und das alte Minckwitzen-Schloß zu zerstören.
    Es fehlte nicht an Geneigtheit, diesem Befehle nach-
    zukommen, und bloß aus der Stadt Wittstock er-

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    schienen 140 wohlbewaffnete Bürger, die der Havel-
    berger Bischof in Person dem Kurfürsten und seinem
    Heere zuführte, welches letztre sich bei Berlin zu-
    sammenzog und, nach der Angabe mehrerer in dem
    spätern Prozeß als Zeugen auftretenden Edelleute,
    aus 6000 Reitern und 40 000 Mann Fußvolk bestand.
    Aber auch Minckwitz war nicht müßig. Er suchte
    nicht bloß sein Schloß, das ohnehin für fast unein-
    nehmbar galt, in noch besseren Verteidigungszu-
    stand zu setzen, sondern ging auch außer Landes,
    um Truppen anzuwerben, mit denen er, wenn Joa-
    chim vor Sonnenwalde zöge, seinerseits in die Mark
    einfallen wollte.
    Keinenfalls war Minckwitz gefährdeter als der Kur-
    fürst, eine Meinung, die Luther teilte. »Dem Anschei-
    ne nach«, so schrieb er, »befindet sich der Markgraf
    in größerer Gefahr als Minckwitz, denn dieser hat
    seine Burg befestigt und ist bereit, den Angriff des
    Markgrafen auszuhalten. Er selbst soll jedoch außer
    Landes gereist sein und will vielleicht, während der
    Markgraf belagert, allerlei anderes ins Werk setzen.
    Und wer weiß, ob nicht Gott damit anfängt, den
    Markgrafen heimzusuchen wegen seiner schamlosen
    Pläne, deren er so viele hegt und so ohne Ende. Ich
    bitte Gott um Frieden und hätte dem Markgrafen
    alles andre als den Krieg geraten. Alle Leute sagen,
    die Burg des Minckwitz sei nicht einzunehmen, wenn
    die Soldaten sie treu verteidigen wollen.«
    Dieser Ansicht schien sich schließlich der Kurfürst
    selber zuzuneigen, denn anstatt das erwähnte statt-
    liche Heer, dessen Zusammenziehung ihm

    2341
    50 000 Gulden gekostet hatte, gegen Sonnenwalde
    marschieren zu lassen, ließ er es nach vierzehntägi-
    gem Zusammensein wieder auseinandergehn und
    entschloß sich, zu Minckwitzens Bestrafung, einen
    andern, ungefährlicheren Weg einzuschlagen. Er
    reichte nämlich Klage gegen ihn als Landfriedensbre-
    cher beim Reichskammergericht zu Wetzlar ein und
    hatte denn auch die Genugtuung, die Reichsacht ü-
    ber denselben ausgesprochen zu sehn.
    Der Verklagte war nun vogelfrei, dem Anschein und
    dem Wortlaute nach ein toter Mann. Aber über bloße
    Worte kam es nicht recht hinaus.

    Der Bischof Georg von Blumen-
    thal dringt in den Kurfürsten Joa-
    chim auf energisches Einschreiten
    gegen Nickel Minckwitz
    Nickel Minckwitz, während die Reichsacht über ihn
    verhängt war, trieb sich in deutschen Landen umher
    und suchte bald hier, bald dort Sicherheit vor den
    Nachstellungen des Kurfürsten und des Bischofs von
    Lebus. Im Jahre 1532 durchzog er Niedersachsen
    und Holstein. Eine Zeitlang hielt er sich bei dieser
    Gelegenheit in Lübeck auf, dessen Magistrat ihn aber
    auf ein von Cölln an der Spree her erhaltenes War-
    nungsschreiben, »einem bekannten Ächter keinen
    Aufenthalt gestatten zu wollen«, zu schleuniger Ab-
    reise veranlaßte. Minckwitz begab sich nun ins Meck-

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    lenburgische, woselbst ihn Eggert von Quitzow auf
    Voigtshagen und die Parkenthine zu Dassow in
    Schutz nahmen. Einst sah er sich hier durch den bi-
    schöflich ratzeburgischen Hauptmann – der als sol-
    cher in direkten Diensten des Bischofs Georg stand –
    in der Gegend von Voigtshagen überrascht, war aber
    glücklich genug, uneingeholt das Schloß erreichen zu
    können, dessen Brücke nun hinter ihm aufgezogen
    wurde.
    Soviel Glück dies einerseits war, so war doch andrer-
    seits des Minckwitzen Aufenthalt durch ebendiesen
    Vorfall verraten worden, und Bischof Georg forderte,
    sobald er davon gehört hatte, des Kurfürsten ernste
    Verwendung bei den Herzögen Albrecht und Heinrich
    von Mecklenburg. Joachim zeigte sich auch willig,
    und alsbald wurde der Hauptmann zu Ruppin, Mat-
    thias von Oppen, ferner der Hauptmann zu Zehde-
    nick, Hans von Hake, und der Kurfürstliche Rat Franz
    Neumann an den mecklenburgischen Hof abgesandt,
    nicht um Minckwitzens direkte Verhaftung und Auslieferung, sondern nur um einen Befehl an den Eg-
    gert Quitzow und die

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