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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Parkenthine, »den Geächteten
    nicht länger bei sich hausen zu lassen«, auszuwir-
    ken. Aber aller angewandten Mühen ungeachtet ge-
    lang es der Gesandtschaft nicht , die Herzöge nach Wunsch umzustimmen, die sich vielmehr einer um
    den andern aus der Residenz entfernten. Als sich die
    Kurfürstlichen Räte schließlich überzeugen mußten,
    daß sie den Zweck ihrer Sendung nicht erreichen
    würden, entschlossen sie sich ebenfalls zur Abreise.
    Joachim benachrichtigte nunmehr den Georg von
    Blumenthal von diesem entschiedenen Mißerfolg,

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    empfing aber nur ein in herben und doch zugleich
    klug berechneten Ausdrücken abgefaßtes Antwort-
    schreiben, worin er seitens des Bischofs zu ferneren
    und kräftigeren Maßregeln in dieser Angelegenheit
    aufgefordert wurde. »So nun Herzog Heinrich«,
    schrieb der Bischof, »nicht begnügig Antwort gibt, so
    achten Wir dafür, daß statt seiner wenigstens Herzog
    Albrecht etwas tu, auf daß Eure Kurfürstliche Durch-
    laucht nicht in Schimpf besitzen bleib und bei die
    Leut verachtet werd, dieweil der eine Parkenthin zu
    Unserm Hauptmann gesagt hat: ›er acht Eure Kur-
    fürstliche Durchlaucht nicht besser als seine Bau-
    ern‹.«

    Nickel Minckwitz demütigt sich
    vor dem Kurfürsten, und der
    Streit wird geschlichtet
    Es war dies Schreiben, wie schon angedeutet, auf die
    Schwächen und Empfindlichkeiten des Kurfürsten
    sehr geschickt berechnet, und wohl möglich, daß es
    in dem gewünschten Sinne gewirkt und energischere
    Schritte veranlaßt hätte, wenn nicht eben jetzt von
    andrer Seite her ein Ausgleich gekommen wäre. Die
    Zeit war nämlich nun da, wo der seit Jahren beim
    Reichskammergericht schwebende Prozeß, über die
    bereits stattgehabte Reichsachtserklärung hinaus,
    einer endgültigen Entscheidung entgegensah, einer
    Entscheidung, von der nicht bloß Nickel Minckwitz,
    sondern, was wichtiger war, auch die verschiedenen

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    Freunde, die sich für ihn verbürgt, allerlei zu be-
    fürchten hatten. Und dies wurde schließlich Grund,
    daß man Minckwitz bestimmte, sich vor dem Kurfürs-
    ten zu demütigen. Es geschah dies zeremoniös, im
    Stil einer Staatsaktion, und am 22. Oktober 1534
    erschien Beklagter auf dem Schlosse zu Cölln an der
    Spree vor großer und feierlicher Versammlung, um
    zunächst vor dem Kurfürsten einen Fußfall und gleich
    danach vor dem Bischof und der Gesamtheit der
    Stände »demütiglich Abbitte zu tun«. Und nachdem
    dies vorüber, erklärten Minckwitzens in Person an-
    wesende Freunde: Graf Mansfeld, Graf Eberstein-
    Naugard, vier Grafen Schlick, Johann Burggraf zu
    Dohna auf Königsbrück, ein Herr von Biberstein, Jan
    von Schönburg zu Hoyerswerda, acht Ritter und
    fünfundzwanzig andre angesehene Edelleute, »daß
    sie sich verpflichteten, dem Kurfürsten mit
    200 wohlgerüsteten Pferden auf ihre Kosten und Ge-
    fahr vier Monate lang getreue Kriegsdienste leisten
    zu wollen, eine Verpflichtung, die durch Minckwitzens
    Tod nicht aufgehoben werden solle«. Zugleich ver-bürgten sie sich für diesen letzteren dahin, daß er
    (Minckwitz) sich an niemanden rächen, auch alle
    Orte, wo der Kurfürst verweile, desgleichen auch die
    Stadt Fürstenwalde, für immer meiden solle.
    Die Handlung schloß damit, daß der Kurfürst und der
    Bischof ihm Verzeihung angedeihen ließen und ihn
    wieder in Gnaden annahmen. Ja, Joachim, so we-
    nigstens wird erzählt, soll, entzückt von der klugen
    Art, die der Beklagte während all dieser Vorgänge
    gezeigt, ihn schließlich zur Tafel gezogen haben. Und
    als sie nun becherten und der Kurfürst ihn fragte:

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    »was er denn wohl getan haben würde, wenn ihm
    die geplante Gefangennehmung des Bischofs ge-
    glückt wäre«, soll er im Übermute geantwortet ha-
    ben: »Si pervenisset in meam potestatem testiculos
    episcopales ipse amputassem« – eine Antwort, die,
    nach Sitte der Zeit, unter allgemeinem Ergötzen, und
    nicht zum wenigsten des Kurfürsten selbst, entge-
    gengenommen wurde.

    So verlief die Fehde.
    Der alte Queiß war längst vorher hingestorben, und
    längst hingestorben seitdem ist der Queißen altes
    Geschlecht. Auch von dem Herrenhause, darin der
    Streit entstand, ist nichts mehr da; was jetzt diesen
    Namen führt, ist ein verhältnismäßig moderner Bau,
    wahrscheinlich aus der Zeit Friedrich Wilhelms I.
    Alles, was auch nur entfernt an Mittelalter und Ritter-
    tum und Auflehnung erinnern könnte, hat die Zeit
    getilgt, und nichts ist mehr vorhanden als ein

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