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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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sei. Man
    müsse sich nämlich alle Morgen beim Waschen erst
    die Hände trocknen und dann das Gesicht; das sei probat, und er wenigstens habe seitdem Ruhe.
    Gegen Mittag erreichten wir Storkow, eine der bei-
    den Hauptstädte dieser Gegenden, und fuhren eine
    Stunde später um den großen Wolziger See herum,
    an dessen Westufer ich in einiger Entfernung unser
    eigentliches Reiseziel erkannte: Dorf Blossin.
    Dieses, trotzdem es nur klein und bloßes Filial zu
    Friedersdorf ist, ist doch nichtsdestoweniger als der Punkt im Beeskow-Storkowschen anzusehn, dem der
    Ruhm einer eminent historischen Örtlichkeit in erster
    Reihe zukommt. Es wohnten hier nämlich die Queiße,

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    von deren Schloß oder Herrnhaus aus die berühmte
    Fehde des Nickel Minckwitz ihren Ursprung nahm,
    eine Fehde, die mit der derselben Epoche zugehöri-
    gen des Michel Kohlhaas eine gewisse Verwandt-
    schaft hat.
    Ich schildre nunmehr diese Minckwitz-Fehde nach
    den Aufzeichnungen Wohlbrücks und Engels.

    Ursach der Fehde.
    Heinrich Queiß auf Plössin (jetzt
    Blossin) führt Beschwer über sei-
    nen Schäfer und erhält kein Recht
    Der beinah achtzigjährige Heinrich von Queiß, Ge-
    richtsherr zu Plössin und Lehnsträger des Bischofes
    von Lebus, war aus einem unbekannt gebliebenen
    Grunde mit seinem Schäfer in Streit geraten, so daß
    dieser letztre sich an seines Guts- und Gerichtsherrn
    Familie tätlich vergriff. Aber nicht genug damit, er
    ging in seiner Rache weiter, überfiel – nachdem er
    vorher die Flucht ergriffen und in Friedersdorf und
    Dolgenbrodt einen Bauernhaufen um sich versam-
    melt hatte – Dorf und Feldmark Plössin und trieb
    seines Herren Schafe fort. Heinrich von Queiß ver-
    klagte nunmehr den Aufrührer bei dem Bischofe von
    Lebus, der denn auch seinem zu Storkow ansässigen
    Amtshauptmann Ordre zugehen ließ, nicht nur die
    weggetriebenen Schafe wieder herbei-, sondern auch
    den Schäfer selbst vor seines Grundherrn Gericht zu

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    schaffen. Der Amtshauptmann aber erwies sich als
    säumig in seiner Pflicht, und da mittlerweile von sei-
    ten des rachsüchtigen Schäfers wiederholentlich ver-
    sucht worden war, Plössin in Feuer aufgehn zu las-
    sen, so wurde der von Queiß immer dringlicher in
    seinen Vorstellungen beim Bischofe.
    Dieser, so wenigstens scheint es, war anfänglich zu
    helfen aufrichtig bereit und sandte Befehl über Befehl
    an seinen Storkower Amtshauptmann; als dieser
    letztre jedoch in seiner Säumigkeit beharrte, schob
    es der von Queiß auf Unaufrichtigkeit und bösen Wil-
    len beim Bischofe selbst und wandte sich deshalb an
    Heinrich Tunckel, obersten Münzmeister des König-
    reichs Böhmen und derzeitigen Landvogt der Nieder-
    lausitz, der in dieser seiner letztren Eigenschaft un-
    streitig die nächste, höhere Behörde war.
    Und der Landvogt unterzog sich denn auch seiner
    Pflicht und ersuchte selbigen Tages noch den Bi-
    schof, »sich seines Vasallen, des von Queiß, mit
    größrem Nachdruck annehmen und ihn gegen den
    Übermut und die Schädigungen des rachsüchtigen
    Schäfers schützen zu wollen«. Der Brief, in dem dies
    Ersuchen gestellt wurde, war, wie die Chronisten
    melden, »in schicklichster Weise« geschrieben,
    nichtsdestoweniger empfand der stolze Bischof einen
    Groll darüber und äußerte sich ein Mal über das and-
    re, »daß er dem Queiß den getanen Schritt nicht
    vergessen und ihn seinerzeit zu züchtigen wissen
    werde«.

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    »Der stolze Bischof« nennt ihn die Geschichte der
    Bischöfe von Lebus, und es mag hier eingeschaltet
    werden, wer dieser stolze Bischof war.
    Georg von Blumenthal, geboren 1490 auf dem Rit-
    tergute Horst in der Prignitz, war nach dem Ableben
    des Bischofs Dietrich von Waldow seitens der lebusi-
    schen Domherrn einstimmig zum Nachfolger von
    Waldows erwählt worden, was als eine durchaus ge-
    rechtfertigte Wahl gelten konnte. Denn in früher Ju-
    gend schon hatte sich der nunmehr Erwählte durch
    Klugheit und Charakter hervorgetan. Er war mit
    siebzehn Jahren Secretair im Dienste seines Vorgän-
    gers, mit dreiundzwanzig Jahren Rektor an der Uni-
    versität zu Frankfurt gewesen und hielt als solcher
    eine Rede, darin er die Studierenden zu Fleiß und
    gutem Betragen ermahnte. Bald danach empfing er
    den Grad eines Doktors beider Rechte.
    1520 erwählte man ihn, den erst Dreißigjährigen,
    zum Bischofe von Havelberg, in welche Wahl jedoch
    Kurfürst Joachim, als Landesherr, nicht willigte, trotzdem die Wahl bereits die päpstliche

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