Wanderungen durch die Mark Brandenburg
des Gedankens entspricht die Ausführung,
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die er erfährt. Eine geschäftsbefreundete »Firma«,
die ein Ignorieren nicht wohl gestattet, empfängt
den Bau in Entreprise, und tot und steif werden nun
die Rund- und Spitzbögen aus dem Nürnberger
Spielkasten genommen.
Eben wieder lag ein reichgegliederter »Tudor-Turm«,
dessen hochaufgehißtes Banner allem Stolz von York
und Lancaster zu trotzen schien, glücklich hinter uns,
als die Wasserfläche des Langen Sees sich verbrei-
terte und unseren Architektur-Unmut, soweit er ü-
berhaupt an Bord unseres Schiffes geteilt wurde, in
dem Imposanten des landschaftlichen Bildes unter-
gehen ließ. Wir waren in das eigentliche Regattater-
rain eingefahren und befanden uns in Nähe jener
haffartigen Stelle, wo sich, angesichts der Schmöck-
witzer Brücke, vier über Kreuz gestellte Seeflächen:
der Lange See, der Seddin-See, die Krampe und der
Zeuthener See, ein Rendezvous geben.
Der Nordwester wuchs, rascher ging die Fahrt,
feuchter und erquicklicher wurde die Luft.
Das Bild nahm uns gefangen: wir waren begierig, es
von einer Hochstellung aus besser überblicken zu
können. Eine Strickleiter war nicht da, die wir hätten
erklettern können; so festigten wir, rechts und links,
ein Klammer- und Hakenbrett an die zwischen Mast
und Wanten straff gespannten Schrägtaue und nah-
men auf diesen Brettern hüben und drüben unseren
Stand. Kapitän Backhusen, den Tubus in der Hand,
gab nicht nur die Ordres, sondern auch die Informa-
tionen. »Das ist die Krampenbaude, das ist Philipps-
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hütte, das ist der Schmöckwitzer Turm; hier in Front
aber, wo Sie die Rohrinsel schwimmen sehen, das ist
›Robins Eiland‹, wo unser Flaggenschiff an den Re-
gattatagen zu liegen pflegt. Dahinter steigt der Müg-
gelsheimer Forst an, und wo er sich wieder senkt,
das ist Kahniswall.«
»Kahniswall?« fragte ich einigermaßen überrascht.
»Gewiß, Kahniswall. Kennen Sie es? Eine Kolonisten-
anlage; früher ein Fischerhaus.«
»Ja, dann kenn ich es. Nicht von Ansehn, aber aus
einer Erzählung. Und Robins Eiland, das dort im
Rohrgehege mit den drei Pappelweiden schwimmt,
muß dann just die Insel sein, wo meine Robinsonade
spielt.«
Wir stiegen wieder auf Deck, und die Aufforderung
erging an mich, zu erzählen, wobei es nicht an Zwei-
feln und scherzhaften Vorwürfen fehlte, ihnen, »den
Halbautochthonen dieser Gegenden«, etwas Neues
über die nördliche Wendei verraten zu wollen.
»Wir wissen hier Bescheid, wie in unserer eigenen
Tasche; wir könnten Zivilstandsregister führen und
Chroniken schreiben, und nun kommen Sie, um uns
auf unserem eigenen Terrain eine Niederlage zu be-
reiten. Kahniswall, eine Robinsonade; was ist es da-
mit?«
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»Ich habe vor Jahren, als ich Geschichten aus dem
Teltow sammelte, durch Güte eines Freundes davon
erfahren. Es war eine briefliche Mitteilung und trug
die Überschrift: ›Der Fischer von Kahniswall‹.«
»Nun, so lassen Sie hören.«
»Gut denn.«
Der Fischer von Kahniswall
»Fischer Kahnis hielt eine Fähre, da, wo der Bahns-
dorfer Spreearm in den Seddin-See eintritt. Das
Häuschen, das er bewohnte, war des sumpfigen Un-
tergrundes halber von ihm selber auf einem eigens
hergerichteten Damm oder Wall aufgeführt worden,
und weil alles damals noch ohne feste Bezeichnung
war, erhielt diese Wallstrecke, wo sein Häuschen
stand, den Namen Kahniswall. Die Kolonisten von
Gosen und Neu Zittau, seine nächsten Nachbarn,
vergaßen über diesen Ortsnamen sehr bald den Na-
men dessen, der Wall und Häuschen erst geschaffen
hatte, und nannten ihn, nach seiner Schöpfung, den
›Fischer von Kahniswall‹. Diese Bezeichnung verblieb
ihm auch sein lebelang, trotzdem er, bei jungen Jah-
ren schon, die nach ihm benannte Heimstätte ver-
ließ. In der Geschichte jedoch, die Sie nun hören
sollen, werd ich ihn, der Kürze halber, einfach bei
seinem Namen nennen.
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Kahnis hatte eine junge Frau, eine Kossätentochter
aus Schmöckwitz, die sehr blond und sehr hübsch
war, viel hübscher, als man nach ihrem Geburtsort
hätte schließen sollen. Er war, bei Beginn unserer
Erzählung, drei Jahre mit ihr verheiratet und hatte
zwei Kinder, Krausköpfe, die er über die Maßen lieb-
te. Seine Hanne aber liebte er noch viel mehr. Hatte
sie doch, allem Dreinreden unerachtet, aus bloßer
Neigung zu ihm – er war ein stattlicher Spreewende
– eine Art Mesalliance
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