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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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nichts von der Welt wollen!« Und Lieutenant
    Apitz und unser Supercargo, trotzdem sie als Typen
    ausgesprochenster Gesellschaftsneigung gelten
    konnten, stimmten begeistert bei. Denn mit Nach-

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    druck ausgesprochene Sätze sind ihres Einflusses
    immer sicher.
    Wir waren inzwischen bis in unmittelbare Nähe der
    Schmöckwitzer Brücke gekommen. Kapitän Backhu-
    sen gab ein Zeichen mit Horn und Sprachrohr, und
    gleich darauf, während die halbe Dorfjugend herzu-
    drängte, hob sich eine der Brückenklappen und ges-
    tattete uns, unter Salut und Zoll, die Einfahrt aus
    dem Seddin-See in den Zeuthener See zu machen.
    Unsere erste Station war erreicht: Schmöckwitz. Die
    »Sphinx« legte an; wir stiegen ans Ufer, um auf eine
    halbe Stunde wieder terra firma unter den Füßen zu
    haben.
    Schmöckwitz, eine Art Kapitale dieser Gegenden,
    wirkt doch ganz nur wie ein Dünendorf an der Ost-
    seeküste. Öd und ärmlich. Hinter Sandhügeln ver-
    steckt, in tiefen Löchern und Einschnitten liegen ein-
    zelne Häusergruppen, während sich alte und junge
    Kiefern, oft mehr waagerecht als aufrecht stehend,
    an den sandigen, mit Strandhafer überwachsenen
    Abhängen entlangziehen. Inmitten des Ganzen die
    Kirche, ein trister Bau, aus dem Anfang dieses oder
    vielleicht auch des vorigen Jahrhunderts.
    Sowenig einladend nun das Äußere derselben war, so
    drang ich doch, nach vielfacher auch auf diesem Ge-
    biete gemachter Erfahrung, die jedes Vorwegurteil
    verpönt, auf Besuch des Inneren. Denn die trivialste
    märkische Dorfkirche kann immer noch das Rüh-
    rendste und die häßlichste immer noch das Schönste
    verbergen. Hier freilich war ein solcher Ausnahmefall

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    nicht gegeben. An weißgestrichenen Wänden hingen die üblichen Gedächtnistafeln; unter der Kanzel
    stand ein bestaubter Altar, beiden gegenüber aber,
    dicht gedrückt unter der Decke hin, blinkten die
    dünnen Röhren eines Harmoniums, dieses verküm-
    merten Enkelkindes der Orgel. In der Mitte der Kir-
    che paradierte ein Kronleuchter, zum Andenken an
    die Jahre 13, 14 und 15 gestiftet. Er zeigte die Form
    einer Kosakenmütze und war mit einem in Blech ge-
    schnittenen Eisernen Kreuz geschmückt. Derselben
    Zeit gehörte auch eine Landsturmfahne an, die auf
    ihrem roten Flanellappen einen schwarzen Adler und
    die Bezeichnung »1. Division, 1. Brigade« trug. Was
    hier so niederdrückend wirkte, war die melancholi-
    sche Abwesenheit alles Freien und Selbständigen;
    die Armut kann poetisch sein, die Armseligkeit nie.
    Wir traten auf den Kirchhof hinaus, dessen Gräber,
    wie die Häuser des Dorfes, gruppenweise versteckt
    in den Senkungen des Hügels lagen. Nur hier und
    dort ein Busch, ein Blumenbeet.
    Um den Eindruck zu bannen, den das Innere der Kir-
    che auf uns gemacht hatte, forschten wir nach Kah-
    nis' Grab, freilich zunächst umsonst. Der Küster, der
    erst wenige Monate im Dorfe war, hatte den Namen
    nie gehört, zeigte sich indessen beflissen, in seiner
    Schulklasse zu fragen. Als er wieder zu uns trat, war
    er in Begleitung eines halbwachsenen Mädchens,
    dessen flachsblonde Zöpfe zu einer dichten Krone
    zusammengelegt waren. Sie begrüßte uns unbefan-
    gen, schritt auf einen abseits gelegenen, halbverwil-
    derten Fliederbusch zu und sagte dann, indem sie die

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    Zweige auseinanderbog: »Das ist Kahnis' Grab.« Auf
    einem eingefallenen Hügel, der mehr mit Moos als
    mit Gras überwachsen war, lag ein halb umgestürz-
    tes Kreuz; die Inschrift war längst vom Regen abge-
    waschen. Als wir neugierig fragten, »woher sie die
    Stelle so gut kenne«, zeigte sie, statt jeder anderen
    Antwort, auf ein Hänflingsnest das sich in dem Ge-
    zweig versteckte. Die beiden Alten flogen auf, um-
    kreisten aber die Stätte. Kapitän Backhusen, als er
    des geängstigten Pärchens ansichtig wurde, lüpfte
    den Hut und sagte dann: »Das sind wir dem Anden-
    ken Kahnis' schuldig, den Frieden dieses glücklichen
    Haushaltes nicht länger zu stören.« Und damit traten
    wir unseren Rückzug an.
    Eine Viertelstunde später waren wir wieder an Bord
    der »Sphinx« und fuhren nun, unseren Cours wech-
    selnd, auf die Südspitze des Zeuthener Sees zu.
    Auch hier noch ist der Segelklub zu Haus, dessen
    anwesende Mitglieder nicht ermangelten, mir »Han-
    kels Ablage«, »Haches Gruß«, den »Gingang-Berg«
    und ähnlich wunderlich benannte Punkte vorzustel-
    len. Aber der Zeuthener See ist doch schon Vorter-
    rain; die Villen hören auf, der Einfluß der

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