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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Kajüte mit Licht,
    und an dem Lärm auf Deck, nicht minder an einer
    leichten Schaukelbewegung, ließ sich unschwer er-
    kennen, daß unsere »Sphinx« bereits unter vollen
    Segeln war. Und so war es wirklich. Schloß Köpenick,
    selbst das preisrichternde »Café Lubow«, das am
    Abend vorher so oft genannt worden war, lagen
    längst hinter uns, und die Müggelberge links, die
    Spreeheide rechts, fuhren wir mit scharfer Morgen-
    brise den Langen See hinauf.
    Der Nordwest, der blies, sosehr er unserer Fahrt zus-
    tatten kam, ließ es doch wünschenswert erscheinen,
    unser Frühstück in der Kajüte zu nehmen, deren et-
    wa nur zehn Fuß im Quadrat messender Raum
    schnell gelüftet war. Mudy trug auf, ein Riesentablett
    vor uns niedersetzend. Wir verfügten noch über all
    jene Herrlichkeiten, die auf Seereisen trotz ihrer Ein-
    fachheit die größten Luxusartikel bilden: frisches
    Wasser, frische Milch und – frische Semmeln. Mit
    letzteren hatte uns Köpenick noch in aller Frühe ver-
    sorgt.
    Eine heitere halbe Stunde leitete den Tag ein, heiter
    und schönheitsvoll. In den Rahmen der offenstehen-
    den Kajütentür stellten sich camera-obscura-artig die
    Veduten dieser Spree- und Müggelgegenden. Ruhig

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    ging die Unterhaltung; wenn sie schwieg, vernahmen
    wir deutlich jenen unbeschreiblichen Gluck- und
    Murmelton, womit sich ein scharf durchschnittener
    Strom in nur halb gehobenen und unfertig bleiben-
    den Wellen an die Planken eines Schiffes schmiegt.
    Unser Auge richtete sich zumeist auf die wechseln-
    den und doch dieselben bleibenden Landschaftsbil-
    der, die jetzt in immer heller werdender Beleuchtung
    durch unsere Tür hereinschienen; nur von Zeit zu
    Zeit wandte sich der Blick auch unserer nächsten
    Umgebung, vor allem der Kajüte selber und ihrer
    kompendiösen Einrichtung, zu. Es fehlte nichts. Von
    der in Zapfen hängenden, alle Bewegungen des Boo-
    tes mitmachenden Lampenvorrichtung an bis zu der
    kleinen Druckmaschine herab, die die Zigarrenspit-
    zen abschneidet, war alles da. Flaschen, Gläser und
    Flacons standen eingepaßt in ihren Behältern; überall
    Polster und Kissen, jeder Gegenstand des Komforts
    und der Toilette vertreten. Eß- und Spieltische konn-
    ten aufgeklappt oder ausgezogen werden. Das Ganze
    beständig an jene Karlsbader Etuis erinnernd, die in
    zwei zusammenpassenden Nußschalen eine Schere,
    einen Fingerhut, einen Bindlochstecher und eine Na-
    delbüchse enthalten, während man doch annehmen
    sollte, daß der Fingerhut allein schon ausreichen
    müßte, das Etui zu füllen.
    Nach dem Frühstück, dem namentlich unser Super-
    cargo durch allerhand kulinarische Aperçus eine hö-
    here Weihe zu geben wußte, stiegen wir auf Deck
    und hatten nun die Wald- und Wasserlandschaft, die
    wir, während der letzten Stunde, nur in Ausschnitten

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    kennengelernt hatten, in ihrer Totalität vor uns. Ein
    klarer, lichter Tag; blauer Himmel und Sonne, und
    doch ein feiner grauer Nebelschleier, der, über Was-
    ser und Landschaft liegend, alles milderte und
    dämpfte. An den Ufern hin – ein seltener Anblick im
    norddeutschen Flachland – standen hoch aufge-
    schichtete Holzmeiler, bestimmt, zu Kohle verbrannt
    zu werden. Wie mir versichert wurde, eine Folge des
    Raupenfraßes, der nur noch diese Verwendung der
    geschädigten Kiefernwaldungen gestattet oder sie
    doch als die vorteilhafteste erscheinen läßt. Zwischen
    den Holzmeilern, und auf eine weite Strecke hin mit
    ihnen abwechselnd, erhoben sich die Kolossalbauten
    der Berliner Eiswerke, die halb wie Riesenschuppen
    einer Fabrikanlage, halb wie die Gradierwände einer
    Saline dreinschauten. Zu meiner Überraschung er-
    fuhr ich, daß auch zuzeiten Feuer in ihnen ausbricht.
    Eingesprenkelt in diese Meiler und Eiswerke, die auf
    weithin die Ufer beherrschen und ihnen den Charak-
    ter geben, präsentierten sich auch Villenanlagen, die
    in allen erdenklichen Spielarten, namentlich im ita-
    lienischen und englischen Kastellstil, zu uns spra-
    chen. Dicke und schlanke Flachtürme, mit Pfeilern,
    Sims und Balustrade. Alles in allem ein wunderbarer
    Anblick, der, nach mehr als einer Seite hin, zu den-
    ken gibt. Geflissentlich an den unübertroffenen Vor-
    bildern Schinkels und seiner Schule vorübergehend,
    wie sie die Villenstraßen des Tiergartens aufweisen,
    gefällt sich der Bourgeois unserer östlichen Stadtre-
    viere darin, seinen »Donjon« und, wenn es sein
    kann, selbst seinen »Belfroi« zu haben. Und dieser
    Schiefheit

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