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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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    haben, die Schloß Köpenick seitdem erfuhr.

    1. Nicht im Schlosse zu Köpenick, aber freilich
    nur eine halbe Meile davon entfernt in unmit-
    telbarer Nähe des reizend gelegenen Dörf-
    chens Grünau, starb am 18. Juli 1608 der En-
    kel Joachims II., Kurfürst Joachim Friedrich,
    derselbe, dem die Marken die Gründung des
    Joachimsthalschen Gymnasiums verdanken.
    Er kam von Storkow und war auf dem Wege
    nach Berlin, als ihn der Tod im Wagen über-
    raschte. An der Stelle, wo er mutmaßlich ge-
    storben ist hat man jetzt ein einfaches, aber
    eigentümliches Denkmal errichtet. Es ist ein
    Steinbau, eine Art offner Grabkapelle, deren
    auf vier Pfeilern ruhendes Dach sich über ei-
    nem Grabstein wölbt. Zu Häupten dieses
    Steins, in der einen Schmalwand der Kapelle
    (die beiden Breitseiten sind offen und haben
    nur ein Gitter), befindet sich ein gußeisernes
    Kreuz, das einen Kurhut und darunter die we-
    nigen Worte trägt: »Hier starb den
    18. Juli 1608 Joachim Friedrich, Kurfürst von

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    Brandenburg.« Der Anblick des Denkmals,
    namentlich um die Sommerzeit, wenn man
    durch den offenen Rundbogen hindurch die
    jungen Eichen grünen sieht, die das Kapell-
    chen umstehn, ist überaus reizend und male-
    risch.

    2. Im Schlosse heißt es, daß der mit Bohlen ge-
    deckte, zwischen Dach und Balustrade hinlau-
    fende Gang im vorigen Jahrhundert als Kegel-
    bahn gedient habe. Trifft dies zu, so darf man
    kühnlich behaupten, daß, wenigstens in den
    Marken, an keiner schöneren Stelle jemals
    Kegel gespielt worden ist. Der einen Kreis von
    fast vier Meilen umfassende Blick ist entzü-
    ckend: Wald und Wasser, so weit das Auge
    reicht, und mitten im Bilde die Müggelsberge.

    Die Zeit des Kurprinzen Friedrich,
    von 1682 bis 1688
    In welchem Jahre Kurprinz Friedrich seinen Einzug in
    Schloß Köpenick hielt, ist nicht genau mehr festzu-
    stellen, wahrscheinlich um 1680. Der Schloßbau
    wurde zwar vor 1681 nicht beendet, ja, das Sand-steinportal, durch das wir in den Schloßhof eintraten,
    trägt sogar erst die Jahreszahl 1682, es ist indes
    eher wahrscheinlich als nicht, daß Kurprinz Friedrich
    die Vollendung des ganzen Baus nicht erst abwartete
    und sich bereits zwei Jahre früher mit dem begnügte,

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    was fertig war. Die Verhältnisse zwangen ihn fast
    dazu. Seiner alten Feindschaft mit seiner Stiefmut-
    ter, der holsteinischen Dorothea, war im Jahre 1679,
    bei Gelegenheit seiner Vermählung mit der hessi-
    schen Prinzessin, zwar eine Versöhnungsszene ge-
    folgt, aber diese Versöhnung hatte die Abneigung der
    Mutter und das Mißtrauen des Sohnes um nichts ge-
    bessert. Plötzliche Erkrankungen, auch Todesfälle
    regten den alten Verdacht wieder an, und nachdem
    Kurprinz Friedrich selbst, und zwar bei Gelegenheit
    eines Festmahls, das ihm die Stiefmutter gab, von
    einem heftigen Kolikanfall heimgesucht worden war,
    steigerten sich seine Befürchtungen bis zu solchem
    Grade, daß er seinen Vater um die Erlaubnis bat,
    sich nach Schloß Köpenick zurückziehen zu dürfen.
    Nicht in Freuden zog er in die schönen Räume ein,
    die zum Teil noch ihrer Vollendung entgegensahen;
    das Schloß war ihm mehr ein rettendes Asyl als eine
    Stätte heitrer Flitterwochen, und in Bangen und Ein-
    samkeit vergingen ihm die Tage selbstgewählter
    Verbannung. Sein schwacher Körper verbot ihm die
    Freuden der Jagd, und die Deckengemälde (die
    Jagdzüge Dianas), die um ihn her entstanden, erin-
    nerten ihn nur an das, was ihm gebrach. Gleichför-
    mig öde spannen sich die Wochen ab, und was diese
    Gleichförmigkeit von Zeit zu Zeit unterbrach, waren
    meist frostige Feste, die dem Tode zu Ehren gefeiert wurden. Am 7. Juli 1683 starb des Kurprinzen Gemahlin, und immer dunkler und schwerer hing es
    über Schloß Köpenick.
    Da endlich kam Sonnenschein. Das Trauerjahr war
    um, der Flor fiel, Hochzeit gab es wieder, und Sophie

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    Charlotte, »die philosophische Königin«, hielt ihren
    Einzug in die Marken. Zwanzig Jahre lang stand von
    jenem Tag an die helle Sonne dieser Frau über dem
    dunklen Tannenlande und gab ihm eine Heiterkeit,
    die es bis dahin nicht gekannt hatte. Aber ihr la-
    chendes Auge, das über so vielem leuchtete, leuch-
    tete nicht über Schloß Köpenick. Waren ihr die Zim-
    mer zu hoch, die Bäume zu dunkel, die Traditionen
    zu trist – gleichviel, sie vermied die Stätte, darin die hessische Prinzessin, des Kurprinzen erste Gemahlin,
    ihre Tage hinweggeängstigt hatte, und die

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