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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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sonnen-
    beschienenen Abhänge des Dorfes Lützow entspra-
    chen mehr ihrem heitern Sinn. Schloß Köpenick ver-
    ödete, wurde stiller und verlassener, als es je gewe-
    sen, und Schloß Charlottenburg mit funkelnder Kup-
    pel und goldnen Figuren wuchs statt seiner empor.

    Die Zeit Friedrich Wilhelms I.
    Schloß Köpenick war tot, bis es der soldatische Sohn
    Sophie Charlottens zu neuem Leben erweckte. Die
    Jagdpassion kam wieder zu Ehren, und Tage brachen
    wieder an, wie sie Kurfürst Joachim nicht wilder und
    weidmännischer gekannt hatte. Jene Dianenbilder an
    Plafonds und Simsen, die dreißig Jahre lang ein Hohn
    gewesen waren, sie kamen jetzt zum ersten Male,
    seit Rütger von Langenfeld die Säle und Korridore
    mit ihnen geschmückt hatte, zu ihrer Bedeutung und
    ihrem Recht. Jagd tobte wieder um Schloß Köpenick

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    her, und Fangeisen und Hörner waren wieder in ihm
    zu Haus.
    Diese Jagden zeichneten sich durch Gefahren aus,
    die mehr aufzusuchen als zu vermeiden für guten
    Ton galt. Züge von Ritterlichkeit machten sich gel-
    tend, die an den Hof Franz' I. erinnert haben wür-
    den, wenn nicht, anstelle galanten Minnedienstes,
    jene kurbrandenburgische Derbheit vorgeherrscht
    hätte, der zu allen Zeiten ein Kraftwort weit über ein
    Liebesgedicht oder ein Wortspiel ging. Bei diesen
    Jagden, wie Schloß Köpenick sie damals häufig sah,
    wurde fast jedesmal der eine oder andere schwer
    verwundet, wenn nicht getötet. In ein viereckiges
    Gehege von 600 bis 700 Schritten, das von Leinen
    eingeschlossen war, ließ man oft 200 oder 300 wilde
    Schweine von jedem Alter und jeder Größe ein. Hier
    erwarteten sie die Jäger, je zwei und zwei, um die
    wild Hereinbrechenden auflaufen zu lassen. Verfehl-
    ten sie das Tier oder zerbrach das Fangeisen, so
    wurden sie oft über den Haufen gestoßen und von
    dem verwundeten Wildschwein übel zugerichtet. Zu-
    weilen nötigte der König auch wohl seine Jäger und
    Pagen, die größten Keiler bei den Ohren zu fassen
    und mit Gefahr ihres Lebens so lange festzuhalten,
    bis er selbst herbeikam, um sie abzufangen. Wer sich
    zu solchem Dienste weigerte, galt für feige. Der Kö-
    nig selbst ward auf einer dieser Jagdpartien, in un-
    mittelbarer Nähe von Köpenick, stark verwundet und
    würde sein Leben eingebüßt haben, wenn ihm nicht
    einer seiner Jäger rechtzeitig beigesprungen wäre.
    Blutend schaffte man ihn nach Köpenick. Es war am
    15. Januar 1729.

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    Das nächste Jahr brachte gewichtigere Tage, Tage,
    die den Namen Schloß Köpenicks mit einer der inte-
    ressantesten Episoden unserer Geschichte für immer
    verwoben haben. Am 28. Oktober 1730 trat hier das
    Kriegsgericht zusammen, das über den Lieutenant
    Katte vom Regiment Gensdarmes sowie über den
    »desertierten Obristlieutenant Fritz« Urteil sprechen
    sollte. Diese höchst denkwürdige Sitzung fand in
    dem sogenannten Wappensaale statt. Unter den vielen Sälen des Schlosses ist er nicht nur der historisch interessanteste, sondern auch dadurch vor allen andern bemerkenswert, daß er in seiner Einrichtung
    und Ausschmückung weder bedeutend gelitten hat
    noch auch hinter einer Gips- und Mörtelverkleidung
    seine Vorzüge verborgen hält. Dieser Wappensaal
    (wegen einer in ihm aufgestellten Orgel auch der
    »Orgelsaal« geheißen) ist zwei Treppen hoch gelegen
    und blickt mit seinen Fenstern auf die Spree hinaus.
    Im Verhältnis zu seiner Tiefe hängt die Decke zu
    niedrig und würde bei ihrer reichen Ornamentik noch
    viel mehr den Eindruck davon machen, wenn nicht
    die hellen Farbentöne, Weiß und Lila, die durch den
    ganzen Saal hin vorherrschen, eine gewisse Luftig-
    keit wiederherstellten. Die völlig weiß gehaltene De-
    cke wird von etwa zwanzig Karyatiden gestützt, die
    alle vier Seiten des Saales umstehen und auf ihrer
    Brust die Wappenschilde der verschiedenen preußi-
    schen Gebietsteile jener Epoche tragen. Eine be-
    stimmte Reihenfolge, nach den Provinzen, ist bei
    Aufstellung derselben nicht beobachtet worden, und
    Kassuben und Wenden, Jägerndorf und Minden, Ra-
    vensberg und Gützkow, dazu Ruppin, Cammin, Mark,
    Crossen, Barth, Pommern, Kleve usw. folgen bunt

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    aufeinander. An den beiden Längswänden befinden
    sich auch ein paar große Kamine, reich verziert mit
    allerhand Emblemen und Wappenfiguren; alles wei-
    ßer Stuck, wie der ganze Rest der Ausschmückung
    überhaupt. Das Ganze, weniger schön als von ent-
    schieden historischem Gepräge, macht es einem
    glaublich, daß hier

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