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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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zum Un-
    tergange des Eindringlings verschworen. Kammer-
    herr von Wangenheim und Hofprediger Saint-Aubin1)
    schlossen Frieden, entlarvten den immer mächtiger
    werdenden Freiherrn als eine Kreatur des Schwedter
    Markgrafen und stürzten ihn auf der Stelle. Kam-
    merherr von Wangenheim, von dem eigens hervor-
    gehoben wird, daß er ein sehr starker Mann gewe-
    sen, übernahm zu größerer Sicherheit die Exekutive
    seiner eigenen Maßregeln und schaffte den gestürz-
    ten Nebenbuhler bis vor das Portal des Schlosses.
    So lebte man damals in Schloß Köpenick. Klein und
    bedeutungslos vergingen die Tage, die selbst in der
    überkommenen Ausstattung und Einrichtung nicht
    das geringste geändert zu haben scheinen. Wie
    konnten sie auch! Der prinzeßliche Hof zu Köpenick
    war ein bloßes Filial des markgräflichen Hofes zu
    Schwedt, der doch seinerseits auch nur wieder ein
    Filial, eine bedeutungslose Abzweigung des berlin-
    potsdamschen Hofes war.
    Das dreißigjährige Leben der Prinzessin hat keine
    Spur zurückgelassen, aber was ihrem Leben nicht
    gelang, das gelang ihrem Tode. Henriette Marie starb
    in Schloß Köpenick und ist in der Schloßkapelle da-

selbst begraben worden. In der jedem Besucher zu-
    gänglichen Gruft dieser Kapelle steht ein schwerer
    Eichensarg, der auf seinem obersten Brett ein ver-
    gilbtes seidenes Kissen und auf dem Kissen eine
    Krone von dünnem, verbogenen Goldblech trägt.

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    Hebt man den Deckel vom Sarg, so erblickt man in
    diesem die in ihrem achtzigsten Jahre verstorbene
    Prinzessin als Mumie. Tüllhaube und Seidenband le-
    gen sich noch um Stirn und Kinn, und das schwere
    gelbe Brokatkleid zeigt noch seine Falten und ra-
    schelt und knistert als wär es gestern gemacht.
    Wir schließen den Sargdeckel wieder und steigen aus
    der Gruft in die Kapelle zurück. Eine hohe, reichver-
    zierte Decke wölbt sich über uns und macht den Ein-
    druck des Freundlichen, ohne den des Feierlichen
    vermissen zu lassen, links vom Altar aber, in einen
    Fensterpfeiler eingefügt, gewahren wir eine prächtige
    Tafel von poliertem schwarzen Marmor, auf der wir
    in Goldbuchstaben folgende Worte lesen: »Diese
    Gruft umschließt die verweslichen Überreste der
    durchlauchtigsten Fürstin und Frau, Henriette Marie,
    geborene Prinzessin von Preußen und Brandenburg,
    vermählte Erbprinzessin und Herzogin von Württem-
    berg und Teck. Sie war geboren den 11. März 1702,
    vermählt den 8. Dezember 1716 mit dem Erbprinzen
    Friedrich Ludwig von Württemberg, ward Witwe den
    23. November 1731, entschlief in dem Herrn den
    7. Mai 1782. Dieses Denkmal setzte ihr ihre einzige
    Tochter, Luise Friederike, Herzogin von Mecklenburg-
    Schwerin, geborne Herzogin von Württemberg und
    Teck.«

    1. Hofprediger Saint-Aubin erhielt von der Prin-
    zessin die kleine reizende, dicht bei Köpenick
    gelegene Besitzung als Geschenk, die den

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    Namen »Bellevue« führt. Dies Bellevue ist ein
    Garten mitten im märkischen Sand, eine Oase
    in mehr als einer Beziehung. Mr. Saint-Aubin
    erbaute sich daselbst ein Herrenhaus, ein
    »Schlößchen«, mit Speisehalle und Garten-
    saal, mit Bibliothek und Empfangszimmern.
    Es wechselte oft die Besitzer. Um 1850 besaß
    es Bernhard von Lepel, der hier, in poetischer
    Zurückgezogenheit, einige seiner besten Sa-
    chen dichtete, zum Beispiel »Die Zauberin
    Kirke«. 1852 war »Bellevue« der Sommerauf-
    enthalt Franz Kuglers und Paul Heyses. Einige
    Jahre später ging es in den Besitz des Pastor
    Pabst über, der, früher Gesandtschaftspredi-
    ger in Rom, zu dem Bonmot Veranlassung
    gab, »in Rom seien jetzt zwei Päbste«. Kom-
    fort, Kunst und Dichtung waren immer an
    dieser Stelle zu Haus, und niemand gewann
    Hausrecht hier, der nicht zuvor in Rom gewe-
    sen war. Ich selbst habe die Zimmer des
    Schlößchens nie anders gesehen als im
    Schmuck italienischer Bilder, und oft lagen
    mehr Pinienäpfel auf den Schränken und
    Kommoden des Gartensaals umher als Tann-
    äpfel in den Steigen des Gartens draußen.

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    Die Zeit des Grafen Schmettau,
    von 1804 bis 1806
    Nach dem Tode Henriette Maries wurde Schloß Kö-
    penick völlig vernachlässigt und endlich im Jah-
    re 1804 an den Grafen Friedrich Wilhelm Karl von
    Schmettau verkauft. Dieser Graf Schmettau, ein be-
    sonderer Liebling Friedrichs II., ist derselbe, der von seiten des großen Königs zum Adjutanten seines
    jüngsten Bruders, des Prinzen Ferdinand von Preu-
    ßen, ernannt ward und in dieser intimen Stellung zu
    einer

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