Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Weidmannslust
ihn oft in die dichten Forsten um Köpenick herum
führte, ließ den alten Bau niederreißen und ein
Jagdschloß anstelle desselben aufführen.
Dies Jagdschloß Joachims II. oder das mittlere
Schloß Köpenick stand wenig über 100 Jahr, aber
seine Geschichte spricht schon in deutlicheren Zü-
gen, und die Meriansche »Topographie« hat uns ein
Bild desselben (etwa aus dem Jahre 1640) aufbe-
wahrt. Nach diesem Bilde war es ein regelmäßiges
Viereck, das zur einen Hälfte aus zwei rechtwinklig
aufeinanderstoßenden Flügeln, zur andern Hälfte aus
zwei niedrigen, ebenjenes Viereck herstellenden
Mauern bestand; der ganze Bau von fünf Türmen
überragt, vier an den Außenecken, der fünfte inner-
halb des Schloßhofs, in dem von den beiden Flügeln
gebildeten rechten Winkel.
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Joachim II. weilte gern in Schloß Köpenick. Sein Hof-
und Jagdgesinde war dann um ihn her, auch die
Söhne wohl, die ihm Anna Sydow, »die schöne Gie-
ßerin«, geboren hatte. In früheren Jahren hatte die-
se selbst bei den jedesmal stattfindenden Lustbarkei-
ten nicht gefehlt, bis ein an und für sich geringfügi-
ger Vorfall einen tiefen Eindruck auf des Kurfürsten
Herz machte. Die Bauern sahen Anna Sydow samt
ihren Kindern neben dem Kurfürsten stehen und
fragten sich untereinander: »Ist das unsres gnädigs-
ten Herrn unrechte Frau? Sind das die unrechten
Kinder? Wie darf er's tun und wir nicht? « Der Kurfürst hörte alles und flüsterte der Gießerin zu: »Du
solltest beiseite gehn.« Seitdem mied sie die öffentli-
chen Feste.
In diesem Jagdschlosse zu Köpenick starb Joa-
chim II. am 3. Januar 1571. Eine Wolfsjagd sollte
abgehalten werden, trotz der bittren Kälte, die
herrschte, und der fünfundsechzigjährige Joachim
freute sich noch einmal des edlen Weidwerks, dran
zeitlebens sein Herz gehangen hatte. Gegen Abend
kehrte er aus den Müggelsee-Forsten nach Schloß
Köpenick zurück und versammelte seine Räte und
Diener um sich her. Distelmeyer, der Kanzler, Mat-
thias von Saldern, Albrecht von Thümen, der Gene-
ralsuperintendent Musculus, alle waren zugegen.
Man setzte sich zu Tisch und speiste in christlicher
Fröhlichkeit. Der Diskurs ging bald von geistlichen
Dingen, und der Page wurde beauftragt, Dr. Lutheri
Predigt über die Weissagung des alten Simeon vor-
zulesen. Nach der Vorlesung wurde viel von Christi
Tod und Auferstehung gesprochen, von seiner gro-
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ßen Liebe und seinen bittren Leiden; dabei zeichnete
der Kurfürst ein Kruzifix auf den Tisch, betrachtete
es andächtiglich und ging dann zu Bett. Als er einige
Stunden geruht, überfiel ihn eine Pressung auf der
Brust, mit einer starken Ohnmacht. Der Kanzler und
die Räte wurden geweckt, aber das Übel wuchs
rasch, und nach einigen Minuten verschied der Kur-
fürst mit den Worten: »Das ist gewißlich wahr.«1)
Wir hören danach von dem Joachimischen
Jagdschloß erst 1631 wieder, als König Gustav Adolf
sein Hauptquartier darin nahm und an den schwan-
kenden Kurfürsten George Wilhelm die Aufforderung
schickte, ihm die Festungen Küstrin und Spandau
ohne weiteres einzuräumen. Dieser Brief führte zu
jener bekannten Zusammenkunft im Gehölz bei Kö-
penick, die von dem entschlossenen, keine Halbheit
duldenden Gustav Adolf mit den Worten abgebro-
chen wurde: »Ich rate Eurer Kurfürstlichen Durch-
laucht, Ihre Partei zu ergreifen, denn ich muß Ihnen
sagen, die meinige ist schon ergriffen.«
Neun Jahre später machte der Regierungsantritt des
»Großen Kurfürsten« dem Elend des Landes ein En-
de, aber Schloß Köpenick sank an Ansehn und Be-
deutung. Eine neue Zeit und ein neuer Geschmack
waren gekommen; die Zeit des französischer Einflus-
ses begann, und die alten Jagdschlösser mit goti-
schen Türmen und Giebeln, mit schmalen Treppen
und niedrigen Zimmern konnten sich neben der
Pracht und Stattlichkeit der Renaissance nicht länger
behaupten. 1658 ward ein alchimistisches Laborato-
rium, eine Goldmache-Werkstatt, in denselben Zim-
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mern eingerichtet, drin Kurfürst Joachim einst den
selbsterlegten Hirsch auf reichbesetzter Tafel gehabt
hatte, und endlich 1677 fiel das alte Jagdschloß
gänzlich, um einem Neubau, dem dritten also, Platz zu machen.
Diesem dritten, noch existierenden Schloß Köpenick,
einer Schöpfung Rütgers von Langenfeld, der es um
die angegebene Zeit für den Kurprinzen Friedrich
erbaute, gilt nunmehr unser Besuch.
Wir
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