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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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benutzen den Omnibus, der zwischen Berlin und
    Köpenick fährt, haben ein sauberes, sorglich gepfleg-
    tes Gehölz zu beiden Seiten und rollen an einem kla-
    ren Herbsttage die Chaussee entlang, an Plätzen voll
    historischer Erinnerung vorüber. Zunächst an jener
    Waldwiese, wo einige Heißsporne vom schwer belei-
    digten märkischen Adel den jugendlichen Joachim
    aufzuheben gedachten, danach aber um jene Begeg-
    nungsstelle herum, wo Gustav Adolf und Kurfürst
    George Wilhelm nach kurzer Unterredung so wenig
    befriedigt voneinander schieden. In raschem Trabe
    geht es dahin, die Pferde werfen die Köpfe und zei-
    gen ein Behagen, als freuten sie sich mit uns der
    Herbstesfrische. Die Eichen und Birken, die einge-
    sprengt im Tannicht stehn, lassen die Landschaft in
    allen Farben schillern, und der herbe Duft des Ei-
    chenlaubes dringt bis zu uns in den Wagen hinein.
    Jetzt aber trifft uns ein Luftzug mit jener feuchten
    Kühle, die dem Reisenden ein Wasser ankündigt, und
    im nächsten Augenblicke haben wir ein breites

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    Strombett vor uns, an dessen jenseitigem Ufer, aus
    hohen Pappeln hervor, ein graugelber Schloßbau
    ragt. Über die Brücke hin rollt der Wagen und hält
    jetzt auf einem unregelmäßigen, ziemlich geräumi-
    gen Platze, der zwischen dem Schloß und der Stadt
    Köpenick liegt. Wir steigen aus, werfen nach links hin
    einen Blick in eine leis gebogene Straße, deren be-
    schnittene Lindenbäume dem Ganzen ein freundli-
    ches Ansehn leihn, und schreiten über den
    Schloßgraben dem Schloßhofe zu, den von zwei Sei-
    ten her die Bäume des Parks überragen.
    Das gegenwärtige Schloß Köpenick hat drei Stock-
    werke, seine Façaden sind einfach und schmucklos,
    und nur einzelne Teile zeigen sich mit Reliefs und
    Statuen geschmückt. Um das um mehrere Fuß zu-
    rücktretende Dach ist eine stattliche Balustrade ge-
    zogen.2)
    Und dieser Stattlichkeit begegnen wir überall, am
    meisten freilich in der inneren Einrichtung, in der
    Anlage der Zimmer, Treppen und Korridore, die den
    Eindruck machen, als habe der Baumeister nichts so
    ängstlich vermeiden wollen als die Gedrücktheit der
    Turm- und Erkerstuben, die sonst hier heimisch wa-
    ren. Nirgends ein Geizen mit dem Raum, aber auch
    nirgends ein Geizen mit dem, was erheitert und
    schmückt. Wohin wir blicken, eine Fülle reizendster
    Details, die vielleicht wie Überladung wirken würden,
    wenn nicht die Dimensionen ein Sich-Vordrängen des
    einzelnen verhinderten. All diese Karyatiden und
    Pfeiler und Säulen mit reichgegliedertem Kapitell
    treten dienend in den Hintergrund zurück, und die

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    schweren Stuckornamente verlieren anscheinend
    ihre Schwere. Zu diesen Stuckornamenten gesellten
    sich auch noch allerlei Plafondbilder, die durch die
    Säle des Schlosses hin abwechselnd den Jagdzug der
    Diana, ihren Zorn über Aktäon und ihre Liebe zum
    Endymion darstellten, aber nur wenige dieser Ge-
    mälde sind bis auf unsere Zeit gekommen, und diese
    wenigen verbergen sich hinter einer sorglich aufge-
    tragenen Bekleidung von Mörtel und Gips. Sie warten
    auf die Stunde, wo das alte Schloß, das seit siebzig
    Jahren immer nur der Prosa hat dienen müssen, die
    poetischen Tage königlicher Pracht wieder erblicken
    wird, um dann auch ihrerseits aus ihrer Hülle heraus-
    treten und den neuen Glanz in altem Glanze begrü-
    ßen zu können. Dies gilt namentlich von dem im ers-
    ten Stockwerk gelegenen »Königssaal«, der eine
    Fülle der schönsten Bilder und Plafondornamente
    hinter einer Überkleidung verbergen soll.

    Wir haben in dem Bestehen Schloß Köpenicks drei
    Perioden unterschieden und in Erinnerung an die
    wechselnden Bauten, die hier standen, von einem
    alten, einem mittleren und einem neuen Schloß Kö-
    penick gesprochen. Aber auch dies neue Schloß Kö-
    penick teilt sein zweihundertjähriges Leben wieder in
    verschiedene Stadien, unter denen wir, mit Umge-
    hung gleichgültigerer Jahrzehnte, vier Hauptepochen
    unterscheiden.
    Diese vier Hauptepochen des neuen Schloß Köpe-
    nicks sind die folgenden: erstens die Zeit des Kur-2396
    prinzen Friedrich, von 1682 bis 1688; zweitens die Zeit Friedrich Wilhelms I., insonderheit das
    Jahr 1730; drittens die Zeit Henriette Marias, gebornen Markgräfin von Brandenburg-Schwedt, von 1749
    bis 1782, und viertens die Zeit des Grafen von
    Schmettau, von 1804 bis 1806. An eine Besprechung
    dieser vier Hauptepochen wird sich schließlich noch
    eine kurze Darstellung der Schicksale zu

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