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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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inmit-
    ten der Provinz. Gleichviel indes, was es war, alljähr-
    lich im Monat August oder September kamen hier die
    »Beutner und Zeidler« zusammen, und alle Höfe,
    besonders aber der Schulzenhof (der durch Jahrhun-
    derte hin ein Hauptbienenhof war), öffneten dann
    gastlich ihre Tore. Darüber, was auf diesem Konvent
    verhandelt wurde, hört man an Ort und Stelle nur
    wenig noch, und was man hört, widerspricht sich untereinander. »Ja, wenn die alte Kettlitzen noch
    lebte«, heißt es im Tone halb des Bedauerns und
    halb der Entschuldigung. Aber die »Kettlitzen« ist bei
    solchen Anfragen allemal tot.
    Stell ich nachstehend zusammen, was ich mündlich
    erfahren oder aus Büchern ersehen konnte, so find
    ich, daß der Charakter dieses Bienenkonvents im
    Laufe der Jahrhunderte wechselte. Während es sich
    in alten Zeiten, allem Anscheine nach, um aus-

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    schließlich geschäftliche Regulierungen handelte, war dieser Konvent unter König Friedrich Wilhelm I. eine
    halbwissenschaftliche Fachmännerversammlung ge-
    worden, auf der man sich Produkte zeigte, Resultate
    mitteilte und über Verbesserungen in der Bienen-
    zucht nach inzwischen gemachten Erfahrungen be-
    riet.
    Dieser totale Wechsel hatte wohl darin seinen Grund,
    daß zu Beginn des vorigen Jahrhunderts der Honig-
    bau ein freies, nach Wunsch der Regierung von je-
    dem Bauer und Kossäten zu betreibendes Gewerbe
    geworden war, während er bis dahin als ein Spezial-
    recht an einem bestimmten Grund und Boden gehaf-
    tet und alle Honigbau treibenden Pächter in ein ei-
    gentümliches und oft ziemlich kompliziertes Abhän-
    gigkeitsverhältnis von dem betreffenden Grundherrn
    gebracht hatte.
    Besprechung und Regelung dieser Zins- und Pacht-
    verhältnisse war es sehr wahrscheinlich, was, wie
    schon angedeutet, in früheren Jahrhunderten, in denen man nur die Waldbienenzucht kannte, die märki-
    schen Interessenten in diesem Grenzdorfe zwischen
    Lebus und Barnim zusammenführte. Neben dem All-
    gemeinen aber waren es auch wohl die besonderen
    und allerlokalsten Verhältnisse Kienbaums, die zur
    Sprache kamen, und mit diesen beschäftigen wir uns
    hier ausschließlich.
    Kienbaum gehörte in alten Zeiten zu Kloster Zinna,
    später, nach der Säkularisation, zu Amt Rüdersdorf.
    Amt Rüdersdorf war also Grundherr . Dieser Grund-2612
    herr nun, der in andern Dörfern allerlei Viehweide
    verpachtete, verpachtete dem Bienendorfe Kienbaum
    allerlei Bienenweide , das heißt einen Wald, auf dem die Bienen der kienbaumschen kleinen Leute weiden
    konnten. Selbstverständlich schloß sich daran auch
    das Recht, das Resultat dieser Weide, den Honig , auf hergebrachte Weise zu »beuten«. Diese Beutner nun
    stellten sich, allem Anscheine nach, an einem be-
    stimmten Tage bei dem Lehnschulzen ein, der als ein
    Beauftragter des »Amts« mit ihnen handelte. Sie
    kündigten oder erneuten ihre Pacht, äußerten ihre
    Beschwerden (oder nahmen solche entgegen) und
    bezahlten ihrerseits ihren Zins in Geld und Honig,
    wogegen das Amt seinerseits die Pflicht hatte, sie
    mit einem Hammel, einer Tonne Bier und einem
    Scheffel Brot zu verpflegen. Später wurde der Pacht-
    zins ausschließlich in Geld geleistet, von welcher Zeit an wir von einer auf dem Schulzenhofe befindlichen
    Kasse sprechen hören. Diese glich einer kleinen oder
    Filial-Rentamtskasse , deren Erträge von Zeit zu Zeit an das Amt selber abgeführt wurden. Daneben aber
    scheint sie zugleich auch und vielleicht kaum minder
    eine Darlehns- und Prämienkasse gewesen zu sein.
    Wer den besten Honig vorzeigen konnte, der wurde
    prämiiert, und wer die nötigen Garantien bot, der
    erhielt ein Darlehn, um irgend etwas Neues, von dem
    man sich Resultate versprach, ins Werk zu setzen.
    Das ist alles, was ich aus Mund und Schrift über den
    Kienbaumer Bienenkonvent in Erfahrung bringen
    konnte. Sowenig es ist, so spricht sich doch Leben,
    Eifer und ein gewisses Organisationstalent darin aus.

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    Die Bienenzucht in Kienbaum, darüber scheint kein
    Zweifel, war von besonderer Vorzüglichkeit, und die-
    se Vorzüglichkeit hinwiederum war das natürliche
    Resultat einer vorzüglichen Bienen lokalität , das heißt einer andauernden, nie erschöpften Bienenweide.
    Solche Lokalitäten, wenn man die höchsten Anforde-
    rungen stellt, sind nicht eben allzu häufig, da sich's
    darum handelt, den Bienen eine blühende Pflanzen-
    welt zu bieten, aus der sie fast sechs Monate lang
    unausgesetzt ihren Bedarf einsammeln können.

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