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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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alles?«
    »Ich fürchte, ja. Wenn Sie sich nicht vielleicht für
    einen Spruch interessieren, den des alten Johann
    Porsts Nachfolger an die Sakristeitür geschrieben
    hat.«
    »Oh, ich interessiere mich sehr für Sprüche...« Und so las ich denn:
    Prinz Markgraf Ludewig
    Stift' hier zu Gottes Ehren
    Kirch'fenster, Sakristei
    Nebst zweien neuen Chören.
    Gott sei sein Schild, sein Lohn,
    Sein Schutz, sein Eigentum,
    Er laß es feste stehn
    Zu seinem ew'gen Ruhm.

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    Das Feuer, das aus diesem Spruch auflohte, schien
    mir unausreichend, die Kirchentemperatur zu
    verbessern, und so schlug ich einen raschen Rückzug
    an die Herdplätze menschlicher Wohnungen vor. Der
    Pfarrer schien von demselben Verlangen erfüllt, und
    ehe fünf Minuten um waren, waren wir wieder da-
    heim und stampften auf der Strohmatte seines Flurs
    den Schnee von unseren Füßen.
    Drinnen brannte jetzt Licht, aus der Nebenstube
    klangen Kinderstimmen, und vom Flur her hörten wir
    das Klappern der Plätteisen, wenn neue Bolzen ein-
    geschüttet wurden. An Wand und Decke hin aber
    huschten die Schatten der draußen an unserem
    Fenster Vorbeipassierenden. Der Thorwaldsensche
    Christus über dem Sofa schien in dem Widerspiel von
    Licht und Schatten zu wachsen, und während die
    Gestalten seiner Jünger mehr und mehr zurücktra-
    ten, war es, als stünd er freundlich segnend uns zu Häupten, der gute Hirt einer allerkleinsten Gemeinde. Die »Kreuz-Zeitung« war inzwischen sorgfältig
    zusammengefaltet worden, und statt ihrer lag das
    Malchower Kirchenbuch auf dem Tisch. Es waren
    Blätter von 1698 bis 1704, die wir nun überflogen,
    um vielleicht an der Hand des alten Porst, damaligen
    Predigers zu Malchow, einen Blick in die von Fuchss-
    che Herrschaft jener Epoche tun zu können. Aus al-
    lem ging hervor, daß es der alte Gesangbuchmann
    mit Predigt und Seelsorge sehr ernst genommen ha-
    ben mußte, was aber die Fuchsiana betraf, so schien
    uns leider auch diese Quelle versagen zu wollen. Ich beschloß deshalb, auch vor dem letzten nicht zu-rückzuschrecken und die Taufregister auf Namen und

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    Titel hin gewissenhaft durchzulesen. Und siehe da,
    der Moses-Stab, der den Quell aus dem Stein weckt,
    war auf der Stelle gefunden. Es tröpfelte zwar nur,
    aber die Kühle frischen Wassers labte doch meine
    Zunge. Sieben Jahre lang hatte Johannes Porst an
    ebendieser Stelle fungiert und in jedem dieser sieben
    Jahre siebenmal getauft; – auch darin also vollzog
    sich ein Gesetz. Und als ich nun mit allen neunund-
    vierzig Taufen glücklich durch war, kannt ich Mal-
    chow in seinem damaligen Besitz- und Personal-
    bestande so genau, wie wenn ich ein Katasterbeam-
    ter unter König Friedrich I. oder wohl gar der Dorf-
    schulmeister von Anno 1704 gewesen wäre. Denn
    die Malchower, kluge Leute schon damals, hatten
    sich in den seltensten Fällen bei der Auswahl ihrer
    Paten auf sich und ihresgleichen beschränkt, sondern
    waren immer bestrebt gewesen, in den christlichen
    Schutz des Herrenhauses, am liebsten und häufigs-
    ten in den des Beamten- und Dienstpersonals zu
    treten. Aus der Reihe der betreffenden Personen a-
    ber mögen hier, unter Anlehnung an die Taufregis-
    ter, folgende Namen und Titulaturen stehn: Herr
    Schlichting, »Lustgärtner«; Monsieur Ernst, Lakai bei
    des Freiherrn von Fuchs Exzellenz; Monsieur Abra-
    ham Luckold, Koch bei Seiner Exzellenz; Monsieur
    Peter Schultze, Kammerdiener bei Seiner Exzellenz;
    Mademoiselle Johanna Zollikoferin, Kammermädchen
    bei Madame la Baronne de Fuchs; Jungfer Anna Do-
    rothea Philitzin, Mädchen bei der Freifrau von Fuchs;
    Jungfer Anna Maria Löschin, Mädchen bei der Frau
    Baronin. Alle diese Personen finden sich wiederho-
    lentlich. Der eigentlich große Taufakt jener Epoche
    scheint aber der im Hause des Dorfkrügers gewesen

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    zu sein. Hier begegnen wir allen möglichen » großen
    Namen« aus der Zeit von 1698 bis 1704. Und zwar:
    Paul Freiherr von Fuchs, Geheimer Etats- und Kriegs-
    rat; Baron von Hertefeld, Oberforstmeister in Kleve;
    Johann Paul Freiherr von Fuchs, Hof- und ravensber-
    gischer Appellationsgerichtsrat; Madame Luise de
    Fuchs, née de Friedeborn; Madame la Baronne de
    Hertefeld, née de Boetzlaer; Madame de Fuchs, née
    Boetzlaer. Nehmen wir noch die sich an andrer Stelle
    findenden Namen der Frau von Barfus aus dem be-
    nachbarten Blankenburg, der Frau Apotheker Zornin
    aus Berlin und des Christoph Hammer, Leibkutschers
    bei Seiner Durchlaucht dem Markgrafen

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