Wanderungen durch die Mark Brandenburg
verbindet, so
will Ich Euch hierdurch zum Commandeur des Jäger-
regiments ernennen« etc.
Am Silvesterabend 1799, an der Neige des Jahrhun-
derts, traf Major von Yorck in seiner neuen Garnison
ein und überraschte seine Herren Offiziers auf dem
Silvesterball. Die erste Begegnung war gemütlich
genug, der dienstliche Ernst kam nach. Das
seit 1780 in Mittenwalde stehende Jägerregiment
war verwahrlost; er gab ihm einen neuen Geist, und
dieser Geist war es, der sich sieben Jahre später er-
folgreich in jenen kleinen Kämpfen bewährte, die
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dem Tage von Jena folgten. Bei Altenzaun am
26. Oktober, dreiviertel Meile südlich der Sandauer
Fähre, waren es die Mittenwalder Jäger, die den Elb-
übergang des Blücherschen Corps zu decken hatten.
Sie taten es mit Ruhm und Geschick. Die Jäger kehr-
ten nicht nach Mittenwalde zurück. Yorck selbst nur
auf wenige Tage, Januar 1807.3) Dann rief ihn die Not
des Vaterlandes dorthin, wo damals allein noch
Preußen war – nach Königsberg. Die Mittenwalder
aber waren stolz auf ihren Yorck, und als nach
schweren Jahren der Erniedrigung alles Volk in Preu-
ßenland zu Gewehr und Lanze griff und »Landwehr«
wurde, da griffen die Mittenwalder zur Büchse und wurden – Jäger . Wenigstens deutet darauf die Ge-dächtnistafel in der Kirche hin, wo die Namen der
Gefallenen fast ausnahmslos die Bezeichnung J., F. J.
und G.-J., das heißt also Jäger, Freiwilliger Jäger und Garde-Jäger, tragen.
Das Haus, das Major von Yorck bewohnte, existiert
noch. Es ist jetzt ein Gasthaus, in der Hauptstraße
der Stadt gelegen, und führt wie billig den Namen
» Hotel Yorck «. Über der Haustür erblicken wir eine Nische, und an derselben Stelle, wo sonst wohl ein
»Mohr« oder ein »Engel« zu stehen pflegt, steht hier
eine Büste des alten Yorck. Auch in den Zimmern
findet sich sein Bild. Die Lokalität ist im großen und
ganzen noch dieselbe, wie sie vor siebzig Jahren
war: hinter dem Hause der Hof und hinter dem Hof
ein Garten, beide von Stall- und Wirtschaftsgebäu-
den umstellt, an deren Außenwänden sich allerlei
Treppen und Stiegen im Zickzack entlangziehen. Im
Innern des Hauses hat sich natürlich viel verändert,
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und nur das Zimmer, das er selbst zu bewohnen
pflegte, zeigt noch ein paar der alten, übrigens
höchst einfachen Stuckverzierungen. Über dem Sofa
hängt der Kaulbach-Muhrsche Jeremias und von der
Decke herab eine Kamphinlampe. – Beides Kinder
einer andern Zeit.
Wer reist nach Mittenwalde?
Tausende wallfahrten nach Gohlis, um das Haus zu
sehen, darin Schiller das Lied »An die Freude« dich-
tete. Mittenwalde besucht niemand, und doch war es
in seinem Propsteigarten, daß ein anderes, größeres Lied an die Freude gedichtet wurde, das große deutsche Tröstelied:
»Befiehl du deine Wege«.
1. Propst Straube (1841 †), ein Amtsnachfolger
Paul Gerhardts an der Mittenwalder Kirche,
hat die lateinischen Distichen in folgenden A-
lexandrinern wiederzugeben versucht:
Wie lebend siehst du hier
Paul Gerhardts teures Bild,
Der ganz von Glaube,
Lieb und Hoffnung war erfüllt.
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In Tönen voller Kraft gleich
Assaphs Harfenklängen,
Erhob er Christi Lob in himmlischen Gesängen.
Sing seine Lieder oft, o Christ, in seliger Lust,
So dringst Gottes Geist durch sie in deine Brust.
2. Ähnliche Worte hatte Generalmajor von Mosel
am 14. August in Wesel gesprochen. Als der
König mit dem Degen auf den Kronprinzen
eindrang, warf sich M. dazwischen und rief:
»Sire, durchbohren Sie mich, aber schonen
Sie Ihres Sohnes.« Überhaupt zeigen die Vor-
gänge jener Zeit, daß hoher Mut an gefährli-
cher Stelle am besten gedeiht.
3. Droysen erzählt: Als Yorck in das Zimmer
trat, ward er von seiner Frau und seinen Kin-
dern nicht wiedererkannt. Aber das Vögelchen
im Käfig flatterte wie vor Freuden hoch auf
und sank dann tot hin.«
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Kleinmachenow
oder
Machenow auf dem Sande
Bei Warschau, bei Wien,
Bei Fehrbellin,
Ob Friedrich Wilhelm, ob Alter Fritz,
Ob Leuthen, Lützen, Dennewitz,
Ein alter märkischer Edelmann
Ist immer dabei, ist immer voran.
Kleinmachenow ist ein reizend gelegenes Dorf, das
sich an einem vom Telte-Fließ gebildeten See hin-
zieht. Die Häuser sind ähnlich, aber schöne Kasta-
nienalleen, wie sie während des vorigen Jahrhun-
derts fast überall in den Nachbardörfern Berlins ent-
standen, geben dem Ganzen ein sehr malerisches
Ansehn.
Das Dorf ist alter
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