Wanderungen durch die Mark Brandenburg
der Gar-
tenseite hin hat es einen halbkreisförmigen, von ho-
hen ionischen Säulen getragenen Vorbau, der dem
Ganzen etwas Stattliches leiht. Die Auffahrt auf den
sehr geräumigen Hof erfolgt durch ein altes Sand-
steinportal, das nach außen hin einen Medusenkopf
und auf diesem eine Minerva zeigt. Die Dorfleute betrachten den Medusenkopf als das Portrait eines
hartherzigen Vorbesitzers, der schließlich von den
Schlangen verzehrt worden sei.3)
Das alte Schloß , in unmittelbarer Nähe des jetzigen Herrenhauses, ist eins der wenigen alten Schloßge-2667
bäude, die sich bis auf diesen Tag in unserer Mark
erhalten haben. Es besteht aus einem schmucklosen
Viereck, an dessen Nordseite sich ein sechseckiger
Treppenturm lehnt. Dieser Turm überragt das
Hauptgebäude nur um wenige Fuß und trägt ein
Dach von eigentümlicher und schwer zu beschrei-
bender Form; in der Mitte des eigentlichen Schloß-
baus aber, und zwar in seinem Erdgeschosse, befin-
det sich ein starker sechs- oder achteckiger Pfeiler,
der das Obergeschoß zu tragen scheint. Welcher Zeit
dieser Pfeiler angehört, mag dahingestellt bleiben.
Bei der Seltenheit derartiger baulicher Überbleibsel
in unsrer Mark ist es vielleicht gerechtfertigt, die
Aufmerksamkeit unserer Archäologen darauf hinzu-
lenken. Von historischen Erinnerungen knüpft sich
nichts an diesen Bau. Gemeinhin hat hierlandes die
Orts geschichte den Ort selbst überdauert; wir wissen von der Existenz dieser oder jener Burg, von diesem
oder jenem, was drin geschah, und nur die Burg
selbst ist hin ; in Kleinmachenow ist es umgekehrt, die Burg existiert, aber die Geschichte fehlt. Dies hat zum Teil wohl seinen Grund darin, daß Kleinmachenow nach dem Aussterben der machenowschen Ha-
kes, etwa um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, in
Besitz einer Nebenlinie kam: der Hakes von Flatow
im Havellande, wodurch die lebendige Tradition un-
terbrochen wurde.
Die Wassermühle . Ein schöner, massiver Bau, durch die Gebrüder von Hake im Jahre 1856 neu aufgeführt. Eine Inschriftstafel der alten Mühle hat man in die Frontwand des Neubaues wieder eingefügt. Die
alte Inschrift lautet: »Anno 1695 hat Herr Ernst
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Ludwig von Hake, Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht
zu Brandenburg, Friderici III., Oberster bei der Garde
zu Fuß, diese adlige Freimühle hinwiederumb ganz
neue aus dem Grunde erbauet, weilen die alte ganz
zerfallen.« Dieser machenowschen oder Hakeschen
Wassermühle wird in alten Urkunden oft erwähnt,
doch ist sie nicht mit der noch älteren Wassermühle
bei Potsdam, kurz vorm Einfluß der Nuthe in die Ha-
vel, zu verwechseln, die eigens den Namen Hake-
Mühle (früher Hacken-Mohle) führt. Sie ist viel älter als die Hakes und wird schon 993 genannt, in welchem Jahre König Otto III. seiner Tante, der Äbtissin
Mathilde von Quedlinburg, den Ort Potsdam schenk-
te.
Die alte Kirche . Gegenüber der Einfahrt mit dem Medusenkopf liegt die Kirche. Eh wir sie erreichen, pas-
sieren wir ein Steinkreuz, hart an der Straße, zum
Andenken eines Schlabrendorf errichtet, der hier in
einem Duell mit einem von Hake auf offener Dorf-
straße getötet wurde. Sporen und Degen des Gefal-
lenen sind in der Kirche aufgehängt. Nicht immer
übrigens waren die Hakes Sieger bei solchen Vorfäl-
len. Auf einem anderen Familiengute kam es zu ei-
nem Duell zwischen einem Hake und einem von
Bornstedt. Man schoß sich in der großen Halle des
Hauses, und Hake fiel. Ursach war ein Stückchen
niedergetretenes Erbsenfeld. Man war damals rasch
bei der Hand.
Wir sind nun an die Kirche herangetreten. Es ist ein überraschend gefälliger, beinah feinstilisierter Backsteinbau aus dem sechzehnten Jahrhundert (viel-
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leicht auch schon aus dem fünfzehnten), reizend
zwischen Bäumen und Efeugräbern gelegen und von
einer Steinmauer eingefaßt. Die eine Kirchenwand
trägt zwar deutlich die Inschrift: »Casparus Jacke,
Maurermeister zu Potsdam 1597«, doch hat er die
Kirche sehr wahrscheinlich nur restauriert. Der Un-
terbau, bis zum Beginn der Fenster, ist jedenfalls viel älter, und die bestimmt zutage tretende Verschiedenheit der Steine hat denn auch zu der Sage ge-
führt, daß zwei Schwestern die Kirche gebaut und
helle und dunkle Ziegel genommen hätten, um ihren
Anteil unterscheiden zu können.
Unter den verschiedenen Grabsteinen und Denkmä-
lern, die die Kirche besitzt, ist vorzugsweis einer Ge-
denktafel zu erwähnen, die Ernst Ludwig
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