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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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der Gar-
    tenseite hin hat es einen halbkreisförmigen, von ho-
    hen ionischen Säulen getragenen Vorbau, der dem
    Ganzen etwas Stattliches leiht. Die Auffahrt auf den
    sehr geräumigen Hof erfolgt durch ein altes Sand-
    steinportal, das nach außen hin einen Medusenkopf
    und auf diesem eine Minerva zeigt. Die Dorfleute betrachten den Medusenkopf als das Portrait eines
    hartherzigen Vorbesitzers, der schließlich von den
    Schlangen verzehrt worden sei.3)
    Das alte Schloß , in unmittelbarer Nähe des jetzigen Herrenhauses, ist eins der wenigen alten Schloßge-2667
    bäude, die sich bis auf diesen Tag in unserer Mark
    erhalten haben. Es besteht aus einem schmucklosen
    Viereck, an dessen Nordseite sich ein sechseckiger
    Treppenturm lehnt. Dieser Turm überragt das
    Hauptgebäude nur um wenige Fuß und trägt ein
    Dach von eigentümlicher und schwer zu beschrei-
    bender Form; in der Mitte des eigentlichen Schloß-
    baus aber, und zwar in seinem Erdgeschosse, befin-
    det sich ein starker sechs- oder achteckiger Pfeiler,
    der das Obergeschoß zu tragen scheint. Welcher Zeit
    dieser Pfeiler angehört, mag dahingestellt bleiben.
    Bei der Seltenheit derartiger baulicher Überbleibsel
    in unsrer Mark ist es vielleicht gerechtfertigt, die
    Aufmerksamkeit unserer Archäologen darauf hinzu-
    lenken. Von historischen Erinnerungen knüpft sich
    nichts an diesen Bau. Gemeinhin hat hierlandes die
    Orts geschichte den Ort selbst überdauert; wir wissen von der Existenz dieser oder jener Burg, von diesem
    oder jenem, was drin geschah, und nur die Burg
    selbst ist hin ; in Kleinmachenow ist es umgekehrt, die Burg existiert, aber die Geschichte fehlt. Dies hat zum Teil wohl seinen Grund darin, daß Kleinmachenow nach dem Aussterben der machenowschen Ha-
    kes, etwa um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, in
    Besitz einer Nebenlinie kam: der Hakes von Flatow
    im Havellande, wodurch die lebendige Tradition un-
    terbrochen wurde.
    Die Wassermühle . Ein schöner, massiver Bau, durch die Gebrüder von Hake im Jahre 1856 neu aufgeführt. Eine Inschriftstafel der alten Mühle hat man in die Frontwand des Neubaues wieder eingefügt. Die
    alte Inschrift lautet: »Anno 1695 hat Herr Ernst

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    Ludwig von Hake, Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht
    zu Brandenburg, Friderici III., Oberster bei der Garde
    zu Fuß, diese adlige Freimühle hinwiederumb ganz
    neue aus dem Grunde erbauet, weilen die alte ganz
    zerfallen.« Dieser machenowschen oder Hakeschen
    Wassermühle wird in alten Urkunden oft erwähnt,
    doch ist sie nicht mit der noch älteren Wassermühle
    bei Potsdam, kurz vorm Einfluß der Nuthe in die Ha-
    vel, zu verwechseln, die eigens den Namen Hake-
    Mühle (früher Hacken-Mohle) führt. Sie ist viel älter als die Hakes und wird schon 993 genannt, in welchem Jahre König Otto III. seiner Tante, der Äbtissin
    Mathilde von Quedlinburg, den Ort Potsdam schenk-
    te.
    Die alte Kirche . Gegenüber der Einfahrt mit dem Medusenkopf liegt die Kirche. Eh wir sie erreichen, pas-
    sieren wir ein Steinkreuz, hart an der Straße, zum
    Andenken eines Schlabrendorf errichtet, der hier in
    einem Duell mit einem von Hake auf offener Dorf-
    straße getötet wurde. Sporen und Degen des Gefal-
    lenen sind in der Kirche aufgehängt. Nicht immer
    übrigens waren die Hakes Sieger bei solchen Vorfäl-
    len. Auf einem anderen Familiengute kam es zu ei-
    nem Duell zwischen einem Hake und einem von
    Bornstedt. Man schoß sich in der großen Halle des
    Hauses, und Hake fiel. Ursach war ein Stückchen
    niedergetretenes Erbsenfeld. Man war damals rasch
    bei der Hand.
    Wir sind nun an die Kirche herangetreten. Es ist ein überraschend gefälliger, beinah feinstilisierter Backsteinbau aus dem sechzehnten Jahrhundert (viel-

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    leicht auch schon aus dem fünfzehnten), reizend
    zwischen Bäumen und Efeugräbern gelegen und von
    einer Steinmauer eingefaßt. Die eine Kirchenwand
    trägt zwar deutlich die Inschrift: »Casparus Jacke,
    Maurermeister zu Potsdam 1597«, doch hat er die
    Kirche sehr wahrscheinlich nur restauriert. Der Un-
    terbau, bis zum Beginn der Fenster, ist jedenfalls viel älter, und die bestimmt zutage tretende Verschiedenheit der Steine hat denn auch zu der Sage ge-
    führt, daß zwei Schwestern die Kirche gebaut und
    helle und dunkle Ziegel genommen hätten, um ihren
    Anteil unterscheiden zu können.
    Unter den verschiedenen Grabsteinen und Denkmä-
    lern, die die Kirche besitzt, ist vorzugsweis einer Ge-
    denktafel zu erwähnen, die Ernst Ludwig

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