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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Besitz der von Hakes. Diese Fami-
    lie, die drei Gemshörner (Haken) im Wappen fährt,
    war früher wie im Havellande, so auch im Teltow
    reich begütert, besitzt aber in letztrem Kreise, nach
    Einbuße von Genshagen und Heinersdorf, nur noch
    Kleinmachenow und das Patronat über das angren-
    zende Stahnsdorf. Am Nordufer des schon genannten
    Sees erhebt sich der Seeberg, von dessen westli-
    chem Abhang aus man einen prächtigen Blick ins
    Land hat, die Türme von Potsdam am Horizont.

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    Bevor wir uns im Dorfe selbst und zumal in seiner
    alten Kirche umsehn, sei noch ein orientierendes
    Vorwort gestattet über die Hakes und Hackes. Hin-
    sichtlich dieser beiden Familien herrscht nämlich,
    was die Rechtschreibung ihrer Namen angeht, eine
    große Verwirrung, die schließlich zu Verwechselun-
    gen aller Art geführt hat. Erst neuerdings scheint
    man sich dahin geeinigt zu haben, nicht abwechselnd
    und nach Laune Hake, Haake, Haacke, Hacke etc. zu
    schreiben, sondern im Einklange damit, daß es zwei
    bestimmt geschiedene Familien gibt, auch zwei be-
    stimmt geschiedene Namen anzunehmen: die Hakes
    und die Hackes.
    Die Hackes sind aller Wahrscheinlichkeit nach aus
    Franken, und zwar in verhältnismäßig später Zeit in
    die Mark gekommen. Ihnen gehört vor allem Hans
    Christoph Friedrich von Hacke, genannt der »lange
    Hacke«, der bekannte Liebling Friedrich Wilhelms I.,
    an. Er war Oberst und Generaladjutant des Königs
    und derselbe, an den sich der bereits sterbende Mo-
    narch, als er die Stallbedienten unten im Hof auf
    einem groben Fehler ertappte, mit der bekannten
    Aufforderung wandte: »Gehen Sie doch hinunter,
    Hacke1), und prügeln Sie die Schurken.«
    In gar keiner Beziehung zu diesen Hackes stehen die
    Hakes.2) Sie haben seit 500 Jahren immer als einfa-
    che Edelleute in der Mark gelebt und seit 300 Jahren
    das Erbschenkenamt der Kurmark Brandenburg be-
    kleidet. In allen Kriegen, die wir seit den Tagen des
    Großen Kurfürsten geführt haben, haben zahlreiche
    Mitglieder dieser Familie auf unsern Schlachtfeldern

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    gekämpft und geblutet, besonders zahlreich zur Zeit
    der Türkenkriege und des Spanischen Erbfolgekrie-
    ges. Ein General der Infanterie und zwei Generallieu-
    tenants gingen aus ihr hervor. Von den Generallieu-
    tenants machte Ernst Ludwig von Hake, geboren
    1651 zu Kleinmachenow, den Spanischen Erbfolge-
    krieg als Oberst bei der Leibgarde mit; Levin Friedrich von Hake, geboren zu Genshagen, focht in den
    Schlesischen und im Siebenjährigen Kriege ; endlich Albrecht George Ernst Karl von Hake, geboren am
    8. August 1769 zu Flatow, zeichnete sich während
    der Befreiungskriege aus, wurde 1819 Kriegsminister und 1825 General der Infanterie. Er starb 1835 zu
    Castellammare. Diese drei Hakes repräsentieren, wie
    die drei großen Kriegsepochen unserer Geschichte,
    so auch drei verschiedene Zweige ihres eignen Ge-
    schlechts, und zwar die Häuser: Kleinmachenow,
    Genshagen, Flatow. Alle drei waren unverheiratet
    oder kinderlos und zwei von ihnen Ritter des
    Schwarzen Adlerordens.
    Sie alle aber, brav und ruhmreich, wie sie waren,
    werden mutmaßlich von einem ihrer ersten Vorfah-
    ren, von Hans von Hake, gemeinhin Hake von Stülpe
    genannt, überlebt werden. Dieser Hake von Stülpe
    war es, der auf der Golm-Heide zwischen Jüterbog
    und Trebbin den Ablaßkrämer Tetzel überfiel und
    ihm, unter der höhnischen Vorhaltung, »den Ablaß-
    zettel für erst noch zu begehende Sünden gestern
    von ihm gekauft zu haben«, die ganze Barschaft ab-
    nahm und den Kasten bergab in den Schnee rollte.
    Dieser Kasten befindet sich bis auf den heutigen Tag
    in der Kirche zu Jüterbog, Hake von Stülpe selbst

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    aber (auch Willibald Alexis hat ihm in seinem Roman
    »Der Werwolf« einen Abschnitt gewidmet) wird als
    eine jener Figuren, wie sie das Volk gern hat, in uns-
    rer Landesgeschichte fortleben. Der gute Humor, der
    Übermut und der Streich, der dem ganzen
    Ablaßkram dadurch gespielt wurde, haben von jeher
    dafür gesorgt, daß man die Tat mehr auf ihre humo-
    ristische Derbheit als auf ihren sittlichen Gehalt ge-
    prüft hat.

    Wir kehren nach diesen Vorbemerkungen in unser
    Dorf zurück und schreiten, immer den laubholzum-
    standenen, stillen See zu unsrer Rechten, die blü-
    hende Kastanienallee hinauf. An Bemerkenswertem
    finden wir das Herrenhaus, das alte Schloß, die Wassermühle und die Kirche .
    Das Herrenhaus ist ein moderner Bau aus den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts. Nach

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