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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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schüttelt er seine Federn und
    scheint sich in den Honneurs zu üben, sooft er auf
    einem Fuße steht. Jetzt aber meldet sein lauter
    Schrei, daß Freund oder Feind im Anzuge, die Tau-
    ben flattern auf, und die Mädchen auf dem Hausflur
    rufen, was jeder weiß: »Sie kommen!« Im Nu spren-
    gen jetzt Vorreiter auf den Hof, der erste Wagen
    hält, und die Pferde schnaufen und werfen den
    Schaum von den Nüstern; eine lange Reihe von E-
    quipagen folgt; aber ehe sie heran sind, öffnet ein
    Jäger den Schlag, und den Tritt hinab, der sich beim
    Öffnen der Wagentür wie von selber ausbreitet, stei-
    gen König und Königin .

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    Sie haben sich anmelden lassen in Großbeuthen,
    haben um Quartier gebeten für die Tage des Manö-
    vers, das die Garden auf dem Sandplateau des Tel-
    tow eben heute begonnen haben, und da sind sie
    nun, um ihren Einzug zu halten. Liebe empfängt sie,
    und Ehre geben sie. Die Schilftreppe hinauf schreitet
    das hohe Paar, und nach Worten herzlicher Begrü-
    ßung treten König und Königin in die für sie bereit-
    gehaltenen Zimmer.
    Und nun eine Stunde später.
    Im Freien ist das Mahl angerichtet unter ein paar
    mächtigen Kastanien, die das weiße Linnen des Ti-
    sches überschatten. Und was alles hat der Wunsch,
    ein Schönstes und Bestes zu tun, aus diesem schlich-
    ten Platze gemacht! Der Staketenzaun, dessen Holz-
    werk längst die Zeichen gereifter Jahre trägt, hat
    seine Moos- und Flechtenpatina hinter Pyramiden
    von Riesenmais versteckt, und was im Garten noch
    Duft und Farbe hatte, scheint jetzt hier versammelt zu sein. Die Treibhäuser haben ihre Blumentöpfe bis
    auf den letzten Mann gestellt, und selbst der
    Landsturm der Astern ist aufgeboten worden. Terras-
    senförmig stehen sie rechts und links und blicken
    einander über die Köpfe fort, als wären sie nicht nur
    erschienen, um gesehen zu werden, sondern auch,
    um selber zu sehn.
    Die trotzigen Tage liegen weit zurück – König und
    Königin sind zu Gast in Großbeuthen. Die vollen Blät-
    terschirme geben Schatten, und doch liegt ein Son-
    nenschein über der Tafel, und das Singen der Vögel

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    klingt, als wollten sie denen draußen erzählen von
    dem Feste, das hier gefeiert wird. Das Auge der Kö-
    nigin hängt an dem reizenden Bilde, der König aber,
    der den Zauber mehr fühlt als sieht, strömt über von
    jener gemüt- und geistgebornen Heiterkeit, die so
    viele Herzen eroberte, selbst abgeneigtere als die
    Herzen derer, die hier unterm Kastaniendache ver-
    sammelt sind.
    Das Mahl ist vorüber, und unter den Bäumen wird es
    schwül; aber der offene, luftige Garten liegt ausge-
    breitet vor ihnen, und seine breiten Steige laden zu
    einem Spaziergang ein. Die Obstbaumallee hinauf,
    an der Akazienlaube vorüber, am Weinspalier zurück,
    so schreitet der König in raschem Geplauder auf und
    ab und unterbricht sich nur, wenn aus Näh oder Fer-
    ne die Glocken herüberklingen, die den Abend ein-
    läuten.
    Die Dämmerstunde kommt, und der Tee wird auf der
    Gartentreppe serviert. In der Luft ist kaum ein Zit-
    tern. Zwei das Haus schützende hohe Platanen brei-
    ten ihr Gezweig über die Gruppe hin, und ein paar
    Schwarzpappeln, die weitab am Ausgange des Gar-
    tens stehn, stehen jetzt wie Schatten vor dem letz-
    ten Streifen der Abendröte. Stiller wird's, und nur ein Hauch, der sich eben regt, zieht über die Levkojenbeete hin und trägt ihren Duft bis zu der Gartentrep-
    pe hinauf. »Wie schön es bei Ihnen ist«, wendet sich
    der König an die Dame des Hauses und atmet höher
    und voller, als bad er sich in der duftigen Frische des Abends.

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    Aber diese Frische wird allmählich zur Kühle; jung
    und alt beginnen zu frösteln, und der Schutz und
    Wärme bietende Gartensaal empfängt die hohen
    Gäste. »Was lesen wir?« fragt der König. »Ehre, dem
    Ehre gebührt; ich dächte, wir hörten ein Kapitel heut
    aus der Geschichte der Görtzkes.«
    Und der Vorleser verbeugt sich und rückt an den
    Tisch. Beschämt und gehoben zugleich sitzen die
    Görtzkes umher und horchen auf jedes Wort. Sie
    kennen alles, aber das Bekannteste selbst klingt ih-
    nen heute neu, wo der König dem Berichte lauscht.
    Von ihrem Eltervater wird gelesen, von Joachim
    Ernst von Görtzke, dem »alten Görtzke« par excel-
    lence. Nichts wird vergessen: wie er als Page Marie
    Eleonorens in schwedische Dienste kam; wie er unter
    dem Schwedenkönig bei Leipzig focht; wie ihn die
    Kaiserlichen bei Lützen zum Hinkefuß und

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