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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Krüppel
    schossen und wie ihm das alte märkische Herz end-
    lich wieder lebendig ward und er zurücktrat in den
    kurbrandenburgischen Dienst. Und weiter dann: wie
    er ein großer Feldoberst wurde, der bei Rathenow
    und Fehrbellin dem alten Feldmarschall Wrangel,
    dem »Gustav Wrangel«, zeigte, daß aus dem Schüler
    ein Meister geworden. All das und wie der Kurfürst
    ihn seinen »Paladin« genannt, es wurde gelesen heut
    und noch viel mehr. Und auch wie seine letzten Tage
    waren. In Friedersdorf, das er gekauft und aus
    Trümmern und Asche wieder aufgebaut hatte, saß
    der Alte vor seinem Schloß und freute sich der Son-
    ne, die herniederschien, und des Wohlstands und
    Segens um ihn her. Und von Zeit zu Zeit kam auch

    2737
    Besuch: ein alter Weißbart, gefolgt von Töchtern und
    Enkeln, als wär es der Winter und brächte den Früh-
    ling mit. Das war Gusower Besuch, und der alte
    Weißbart, der kam, war der alte Derfflinger. Unter
    einer weitzweigigen Rotbuche setzte man sich dann,
    und die beiden alten Kämpen, die jederzeit Nachbarn
    gewesen waren, auf ihren Schlachtfeldern sonst und mit ihren Ackerfeldern jetzt , sie gedachten der alten Zeit und der alten Namen. Und auch am
    30. März 1682 hielt der Gusower Wagen auf der
    Rampe von Friedersdorf. Aber nicht zu frohem Besu-
    che; Glocken klangen, und Kanonen wurden gelöst,
    und der Achtzigjährige war nur gekommen, um den
    Siebzigjährigen in die Gruft zu senken. In der Frie-
    dersdorfer Kirche ruht die leibliche Hülle des »Pala-
    din«; neben dem Altar aber steht hoch aufgerichtet
    sein steinern Bild und schaut fromm und mutig drein,
    wie's einem brandenburgischen Kriegsmanne ge-
    ziemt. –
    Der Vorleser schwieg. »Ich weiß, daß die Görtzkes
    noch immer die alten sind«, sagte der König. »Der
    Erfolg steht bei Gott; aber Mut und Treue stehen bei
    uns.«
    Im Gartensaale wurd es still und bald auch im Hau-
    se. Der König schlief inmitten seiner Treuen wie je-
    ner »reichste Fürst«, den der Dichter besungen, und
    wenn Segenswünsche Macht haben über die Träume,
    so war sein Traum wie der Sommer, der zieht, oder
    wie Gesang, der abends vom See her ans Ufer klingt.

    2738
    Ein klarer Oktoberhimmel lacht, in die Platanenblät-
    ter mischt sich das erste Gelb, und die Birnbäume,
    die hoch über das Weinspalier wegragen, stehen in
    voller Frucht. Im Gartensaal aber ist es, als wäre
    schon Dezember, jene schönste Zeit im Jahr, wo's
    auf Flur und Treppe nach Tannenbaum und Wachs-
    stock duftet und wo die Geschenke kommen von nah
    und fern. Und wirklich, an der ganzen Länge des Ti-
    sches hin stehen die großbeuthenschen Hausinsas-
    sen und blicken auf allerlei wohlverpackte Kisten , als wären es Zauberkommoden, aus deren Fächern in
    jedem Augenblick ein Wundervogel auffliegen könne.
    Mit einer Feierlichkeit, die niemand merkt, weil jeder
    sie teilt, werden endlich die Deckel geöffnet, und der
    sonst so wenig anmutige, knarrende Ton, mit dem
    die Nägel sich langsam aus dem Holze ziehn – er hat
    seinen Reiz heut in dieser erwartungsvollen Stunde.
    Die Seegrashülle fällt, und nun blinkt es und blitzt es hell herauf! Es sind Geschenke von Sanssouci : Gold und Porzellan und Bilder und Gemmen, alles wertvolle Dinge, wie sie die Hand eines Königs , und sinnige Dinge, wie sie nur die Hand eines solchen Königs schenkt. Ein jeder blickt auf die Zeichen übergroßer
    Huld, und während das Haupt der Familie mit beweg-
    ter Stimme die königlichen Worte liest, die diese rei-
    chen Gaben begleiten, fallen die Tränen allertreuster
    Menschen zwischen die Gemmen und Edelsteine nie-
    der, als gehörten sie dorthin.
    Schloß Beuthen ist längst keine Veste mehr, die
    Goswin von Brederlow gegen die Hohenzollern hält.
    Tür und Tor stehen ihnen weit offen und die Herzen
    der Görtzkes dazu.

    2739

    1. Vergleiche die Kapitel »Gröben und Siethen«
    und »Saarmund und die Nutheburgen«.

    Saalow
    Ein Kapitel vom alten Schadow

    Ihr wolltet lebend nicht einander weichen,
    Im Tode hat nun jeder seine Krone;
    Verbrüdert mögt ihr euch die Hände reichen.
    Platen

    Auf dem Plateau des Teltow, ziemlich halben Weges
    zwischen Trebbin und Zossen, liegt das Dörfchen
    Saalow. Elsbruch, Kiefernwald und sandige Höhen
    fassen es ein, und die letzteren, die den grotesken
    Namen der »Höllenberge« führen, bilden neben ei-
    nem benachbarten See, der »Sprotter Lache«, so
    ziemlich die ganze Poesie des Orts.

    2740
    Wir kommen von Großbeeren her, haben eben

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