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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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daß alles angeordnet
    sei, lud ihn der General ein, in Liebenwalde zu blei-
    ben und an der Feier teilzunehmen. »General«, erwi-
    derte Knesebeck, »Sie haben zu befehlen; wenn ich
    bleiben muß , so werd ich bleiben; aber kein preußischer Offizier wird sich aus freien Stücken dazu ent-
    schließen, bei solchem Feste zugegen zu sein.« Ein
    prüfender Blick traf den Sprecher. Dann trat Vilatte
    an ihn heran und schüttelte ihm herzlich die Hand.

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    Später, als das Generalkommando von Liebenwalde
    nach Ruppin hin verlegt worden war, entspann sich
    ein immer freundlicheres Verhältnis zwischen Knese-
    beck und dem französischen General. Vilatte war ein
    Ehrenmann, ein Soldat von ritterlichem Sinn. Das-
    selbe galt von seinem Adjutanten, dem Hauptmann
    Denoyer, einem Kreolen von Martinique, der im Hau-
    se Knesebecks eine Wohnung bezog und in liebens-
    würdiger Weise die Beziehungen zwischen diesem
    und dem General zu fördern wußte. Die Mußestun-
    den, die der Dienst gönnte, wurden verplaudert;
    man verweilte gern bei früheren Aktionen und fühlte
    sich doppelt zueinander hingezogen, als sich bei die-
    sen Gesprächen herausstellte, daß man sich während
    der Rheincampagne gegenübergestanden und auf
    der Mainzer Schanze Kugeln miteinander gewechselt
    hatte.
    Mittlerweile wütete der Krieg in Spanien fort, wo im Juli 1808 die Kapitulation von Bailén eingetreten war.
    Knesebeck wußte davon, nicht aber Vilatte, der vielmehr umgekehrt von neuen Siegen und einem nahen
    Frieden träumte, mit Vorliebe von dem baldigen Ab-
    marsch der französischen Truppen sprach und daran
    eine Einladung an Knesebeck knüpfte, ihn auf seinem
    »Château« in der Umgegend von Nancy zu besu-
    chen.
    Knesebeck erwiderte: »General, Sie werden uns bald
    verlassen, aber nicht , um in die Heimat zu ziehen.
    Der Frieden ist ferner denn je.«

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    »Sie irren, Knesebeck; unsere Affairen in Spanien
    stehen gut; der Krieg geht auf die Neige.«
    »Ich bezweifle es, General. Darf ich mich offen zu
    Ihnen aussprechen?«
    »Eh bien, parlez!«
    »General, man hintergeht Sie. Die Bulletins Ihres
    Kaisers sind Täuschungen; es geht nicht gut; General Dupont hat bei Bailén kapituliert.
    17000 Franzosen sind kriegsgefangen.«
    »Sind Sie dessen so sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Eh bien, nous verrons. In acht Tagen sprechen wir
    weiter davon.«
    Die acht Tage verstrichen und brachten die einfache
    Bestätigung der Kapitulation. Vilatte geriet in die
    höchste Aufregung, ließ Knesebeck zu sich entbieten,
    schüttete ihm sein Herz aus über die endlosen Krie-
    ge, wiederholte aber dennoch seine Einladung. Beide
    Männer waren bewegt. Knesebeck antwortete end-
    lich: »Ich nehme Ihre Einladung an, General; ich
    werde kommen. Aber wenn wir uns wiedersehn, wird
    es in großer Gesellschaft sein .«

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    Das war 1808. Die französischen Truppen marschier-
    ten ab, aber nicht in die Heimat, vielmehr – nach Spanien.
    Fünf Jahre später, als auch für Preußen der Tag der
    Erlösung anbrach, jubelte Knesebeck. Er hoffte den
    großen Kampf mitkämpfen zu können, aber eine Ca-
    binetsordre berief ihn als ständischen Kommissar
    nach Potsdam, wo ihm die Aufgabe zufiel, bei der
    Organisation der kurmärkischen Landwehr tätig zu
    sein. So blieb es ihm versagt, mit ins Feld zu rücken
    und an den Ehren jener großen Zeit unmittelbar teil-
    zunehmen, bis endlich, im Jahre darauf, die Rück-
    kehr Napoleons und das rasche Vorrücken der Preu-
    ßen, um dem drohenden Stoße so früh wie möglich
    zu begegnen, ihm auch diesen Wunsch erfüllte. Er erhielt eine Compagnie im 6. kurmärkischen Landwehrregiment, marschierte mit nach Flandern und
    focht bei Ligny, Sombreffe und Wavre.
    So kam er auch nach Paris . Sein erster Gang war zu Vilatte, damals Chef der Gendarmerie der Hauptstadt. »Bonjour, général! da bin ich; erkennen Sie
    mich wieder?« – »Mon Dieu, Knesebeck, c'est vous«
    – und die alten Gegner und Freunde schüttelten sich
    die Hand. Knesebeck hatte sein Wort gelöst; er war
    gekommen, aber »in großer Gesellschaft«, wie er
    prophezeit hatte.
    Weihnachten 1815 kehrte er heim, ererbte bald da-
    nach Löwenbruch und zog sich 1829 nach dem be-
    nachbarten Jühnsdorf zurück. Unter allen Tagen sei-
    nes Lebens blieb ihm der Silvestertag 1807 der teu-

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    erste, wo die Stadt Ruppin ihm in festlicher Ver-
    sammlung die Bürgerkrone überreicht hatte. Und in
    der Tat, mit freudigem Stolze mocht er sich der Wor-
    te erinnern, die

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