Wanderungen durch die Mark Brandenburg
mores.«
»1761 am 7. Oktober hat sich der Kossäte Christian
Krüger, zwischen drei und vier Uhr morgens, aus
eingewurzelter Melancholie und Gemütsschwachheit
in seinem Garten an einem Birnbaum mit einem
Strick erwürget. Er ist in der Stille, aber auf eine
ehrliche Art begraben worden. Gott bewahre jeden vor solchem desperaten Weg aus der Zeit in die Ewigkeit.
1762 vom 7. bis 10. Mai hat es so stark gefroren,
daß alle Weinberge hier herum erfroren sind.
1765 den 26. Oktober, in der Nacht gegen zwölf Uhr,
ist in Breslau der weiland hochwohlgeborene Herr
Gustav Albrecht von Schlabrendorf, Seiner Königli-
chen Majestät in Preußen wohlbestallter Generalma-
jor von der Kavallerie und Chef eines Regiments Kü-
rassier, Erb- und Gerichtsherr zu Gröben, Jütchen-
dorf und Waßmannsdorf, nachdem er dem hohen
königlichen Hause einundvierzig Jahr und elf Monate
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rühmlichst gedient und sein Alter auf einundsechzig
Jahre, zehn Monate und vier Tage gebracht hat, selig
in dem Herrn entschlafen und darauf den
10. Dezember c. a. von Breslau nach Gröben ge-
bracht und in dem hochadligen Erbbegräbnis hier-
selbst beigesetzt worden. Der Verlust dieses würdi-
gen Mannes und wahren Menschenfreundes wird von
dem ganzen löblichen Regiment und von allen de-
nen, welche den Wohlseligen und dessen rühmliche
Eigenschaften und hohen Charakter gekannt haben,
aufrichtig bedauert.«
Mit dem Tode Gustav Albrechts von Schlabrendorf,
der, wiewohlen er erst in Preußen und dann in Schle-
sien in Garnison stand, auch aus der Ferne her ein
gut Regiment geführt zu haben scheint, geriet alles
in einen raschen Verfall. Das der Nebenlinie gehörige
Siethen ging darin freilich voran, aber auch Gröben
folgte bald. Auf den nächsten Blättern des Kirchen-
buchs werden wir ausgiebig darüber unterrichtet,
und zwar durch Aufzeichnungen des Pastors Redde,
der 1769 ins Amt kam und sich's angelegen sein ließ,
seine verurteilenden Sentenzen ohne Menschen-
furcht in seine Toten-, Tauf- und Trauregister einzu-
tragen. Nur für die Nicht -Schlabrendorfs hat er noch gelegentliche Worte der Huldigung, so daß Anerkennung und Verurteilung in seinen Aufzeichnungen
wechseln.
1. Johannes Thile I. kam 1604 ins Amt und
stand demselben bis zu seinem 1639 erfolg-
2776
ten Tode vor. Ihm folgte sein Sohn Johannes
Thile II., von dem aber alle Kirchenbuchauf-
zeichnungen fehlen, da die Führung seines
Amts in das letzte Jahrzehnt des Dreißigjähri-
gen Krieges und die daran anschließende Not-
und Trauerzeit fällt, in der alles wüst lag und
an Ordnung und Buchführung nicht zu denken
war. Johannes Thile II. starb 1669, und von
der Hand eines seiner Nachfolger findet sich
auf der entsprechenden Kirchenbuchseite die
Notiz, »daß ein Sohn dieses jüngeren Johan-
nes Thile (also des 1669 verstorbenen Johan-
nes Thile II.) den Kriegs- und Soldatenstand
erwählet von der Pike auf gedient und 1722
als Oberst ein Infanterieregiment befehligt
habe. In dieser seiner Eigenschaft sei dersel-
be durch Seine Königliche Majestät in Preu-
ßen, Friedrich Wilhelm I., in den adligen
Stand erhoben und dieselbe ›Dignität‹ alsbald
auch seinem Herrn Bruder, dem Geheimrat
Thile, verliehen worden.« – Es sind das Anga-
ben, die mit denen in Zedlitz' »Adels-Lexikon«
im wesentlichen übereinstimmen und an die
nur noch die weitere Mitteilung zu knüpfen
bleibt, daß die beiden gegenwärtig in unsrer
Armee stehenden Generale von Thile dieser
dem Gröbener Pfarrhaus entstammten Familie
zugehören.
Aufzeichnungen des Pastors Redde
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»1771 am 3. Januar ist hier zu Gröben der hoch-
wohlgeborene Herr Charles Guichard, genannt Quin-
tus Icilius, im Kriege gewesener Chef eines Freiba-
taillons Seiner Königlichen Majestät in Preußen, jetzo
königlicher Obristlieutenant bei seiner Suite, mit dem
hochwohlgeborenen Fräulein Henriette Helene Alber-
tine von Schlabrendorf, des weiland Herrn Gustav
Albrecht von Schlabrendorf, königlichen Generalma-
jors, nachgelassener Tochter, getraut worden. Alter
dreiundvierzig und vierundzwanzig.
1774. Elisabeth Habedank starb an Würmern.
1774 am 17. November ist ein sechs Monat altes
Kind außer der Ehe tot geboren und danach obduzie-
ret worden. Ich bewahre das Herz desselben in Spiri-
tus und überlaß es meinem Nachfolger, daraus die
Resultate zu seiner Pflicht zu ziehn.
1775 am 13. Mai starb in Potsdam der hochwohlge-
borene Herr Charles
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