Wanderungen durch die Mark Brandenburg
ausgepeitscht und nach Spandau
kondemniert.
1738 am 15. April ist Marie Elisabeth – Christoph
Penselins, gewesenen Kastellans zu Rheinsberg,
Witwe – hier angekommen und hat einen Sohn zur
Welt gebracht. Vater soll sein Georg Ludwig Schrei-
ber, Gärtnergesell in Rheinsberg.
1738 am 21. November wurde dem Andreas Fausten
ein Söhnlein geboren. Das Kind hatte an seiner Na-
senspitze ein Gewächs, und von der Oberlippe war
fast nichts zu sehen. Ingleichen hatte es an jedem
kleinen Finger einen Zipfel. Notabene. Der Mann hat-
te seine Frau mit dem Knecht beschuldigt, worauf
diese gesaget: ›Wenn das wahr ist, so gebe Gott ein Zeichen an dem Kinde.‹ Drei Stunden nach der Geburt ist es verstorben.
1741 am 10. April hat Herr Johann Christian von
Schlabrendorf, königlich preußischer Lieutenant, in
der an diesem Tag um ein Uhr nachmittags zwischen
Brieg und dem Dorfe Mollwitz vorgefallenen scharfen
Aktion, durch einen Musketenschuß, so ihn durch
den Kopf getroffen, das Ende seines Lebens gefun-
den, nachdem er sein Alter gebracht auf neunund-
zwanzig Jahr und vier Monat.
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1743 am 12. November hat sich Gustav Albrecht von
Schlabrendorf, Erb- und Gerichtsherr auf Gröben und
königlich preußischer Hauptmann im Dragonerre-
giment des Herrn Generalmajors von Roell, zu Tilsit
in Preußen vermählt, und zwar mit Fräulein Christia-
ne Amalie Ernestine von Roell, Tochter obengenann-
ten Generalmajors.«
Auf den nächsten Blättern erfolgt nun die Registrie-
rung der Kinder, die dem Hauptmann Gustav Alb-
recht von Schlabrendorf aus dieser seiner Ehe gebo-
ren wurden. Alle diese Geburten und Taufen fanden
in Tilsit und Insterburg statt, wo das Roellsche Dra-
gonerregiment in Garnison lag, aber das Gröbener
Kirchenbuch ermangelte nicht, auch seinerseits dar-
über zu berichten und sogar die jedesmaligen Paten
aufzuführen: den König, Prinz Heinrich, Prinz Ferdi-
nand, Prinz Ferdinand von Braunschweig usw. Aus
ebendiesen Aufzeichnungen erfahren wir auch von
dem jeweiligen Avancement Gustav Albrechts von
Schlabrendorf. Im Beginn des Siebenjährigen Krieges
war er Obristlieutenant, ritt mit in der berühmten
Attacke bei Zorndorf und empfing überhaupt drei-
undzwanzig Wunden. Er starb später als General in
Breslau. Bei Gelegenheit seines Todes komme ich auf
ihn zurück.
»1751 am 31. März ist Eva Pipers uneheliches Kind
getauft worden. Der Vater ist Martin Meene, ein lau-
siger junger Flegel.
1752 am 25. Julius ist die Christiane Mirtzen, ein
Schandsack, mit Zwillingen niedergekommen. Der
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Vater ist der Schäferknecht Michel Pohlmann, ein
Erz-Ehebrecher. Gleich zu gleich gesellt sich gern.
1754. In diesem Jahre, das heißt in der Zeit vom
dreiundzwanzigsten Sonntage nach Trinitatis 1753
bis Ostern 1754, hat die Viehseuche hier so gewütet,
daß alles Vieh, jung und alt, hingefallen und keiner
was behalten, ausgenommen der Prediger drei Stück
und der Küster fünf Kühe. In der ganzen Zeit ist die-
ser Ort eingesperrt worden.
1755. In diesem Jahre hat allhier, wegen des über-
handgenommenen großen Wassers, kein Heu können
gemäht werden, und sind aus ebendieser Ursach
auch beide Ernten gar schlecht ausgefallen.
1755 am 21. Juni war ein entsetzliches Unwetter mit
Feuerschaden, und nur das große Wohnhaus des
adligen Hofes ist gerettet worden.
1757 am 29. Dezember ist der Weinmeisterknecht
Martin Hintze mit der Dorothea Harnack getrauet
worden. Erzbube mit Erzdirne.
1760 am 11., 12. und 13. Oktober ist Gröben von
einigen herumschweifenden Östreichern, nebst etli-
chen von der Reichsarmee, heimgesuchet worden.
Bei welcher Gelegenheit dieser Ort nicht allein an
700 Taler Brandschatzung hat geben müssen, son-
dern sind auch noch die Einwohner geplündert und
ihnen ihre Pferde weggenommen worden. Desglei-
chen ist auch die Kirche und das Pfarrhaus nicht ver-
schont geblieben. In ersterer ist der Kirchkasten auf-
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gebrochen und das darin von etwa vier Jahren her
befindliche Klingebeutelgeld geraubt worden. In dem
Pfarrhause haben sie jegliches unten und oben um-
gewühlt, wodurch dem Prediger über 250 Taler
Schaden verursacht worden. Gott behüt uns vor fer-
nerem Einfall und Räuberhaufen.«
An anderer Stelle: »Diese grausamen Menschen ha-
ben mir und den andern Einwohnern dieses Orts
nichts als das Hemd auf dem Leibe gelassen und
haben auch aus dem Gotteskasten das vorhandene
Kirchgeld mit weggeraubt. O tempora, o
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