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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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momentaner Ungnade. Das
    war 1770. Als Guichard in ebendiesem Jahr
    die Zustimmung zu seiner Verheiratung mit
    Fräulein von Schlabrendorf auf Gröben nach-
    suchte, verweigerte der König den Konsens,
    und zwar »weil er von zu schlechter Herkunft
    sei; sein Großvater sei bloß Töpfer gewesen«.
    Auch diesen Hieb suchte Guichard zu parieren
    und erwiderte: »Seine Majestät seien auch
    Töpfer. Die ganze Differenz bestehe darin,
    daß sein Großvater Fayence gebrannt habe,
    während der König Porzellan brenne.« Letzte-
    rer blieb aber bei seinem ungnädigen Wider-
    spruch, und Guichard nahm den Abschied.
    Indes nicht auf lange. Kein Jahr, so ließ ihn

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    der König wieder rufen und war gnädiger als
    zuvor.

    2. Es ist die Frage gestellt worden, ob solche
    Kritik in einem Kirchenbuche zulässig sei.,
    was ich auf das bestimmteste bejahen möch-
    te. So gewiß es einem Geistlichen zusteht,
    von der Kanzel her, oder selbst am Grabe, die
    besondere Verruchtheit eines Ehrlosen zu
    brandmarken, der – wie vielleicht erst die
    Stunde seines Todes aufdeckte – Witwen und
    Waisen um das Ihrige betrog, so gewiß muß
    es ihm auch zustehen, im Kirchenbuche Dinge
    niederzuschreiben, die solcher öffentlichen
    Anklage gleichkommen. Ich bin sogar der An-
    sicht, daß dies häufiger geschehen und ein
    derartiges Vorgehen unter die ständigen Kir-
    chenzuchtsmittel aufgenommen werden soll-
    te. Denn es gibt in der Tat Naturen, die vor
    solchem auf Jahrhunderte hin unerbittlich ü-
    berliefertem Wort mehr Respekt haben, ja
    mehr in Furcht sind als vor einem lebzeitigen
    Skandal. Ein Amtsmißbrauch ist aber um so
    weniger zu befürchten, als ein Appell von sei-
    ten der in gewissem Sinne mitbetroffenen
    Verwandtschaft an die vorgesetzte kirchliche
    Behörde ja jederzeit offenstehn und selbst-
    verständlich, im Falle sich ein Übergriff her-
    ausstellen sollte, zur Entfernung des Geistli-
    chen aus seinem Amt, eventuell auch zu wei-
    terer Bestrafung führen würde. – Was übri-
    gens speziell unseren Pastor Redde betrifft, so
    muß ihm dieser »letzte Schlabrendorf auf

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    Siethen« ein ganz besondrer Dorn im Auge
    gewesen sein, da wir in anderweiten, einige
    Jahre später gemachten Kirchenbuchauf-
    zeichnungen ebendiesen Redde nicht nur als
    einen durchaus unzelotischen, sondern sogar
    als einen höchst complaisanten und beinah
    höfischen alten Herrn kennenlernen. Es be-
    zieht sich dies namentlich auf ein französisch
    abgefaßtes und an eine damals etwa sieben
    Jahr alte Comtesse Brandenburg (Tochter
    Friedrich Wilhelms II.) gerichtetes Sinnge-
    dicht, das nach Überschrift und Inhalt folgen-
    dermaßen lautet: »A l'anniversaire de la nais-
    sance de Mlle. Julie, Comtesse de Brande-
    bourg, célébré le 4 Janvier à Siethen par le
    curé Redde. ›Vos fleurs de la jeunesse –
    S'augmentent dès ce jour; – Les fruits de la
    sagesse – En viennent à leur tour. – O gardez
    tout bouton, afin qu'il bien fleurisse, – Afin
    que toute fleur en fruit pour vous mêurisse.‹«

    2786
    II
    Gröben und Siethen
    unter den neuen Schlabrendorfs
    Die vorstehenden Auszüge schließen mit dem Jahre
    1786.
    In ebendiesem Jahre war auch Gröben – wie Siethen
    schon acht Jahre früher – der alten Schlabrendorf-
    schen Linie verlorengegangen, aber nur um im Ge-
    gensatze zu Siethen, das auf Jahrzehnte hin der Fa-
    milie verloren blieb , unmittelbar auf eine andere, jüngere Linie der Schlabrendorfs überzugehen.
    Eine Klarstellung dieser Punkte fordert einen kleinen
    genealogischen Exkurs.
    Zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts hatten die
    gröbenschen Schlabrendorfs, die bis dahin, den Bi-
    schof abgerechnet, in unsrer Landesgeschichte von
    nicht sonderlicher Bedeutung gewesen waren, einen
    Aufschwung genommen, und zwar in dem Brüder-
    paare Gustav Albrecht von Schlabrendorf und Ernst
    Wilhelm von Schlabrendorf.
    Des ersteren (Gustav Albrecht) ist in vorstehendem
    bereits ausführlich Erwähnung geschehen. Er war,
    um in Kürze zu rekapitulieren, einer der Helden des
    Siebenjährigen Krieges, kommandierte bei Zorndorf
    das alt-Platensche Dragonerregiment und wurde spä-
    ter Generalmajor und Chef der zu Breslau garniso-
    nierenden Kürassiere. Nach seinem 1765 erfolgten

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    Ableben ward er nach Gröben übergeführt und in der
    Kirche daselbst in unmittelbarer Nähe des Altars bei-
    gesetzt. Es würde nun dem einen oder andern seiner
    überlebenden drei Söhne zugestanden haben, auf
    dem alten Familiengute sich

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