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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Guichard, genannt Quintus Icili-
    us, Seiner Königlichen Majestät wohlbestallter Obers-
    ter von der Infanterie und Adjutant bei dero Suite,
    nach einem zweitägigen Krankenlager an einer Kolik
    und Inflammation, nachdem er mit seiner Gemahlin,
    der hochwohlgeborenen Frau Henriette Helene Alber-
    tine, gebornen von Schlabrendorf, aus dem Hause
    Gröben, beinah viereinhalb Jahr in der Ehe gelebt
    und mit derselben eine Tochter und einen Sohn, mit
    Namen Friedrich Quintus Icilius, gezeuget.
    Er war ein Herr, der in diesem Jahrhundert seines-
    gleichen nicht gehabt noch haben wird, und ein je-

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    der, der seine Geburt, Wissenschaften und Ehren
    bedenket, muß sagen: Er hat große Dinge an ihm
    getan, der da mächtig ist und des Name heilig ist.
    Seine Eltern waren bürgerlichen Standes zu Magde-
    burg, woselbst sein Vater das Amt eines Syndikus
    bei der französischen Kolonie bekleidete. In seiner
    Jugend widmete er sich der Gelehrsamkeit und stu-
    dierte zu Halle Theologie, danach auch auf einigen
    holländischen Universitäten und predigte mehrere-
    mal zu Marburg und Heilbronn. Zu gleicher Zeit er-
    warb er sich Kenntnis in den Antiquitäten und nützte
    diese zur Explication des Kriegswesens der Alten,
    sonderlich der Griechen und Römer. Wieviel er darin
    vermocht, bezeugen unter anderm seine Schriften
    über die Taktik der Alten und sein Kommentar über
    den Julius Caesar. Eine natürliche Folge seines Ge-
    schmacks am Militär und seiner Kenntnis desselben
    war es, daß er sich diesem Stande widmete. Zuerst
    trat er in holländische Dienste. Bei Beginn des letz-
    ten Krieges aber ward er von Seiner Majestät in
    Preußen, so seine Bücher über Taktik gelesen, ins
    Lager und zur Armee berufen. Hier war er, soweit es
    der Krieg gestattete, beständig um und an der Seite
    des Königs, der an ihm einen Mann zu seinem Um-
    gang und Vergnügen fand, einen Mann, den er als
    Soldaten und Philosophen und zugleich auch in politi-
    cis jederzeit gebrauchen konnte. Kurz, er war der
    Favorit unseres großen Monarchen, und kein Tag
    verging, an dem er nicht um ihn gewesen wäre. So
    weit man Friedrichs Namen kannte, so weit kannte
    man auch den des Quintus Icilius, mit welchem Na-
    men ihn der König selbst beehret hatte.1)

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    Wer Alexander ehrte, der sah auch freundlich auf
    Hephästion, und als Quintus Icilius seinen Kommen-
    tar zum Julius Caesar an Kaiser Joseph überreicht
    hatte, ward ihm ein Gegengeschenk: ein rotes Etui
    mit zweiundzwanzig goldnen Medaillen, auf deren
    jeder das Bildnis eines Mitgliedes der kaiserlichen
    Familie befindlich war. Alles in einem Gesamtwert
    von mehr als 1000 Taler.
    Sein Körper ward auf Befehl des Königs, der den Sitz
    der Krankheit und die Todesursach erfahren wollte,
    geöffnet und danach erst hierher nach Gröben ge-
    bracht, allwo der Sarg unter dem Kirchenstuhle, dar-
    in die Predigersfrau ihren Sitz hat, beigesetzt wurde.
    Charles Guichard war am 27. September 1724 gebo-
    ren und achtzehn Jahre lang in Königs Diensten ge-
    wesen. Sein Alter hat er folglich gebracht auf fünfzig
    und ein halbes Jahr. Sein moralischer Charakter war
    guttätig und freundlich gegen seine Nächsten, ohne
    Hochmut und Geiz, übrigens aber von deistischem
    Glauben.
    1778 am 14. April starb zu Berlin Joachim Ernst von
    Schlabrendorf, auf Siethen Lehns- und Gerichtsherr.
    Nachdem derselbe sein Gut über den doppelten Wert
    hinaus verschuldet und selbiges endlich seinen Cre-
    ditoribus zur Administration und Sequestration über-
    lassen, auch seine Mobilien an die Meistbietenden
    öffentlich verkauft hatte, hatte sich derselbe vor et-
    wa anderthalb Jahren mit Frau und Tochter nach
    Berlin begeben. Und ebendaselbst ist er denn auch,
    der sich von jeher bis an sein Ende mit nichts als

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    Intriguen und Listen zu seinem großen Schaden be-
    schäftigt hatte, dreiundsechzig Jahre alt, an der Lun-
    genentzündung gestorben. Er war auf dem ehemalig
    Schlabrendorfschen Gute Blankensee geboren, klein
    von Statur und hageren Leibes und hat in seiner Ju-
    gend einige Zeit auf Schulen und Universitäten zuge-
    bracht. Alles, was er von daher profitieret, wandte er
    an, um anderen Übles zu tun, aber freilich immer zu
    seinem eigenen Verderben. Vor den Augen und in-
    sonderheit vor Leuten, die seine Schliche noch nicht
    kannten, erschien er als ein Biedermann in Worten
    und Mienen, und war kein christlicherer und ehrliche-
    rer und treuherzigerer Mann als er in der ganzen
    Welt zu finden. Er zeigte

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