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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Vorstellung in Dankbarkeit mit heim. Aber er hüte sich, auf weitere For-
    schungen und Entdeckungen ausziehen zu wollen.
    Die Nutheburgen necken ihn nur und sind wie die
    Fata Morgana dieser Zauche-Wüste. Wenn er sie zu
    haben glaubt, so hört er den Mittagsgeist lachen, das
    Bild zerrinnt, und – die Nutheburgen sind ihm ferner
    denn zuvor.

    2862
    Blankensee

    Da sagte die Mark: Eh bien, wohlan,
    Ich kann dasselbe wie Kanaan,
    Und will sich's seiner Sarah berühmen,
    So hab ich meine Frau von Thümen.

    Eine halbe Stunde südlich von Saarmund, immer am
    Ufer der Nuthe hin, fahren wir in einen schmalen,
    spitz auslaufenden Landesteil ein, den wir am besten
    als den »Thümenschen Winkel« bezeichnen. Dieser
    Thümensche Winkel, in Zeiten, die nicht allzufern
    zurückliegen, hatte eine gewisse politische Bedeu-
    tung, denn er war sächsisches Land, das sich an dieser Stelle weit ins Brandenburgische hineinschob, so
    weit, daß die Entfernung bis Potsdam nicht voll zwei
    Meilen betrug. Das war denn, wie sich denken läßt,
    in den Tagen Friedrich Wilhelms I. eine Sache von
    »Importance«, jeder Deserteur wußte davon, und so
    unbequem der Thümensche Winkel für den König
    lag, so bequem lag er für den Flüchtling.
    Von dieser »Importance« ist dem Thümenschen
    Winkel begreiflicherweise nichts geblieben, und er
    muß sich jetzt wieder mit dem begnügen, was er
    sonst noch aufzuweisen hat, meist Dinge, die viel
    weiter in unsere Geschichte zurückgehen als die
    »großen Blauen« von Potsdam.

    2863
    Die Residenz dieses Fleckchens Erde heißt Blanken-
    see. Hier haben die Thümens ihr Herrenhaus, hier
    ihre Kirche, ihre Gruft. Auch an Sagen fehlt es nicht,
    in denen irgendein Vorbesitzer, aber immer ein
    Thümen, seine halb spukhafte Rolle spielt. Wir wer-
    den in der Folge noch davon zu erzählen haben.
    Es war Mittagsstunde, als wir vor dem Gasthause
    hielten. Der Wagen fuhr in den breiten Schatten ei-
    ner Linde, während wir uns rüsteten und mit den
    Augen überallhin umherfragten. Unser erstes war ein
    Gang durch das Dorf. Am schönsten gelegen ist das
    Herrenhaus. In Front ein Elsenbruch, an den Flügeln
    zwei breite Seespiegel, und zwischen Schloß und
    Park ein Wasserlauf, der diese beiden Seeflächen
    verbindet – das ist in großen Zügen die Szenerie.
    Das Gesträuch des Parkes wuchs weit über das Wäs-
    serchen hin und schuf einen Laubengang, unter dem
    die Enten auf und ab fuhren und sich's wohl sein lie-
    ßen.
    Inzwischen brannte die Sonne mehr und mehr, und
    die Schatten des Parkes luden uns zum Verweilen
    ein. Aber es war doch schließlich ein anderes, was
    uns hierhergeführt hatte, weshalb wir denn auch
    Park und Schloß aufgaben, um uns zunächst eines
    sagen- und landeskundigen Blankenseers zu versi-
    chern.
    Der Zufall wollt uns wohl, und am Dorfrande wurden
    wir alsbald eines Mannes ansichtig, der, in einem
    offenen Torwege stehend, unserm unsichren Umher-
    suchen schon seit einiger Zeit gefolgt zu sein schien.

    2864
    Als er uns auf sich zukommen sah, kam er uns sei-
    nerseits unter artigem Gruß entgegen. Es war ein
    großer, schöner Mann von militärischer Haltung, da-
    bei zugleich von jener ruhigen Sicherheit wie sie die
    bibelfesten Leute zu haben pflegen. Es entspann sich
    folgendes Gespräch.
    »Wir wollen auf den Kapellenberg. Können Sie uns
    den Weg zeigen?«
    »Ich kenn ihn nicht. Aber nach dem, was ich gestern
    gehört, ist er nicht zu fehlen.«
    »So sind Sie nicht von Blankensee?«
    »Nein. Ich bin erst seit acht Tagen hier.«
    »In der Schäferei?«
    »Ja.«
    »Der Schafmeister?«
    »Nein. Ich bin sein Knecht.«
    Mein Begleiter und ich sahen einander an, und eine
    kleine Pause trat ein. Der unumwundenen Erklärung:
    »Ich bin dieses oder jenes Mannes Knecht«, begeg-
    net man in Städten niemals und auf dem Lande nicht
    allzu häufig. Man sucht sich ausweichend zu helfen,
    so gut es geht. »Ick bin bi Schulz Borchardten sine
    Peerd«, so oder ähnlich wird das Wort umgangen.

    2865
    Was uns aber in dem vorliegenden Falle noch ganz
    besonders frappierte, war das korrekte Deutsch und
    der männliche und zugleich bescheidene Freimut, in
    dem die Antwort gegeben wurde. Diese so seltene
    Demut und Wahrheitsliebe verfehlte nicht eines Ein-
    drucks auf uns, und wir freuten uns, als unser neuer
    Bekannte darum bat, uns begleiten zu dürfen. Er
    war, wie sich bald ergab, aus der Provinz Sachsen,
    hatte in der Garde gedient und war dann sechs oder
    sieben Jahre lang der Diener

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